Das Thema "Mein Hobby" impliziert ja doch eine gewisse Subjektivität. So ist das mit Hobbies und so soll das auch sein.
Was historische Darstellungen allgemein betrifft - nicht nur Mittelalter - gibt es eben unterschiedliche Herangehensweisen.
Einer findet es völlig in Ordnung - und will auch nicht mehr - als hin und wieder ein wenig Mittelalter spielen. So ähnlich, wie Kinder Cowboy und Indianer spielen.
Manch anderem mag das den Magen umdrehen, aber da ist es angemessen, sich zusammenzunehmen. Das Niveau, das jemand Anderer für seinen eigenen Anspruch festgelegt hat, ist zunächt einmal über jede Kritik erhaben, weil: Sein Ding!
Wir sind hier nicht auf einem Kasernenhof oder in einer Firma mit "Corporate Identity", sondern bei "Freizeitgestaltung".
Ein anderer hat stattdessen eben den Anspruch, es "richtig" zu machen. So, wie es damals war. Genau so!
Das verdient Respekt, aber auch nicht allzu viel. Denn schließlich macht es der Betreffende, weil es ihm Freude macht. Es sei denn, er würde für ein Museum arbeiten und es wäre sein verdammter Job.
Was mich betrifft, so bewundere ich mitunter, was dabei als Ergebnis zu sehen ist. Und staune darüber, wie viel Energie man in ein Hobby stecken kann.
Na ja. Die Leute, die jedes Wochenende unter ihrem Auto liegen und begeistert daran herumschrauben, stecken genauso viel Energie in ihre Liebhaberei. Ist halt nur ein anderes Gebiet.
Kritisch wird es natürlich dann, wenn man das Hobby gemeinsam ausüben will. Dann müssen die Leute, die da miteinander Freizeitgestaltung betreiben, schon in etwa auf der gleichen Linie sein, sonst wird das nix. Aber das regelt das Leben eigentlich von selbst. Wer nicht in die Gruppe passt, geht irgendwann wieder oder kommt garnicht erst herein. Manchmal gibt es dabei kleine Beulen oder verletzte Eitelkeit, aber im Regelfall nichts Schlimmes.
Was mich betrifft, so muss meine Gewandung nicht handversponnen, handgewebt, pflanzengefärbt und handgenäht sein. Stoff ist Stoff, Naht ist Naht. Hauptsache, es sieht (einigermaßen) richtig aus.
Wobei ein Teil dieser Ansicht meiner Ungeduld geschuldet ist, ein anderer Teil den nicht unerheblichen Kosten für eine korrekte, aber heute eben exotische Materialauswahl.
Aus meiner Sicht ist die Gewandung ein eher oberflächlicher Teil der "Darstellung". (Eigentlich mag ich diesen Begriff nicht besonders.)
Spannender finde ich, die Ausrüstung, das Lager tatsächlich so hin zu kriegen, dass es damals zumindest so hätte sein können.
Ein perfekt gewandeter ... Wasauchimmer ... mit einer Bierflasche am Hals oder der schamhaft unter dem Tisch versteckten Metbuddel ist für mich genauso schräg wie das Burgfräulein in Pannésamt. Und die Baumarktaxt zum Holz hacken sieht im mittelalterlichen Drumherum auch aus, wie ein schlimmer Finger. Aber was soll's, irgendwo muss man halt Kompromisse machen, sei es auch nur vorübergehend.
Das Ganze ist für mich ein Langzeit-Puzzle. Jedes Jahr ein wenig besser, ein weiteres Detail originalgetreuer. Schließlich mache ich das nebenbei und zum Spaß.
Einige Reaktionen zeigten mir inzwischen, dass ich damit nicht auf einem völlig falschen Weg sein kann.
Mal sehen, was ich nächste Saison besser mache.