Autor Thema: Ritter werden, aber wie?  (Gelesen 32416 mal)

Marc-Anton

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Ritter werden, aber wie?
« am: 05. September 2006, 14:13:35 »
Ich hab eine Simple frage.

Wie wurde man früher genau Ritter, womöglich noch Ordens-Ritter?

Und wie wird man MA Ritter?
 *smoky*
Wotan mag uns den weg weisen.
Aber Balder erleuchtet ihn.

Alesandro von Hainichen

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Ritter werden, aber wie?
« Antwort #1 am: 05. September 2006, 14:35:13 »
Pax vobiscum,

Wie wird man Ritter?

Zu 1. Man sei von Geburt an adelig, beginne früh mit dem Training, leiste seine Knappenzeit ab und lasse sich dann zum Ritter schlagen.  *pfeifl*

oder

Man verdinge sich als Soldat, kämpfe Tapfer in der Schlacht und lasse sich als Anerkennung von seinem Lehnsherrn zum Ritter schlagen.

Sollte einer der vorgennanten Punkte erfüllt sein trete man in einen Geistlichen Ritterorden ein und schwups--- man ist Ordensritter.

Zu 2. Leider oft kraft eigener Aroganz. Soll heißen man wird Ritter weil man es sein will, habe aber auch schon "echte" Ritterschläge erlebt, sowohl nach abgeschlossener Knappenzeit als auch nach einer Schlacht.

Das war ein Versuch das kurz und knapp zu erklären, Irrtümer sind möglich *buff

Eine Frage hätte ich dann aber auch: Waren Ritterschläge im Orden üblich/ möglich?

Gruß
Alesandro von Hainichen


Fummeln tötet.....

Benedikt von Söllbach

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Ritter werden, aber wie?
« Antwort #2 am: 05. September 2006, 14:57:13 »
Zitat
Eine Frage hätte ich dann aber auch: Waren Ritterschläge im Orden üblich/ möglich?
Nein, im Orden gab es keinen Aufstieg.
Probate spiritus si ex Deo sunt. ("Prüfet den Geist, ober er von Gott kommt" - Paulus)
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Berthold von Krukow

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Ritter werden, aber wie?
« Antwort #3 am: 05. September 2006, 15:59:27 »
Zumindest im Templerordengab es keinen Aufstieg. Bei den Johannitern soll man auch als nichtadliger Ritter geworden sein.

Ein Phänomen, welches es nur in Deutschen Landen gegeben haben soll, sind die Ministerialen - Dienende (frei übersetzt), die durch treue Dienste mit Land belehnt wurden, Titel bekamen und dannsogar das Recht erhielten, diese weiter zu vererben. Man konnte nämlich auch Baron werden und die Kinder waren trotzdem nicht von Adel, weil der Titel nicht weitervererbt werden durfte.

Einer der berühmtesten Ministerialen war Wolfram von Eschenbach.

In der Szene ist es relativ einfach ein Ritter zu werden. Du beschließt einer zu sein und schon bist Du einer.

Ich habe zwar eine Komthurey gegründet und habe auch schon eine kleine Anhängerschar und sogar einen Knappen - Paul (herzlichen Glückwunsch noch mal zum Geburtstag heute). Aber ich stelle dennoch einen dienenden Bruder dar - also keinen Ritter.
Bis ich genügend über die Templer weiß und mich ausreichend mit dieser Darstellung identifizieren kann, hab ich mir ein freiwilliges Noviziat auferlegt. Vielleicht  endet es irgendwann, wenn ich es beschließe oder weil ich in der Szene so fest etabliert bin und anerkannt, daß man mich auch mit einem weißen Habit akzeptiert.
Aber das ist eigentlich nur eine Formsache und nicht so wichtig für den Spaß.
Nur wenn mich ein Besucher auf dem Mittelaltermarkt fragt, warum ich kein weißes Kreuz (wie die Johanniter) oder kein weißes Habit wie die Templer trage und ich dann erkläre, daß ich ein "Dienender Bruder" bin, kommt dann schon mal die enttäuschte Aussage: "Ach dann sind sie gar kein Ritter?" *birthday*

Gruß Berthold
Wenn wir vergessen wer wir waren, hören wir auf zu sein wer wir sind.

Mutter Elisabeth

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Ritter werden, aber wie?
« Antwort #4 am: 05. September 2006, 16:33:16 »
...und wieder bleibt mir nur, Bruder Berthold für seine Ansichten zu bewundern :]

Wenige Dinge sind auf einem MA-Event so lächerlich, wie ein im weißen Habit herumstolzierender Gockel, der so gar nüscht Ritterliches an sich hat...und sich mit der Geschichte des Ordens nur mal im Vorbeigehen beschäftigt hat...
(Ich rede hierbei NICHT von verkleideten Gästen)
..passiert aber glücklicherweise sehr selten..

Bruder Rainald

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Ritter werden, aber wie?
« Antwort #5 am: 05. September 2006, 16:38:19 »
Zu 1.) Im 18./19. und frühen 20. Jhdt. was das "Ritterwerden" ganz leicht, da gabs ne ganze Schwemme an Adelserhebungen von den verschiedenen Kaisern und Königen. *smoky*

Zu 2.) Heute ist es noch leichter, da wird ein "von" in den Namen gebastelt, heraldisch lächerliches Wappen erstellt, möglichst viel Pannesamt zu einer Mischung aus d'Artagnan und Prinz Eisenherz genäht und Voila, du hast den Durchschnitsritter der MA-Szene. *jump1*

Berthold von Krukow

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Ritter werden, aber wie?
« Antwort #6 am: 05. September 2006, 16:57:23 »
Zitat
Original von Bruder Rainald
Zu 2.) Heute ist es noch leichter, da wird ein "von" in den Namen gebastelt, heraldisch lächerliches Wappen erstellt,

Dabei ist ein "von" im Namen noch längst kein Adelsbeweiß. Grad im 11. bis 13. Jahrhundert, als Nachnamen noch gar nicht gebräuchlich waren, bezeichnete dieses "von" lediglich die Herkunft der Person, also von wo er kam oder von wen er abstammte.

Der erste Großmeister des Templerordens Hugo de Payens soll demnach aus dem gleichnamigen Ort in der Champagne gestammt haben und unser aller Freund Leonardo da Vinci, war alles andere als adlig. Vielmehr stammte er aus dem Örtchen Vinci. Also dieser kleine Namenszusatz kann durchaus so inflationär benutzt werden, wie es derzeit geschieht.
Zum Wappen - wenn man denn eines führen muß - man sollte keines nehmen, daß heute noch geführt wird, es sei denn man ist dazu berechtigt, weil man in der männlichen Linie vom Wappenstifter abstammt oder man sollte selbst eines entwickeln und dabei wenigstens die Grundregeln der Heraldik beachten. Schon im Mittelalter galt der Spruch: "Wer kein eigenes Wappen hat, führe einen Löwen!" Das geht fast immer ;)

Gruß Berthold
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Alexander von Reutlingen

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Ritter werden, aber wie?
« Antwort #7 am: 05. September 2006, 17:15:09 »
Und zu der Aufnahme in den Templerorden als ORDENSRITTER bleibt noch folgendes zu sagen:

in der Anfangszeit wurde (vor allem um die Zahl der Ritter zu erhöhen) lediglich die Ritterschaft des Beitrittswilligen - neben dem Adelstitel - vorausgesetzt.

In der Blütezeit des Ordens jedoch wurde dies erschwert und es wurde zusätzlich vorausgesetzt, dass auch der Vater des Kandidaten den Ritterschlag empfangen hatte.
Es gibt zwei Dinge, die unendlich sind: der Weltraum und die Dummheit des Menschen. Obwohl...beim Weltraum bin ich nicht ganz sicher. (-Albert Einstein)

Thoralf von Lucene

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Ritter werden, aber wie?
« Antwort #8 am: 05. September 2006, 17:40:51 »
Der Ritterschlag vor einer Schlacht sollte auch der Motivation dienen.

Zu den Rittern in der darstellenden Szene gibt es zu sagen, dass es etliche gibt, die sich nicht mit einer einfachen Rolleabgeben und einen Ritter darstellen, obwohl sie nicht in die Rolle eines Ritters oder befehshaber passen. Habe schon einige  sog. Ritter gesehen, die einfach nur eine Lachfigur durch ihren Auftritt waren. Gegenüber dem einfachen Volke war der Ritter eine respektsperson, nicht nur weil er ein krieger war, sondern weil er dazu getrimmt wurde. Dementsprechend sollten die darsteller sich auch so benehmen.  *vergleich *sadangel*

Johannes von Seborg

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Ritter werden, aber wie?
« Antwort #9 am: 06. September 2006, 23:57:55 »
Pax Marc-Anton

Wolltest du wissen wie man damals Ritter wurde, oder wie man heute Ritter wird ? Wie man damals zum Ritter wurde weist du sicherlich, aber wie man es heute wird, war ja deine eigendliche Frage.

Johannes von Seborg

Dietrich zu Veynau

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Ritter werden, aber wie?
« Antwort #10 am: 07. September 2006, 00:48:22 »
Ein Ritter wird kein Ritter  nur dadurch das ein anderer ihn für würdig hält.
Einem Ritter muß man das Karismar anmerken.
Man muß spüren das es nicht gespielt ist , sondern das er Ritter ist!

Wehrte Mutter Elisabeth ich kenne in Berlin nur 4 weiße Tempelritte
( Fransisco, Odo, Midan ,Mischael) diese kennen sich alle mit der Materie aus und haben auch genug Darstellungskraft!
Auch die Brüder die mal den weißen Rock getragen haben ,( Peter und Ulrich) sind dessen würdig. ich kenne in ganz Berlin nur einen weißen Ritter der noch viel lernen muß ( den benenne ich hier nicht, die Berliner wissen wen ich meine) aber auch er hat das recht den Rock zu tragen , wie jeder andere auch.

Aber zum Thema: Wer Ritter werden will sollte erst dienen (bei einem Ritter) erst dann kann er Ritter werden:

Mir ist schon aufgefallen das einige dienende Brüder Knappen haben, das ist falsch !

Ja ich weiß das ich damit angefangen habe, aber ich bin geschlagener Ritter!
Das ich einen dienenden Bruder darstelle hat mehrere Gründe trotzdem bin ich geschlagener Ritter und Ritter im Orden .

Ausnahmen kann es geben dürfen aber nicht zur Regel werden.
Der HErr stellt uns jeden Tag eine neue Aufgabe !

Mutter Elisabeth

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Ritter werden, aber wie?
« Antwort #11 am: 07. September 2006, 03:48:48 »
Lieber Bruder Dietrich: in Berlin ist mir dieses seltsame Phänomen noch nicht begegnet...selbstverständlich sind alle von euch Benannten über jeden Zweifel erhaben (und damit mein Maßstab!!)

Ortwin vom Hohen Tann

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Ritter werden, aber wie?
« Antwort #12 am: 07. September 2006, 08:46:44 »
Werter Dietrich!

Ich versteh nicht ganz, wenn es keine "echten" Ritter mehr gibt, wie sollte man denn dann erst bei einem Ritter dienen um zum Ritter zu werden? Wer entscheidet wer ein wahrer Ritter ist und wer nicht? Wenn ich mir zum Beispiel Berthold anschaue, er ist Dienender Bruder, hat aber einen Knappen und ich denke, daß man einen besseren Ritter im Herzen schwerlich finden wird! (Meine Meinung gebildet aus seinen Postings.) Ich selbst stelle z.Z. einen weltlichen Ritter dar und versuche mir mein Templerhabit zusammenzubauen, in weiß! In meiner Nähe ist mir nicht bekannt, daß es irgendwo Templer gäbe bei denen ich lernen könnte, so bin ich auf mich allein gestellt. Aber wie schon gesagt meine selbstgewählten Vorbilder sind die Tugenden Mut, Gerechtigkeit, Wahrheit, Mitgefühl, Aufopferung, Spiritualität und Demut. Allerdings haberts vor allem bei der letzten manchmal gehörig!

Ein verwirrter
Ortwin
"Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels!"
                       - Die Bibel, Epheser 6:11

Midan von Malterstorp

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Ritter werden, aber wie?
« Antwort #13 am: 07. September 2006, 12:35:33 »
Das mit dem Knappen für den dienenden Bruder würd ich gerne mal genauer wissen. Es könnte doch sein? Wo steht das Gegenteil? Wenn ein dienender Bruder adlig ist, warum soll er dann nicht einen Knappen haben? Bei dienenden Brüdern, welche keine Ritter sind, wird es schwierig mit der Ausbildung. Sie können ihre "Knappen" ja nicht in den Ritterstand erheben, da ihnen die Berechtigung fehlt. Aber ausbilden könnten sie schon, oder? So ein alter Haudegen...
@Berthold: Womit ist eigentlich belegt, das bei den Templern niemals ein Kämpe für seine Dienste zum Ritter geschlagen wurde?
pax vobiscum

Benedikt von Söllbach

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Ritter werden, aber wie?
« Antwort #14 am: 07. September 2006, 12:51:14 »
Ich habe mittlerweile einen eigenen Thread zur Knappenfrage aufgemacht:
http://templerforum.de/thread.php?threadid=2177
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