Hallo Lord Timothy,
1312 wurden nach der Ächtung und dem Verbot des ursprünglichen Templerordens (einer der historisch wichtigsten Justizskandale übrigens) alle Güter und Mittel des aufgelösten Ordens an andere Orden abgegeben. Templer, die die verschiedenen Massaker an ihren Brüdern überlebt hatten, zogen sich entweder ins weltliche Leben zurück, traten anderen Orden (zb.Johanniter) bei oder flohen nach Britannien oder Portugal, da Sie als Templer dort nichts zu befürchten hatten. In Portugal erlangten sie besonderen Schutz durch die Regierenden und konnten sich mit dem Christusorden eine neue Ordensstuktur geben.
Genaueres findest Du hier im Forum! Lesen lohnt sich!!!
Seit dem 18. Jh. wurden Neotemplerorganisationen (heute gibt es mit dem OSMTH, dem OSMTHPorto und dem OMCTH drei Organisationen, die sich gerechtfertigt als Neotempler bezeichnen können) neu gegründet. Bis heute haben allerdings zahlreiche teils haarsträubend esoterische Bewegungen den Namen "Templer" aus Gründen der Selbstdarstellung missbraucht.
Der OMCTH ist heute die einzige der drei modernen Neotemplerorganisationen, der über ein geisliches und ein weltliches Protektorat (durch das Oberhaupt der Griechisch-Katholischen melkitischen Kirche und einen Prinzen aus dem uralten äthiopischen Königshaus-dem legendären Haus David) vorweisen kann. Ein Bezug auf christliche Grundwerte ist hier für alle Brüder bindend. Durch Union der Römisch-Katholischen und der Griechisch-katholischen Kirche genießt diese Organisation OMCTH auch in Rom Anerkennung. Eine kirchenrechtliche Anerkennung als Orden im engeren Sinne durch den Vatikan liegt wegen der ökumenischen Ausrichtung des OMCTH allerdings noch in Ferne, was seine Akzeptanz bei den christlichen Weltkirchen nicht schmälert. Es bestehen zahlreiche gute Kontakte, der päpstliche Nuntius Msgr. Juan Evangelista Jaque istMitglied des OMCTH.
Die Inquisition als kirchliches Gerichtsverfahren wurde 1908 von Papst Pius X aufgehoben und umbenannt in Sacra congregatio Romanae et universalis Inquisitionis seu Sancti Officii -kurz Sanctum Officium. Dieser auf Deutsch "Kongregation für den Glauben" stand Josef Kardinal Ratzinger bis 2005 als Präfekt vor. Ihm folgte William Joseph Kardinal Levada aus den USA nach, der die Präfektur bis heute inne hat. Für die "Glaubensverwaltung" ist diese Kongregation für die Römisch Katholische Kirche (!) bis heute sehr sehr wichtig und bedeutend, hat aber nichts mit Verschwörung, Folter oder Hexenverbrennung zu tun!
Geheimnisvolle Rituale in dunklen Gewölben gibt es bei Neotemplern keine. Es gibt eine feierliche Novizenaufnahme, die im Rahmen eines Gottesdienstes ein erstes gegenseitiges Ordensversprechen gefeiert wird. Dann folgt eine Knappenaufnahme, bei der auch im Rahmen eines Gottesdienstes der Knappenschlag erfolgt. Zuletzt wird ein Ordensmitlied mit dem Ritterschlag endgültig auch wieder während eines Gottesdienstes in den Orden aufgenommen. Die Gottesdienste laufen hier nach den christlichen Riten der katholischen Kirche ab-mal abgesehen vom eingeschobenen Ritterschlag! Alle diese Gottesdienste sind öffentlich. Da Ritterschläge oft im Rahmen interntionaler Generalkapitel durchgeführt werden, sind hier in der Regel hohe und höchste Würdenträger der unterschiedlichen anerkannten cvhristlichen Kirchen der Welt versammelt, was natürlich viele Neugierige und Schaulustige anlockt. Dementsprechend voll sind dann die Kirchen und die Atmosphäre bei einem solchen Gottesdienst ist unbeschreiblich!
Leider gibt es aber immerwieder -entschuldigt den Ausdruck- durchgeknallte Spinner, die nach dem Genuss zahlreicher dümmlicher Zombie- und Verschwörungsfilme sowie der Lektüre von schlecht recherchierter oder wirklichkeitsverzerrender Skandalisierungsliteratur in den Templern eine mystische, geheimnisumwitterte Weltverschwörerbewegung sehen, die irgendwelche dubiosen uralten Geheimnisse hütet, bei deren Bekanntwerden alles anders wird und schlimmstenfalls die Welt untergeht.
Wenn heute jemand behauptet, er sei der Nachfahre eines Templers und Präzeptor eines Templerordens, dann sei ihm das vergönnt.
"Templerfamilien" waren nach der Menschenjagd durch die Truppen Phillips des Schönen soweit über Europa verspengt, dass sie sich damals unmöglich hätten vernetzen können. Sie waren kirchlich entrechtet, was sie fast zum Freiwild für jeden gemacht hat. Nach der Enteignung des Ordens waren sie knochenbettelarm und froh für jede gewährte Unterstützung. In einer Zeit, in der eine Reise zum Beispiel von Berlin ("Tempelhof" war eine Templerkongregation) nach Mücheln (dort steht heute noch eine sehr sehr schöne Templerkirche) für einen Nichtadeligen ein Lebensgehalt gekostet hat und in der es weder Telefon noch Internet gab, war es schlichtweg unmöglich sich zu vernetzen-und das über Jahrhunderte(!!!!).
Grafen entspringen übrigens Adelshäusern. Ein zentrales Merkmal eines Adelshauses ist der Stammbaum. Platt gesagt, ist das wie bei rassereinen Rehpinschern: Der Eintrag im Stammbaum macht erst den Adeligen. Es ist also allein aus diesem Grund vollkommen unproblematisch, den Herrn Grafen in seiner Ahnenlinie zu suchen. Wenn dort ein Ahne Templer war, dann ist das in seiner Biografie vermerkt, denn es war ein immenses Privileg, Templer zu sein. (Übrigens gibt es historisch belegte Hinweise darauf, dass Phillip der Schöne nicht nur aus Habgier sondern auch aus gekränkter Eitelkeit so rigoros gegen den Templerorden vorgegangen ist: Seine Aufnahme in den Orden wurde ihm nämlich verwehrt!).
Ein weiteres Gegenargument ist nach wie vor das Gelübde der Keuschheit: ein Ritter, also ein eigentlicher Templer, hatte ein Gelübde der Entsagung zu leisten, das durch den Orden auch strikt überwacht wurde. Nach Auflösung des Ordens wählten viele Templer, wie gesagt recht- und mittellos den sicheren Schutz der verbliebenen Ritterorden. Auch dort galt das überwachte Keuschheitsgelübde. Wenn also vielleicht vereinzelt mal ein Ordensmann unbeobachtet oder unerkannt ein kind zeugen konnte, wäre es ein Einzelfall. Soviele Einzelfälle, dass man sogar über Jahrhunderte Geheimorganisationen aufrechterhalten könnte?...also mal ehrlich: Was ist das denn? Und selbst wenn es hundert Einzelfälle gegeben hätte, die trotz aller oben benannten Widrigkeiten hätten Kontakt halten können. Eines hätten sie nicht gedurft: Als Ordensleute eine Familie haben. Schon garnicht in einer Vielzahl von Fällen, die in Zeiten der Adelsdenunziation schnell aufgefallen wären!
GOTT sei mit Euch,
Ru d' Aiche