Ok - also das der Waffenrock alter Art ein längeres Gewand, mit Ärmeln war, das auch als "Außengewand" (alleine) getragen werden konnte sehe ich auch so.
Damit hätten wir die Erklärung, warum sie es zur Frühmesse anziehen.(Danach Pferde versorgen - dazu die "Reitkutte" und nicht die gute Hauskutte anzuziehen ist zwingend logisch!!)
Das dieses Kleidungsstück dann gegen den neuen Waffenrock ausgetauscht wurde ist auch plausibel - ich würde aber nicht sagen, das generell damit die Kombination Capa + alter Waffenrock ausgetauscht wurde, denn die Capa macht auch - oder grade mit dem neuen Waffenrock Sinn.
Aber eben Austausch NICHT im Sinne von "fällt ganz weg" sondern nur eine Funktion - der Kampf - wird nun von dem neuen Waffenrock ausgefüllt - die anderen Funktionen bleiben und damit bleibt generell das Gewand im Bestand und folglich war keine Regeländerung nötig!
Allerdings weiß ich nicht warum du dann unbedingt darauf bestehst, das dieses Gewand dann ein "Leibrock" sein soll/muß! (Auch wenn es als jupel oder cote bezeichnet wird, ist der Einsatzzweck eher "outdoor" und daher denke ich das hier nur das Aussehen beschrieben wird! Eben langärmelig und lang!)
Was wäre, wenn hier eben nicht Kutte genannt wird, weil die Kutte eine Kapuze hat und die 2. Kutte keine - dadurch sieht sie halt der Cote sehr ähnlich - viel ähnlicher als der Kutte und deshalb die andere Benennung?
Wenn zur Kampfkutte - als Habitersatz - die Capa (Capa = Kapuze ist eindeutig belegbar!) getragen wurde, könnte es also durchaus sein, das diese keine Kapuze hatte - also optisch eher einem langärmeligen Untergewand als einer Mönchskutte entspricht - (hier würde dann sogar auch eine Bezeichnung wie jupel d´armis passen)
Auch wenn Jupel ein Untergewand beschreibt, wird hier doch deutlich ein Übergewand angesprochen - nicht im Sinne von Mantel, sondern eher im Sinne von (modern) Hemd unter dem Pullover- wobei der Pullover dann hier der Capa entsprechen würde - statt wie sonst üblich dem Surcot!
Kotta kann durchaus auch mit Kutte übersetzt werden und ich sehe einfach mehr Parallelen, wenn wir das tatsächlich als die 2. Kutte der Augustiner und Benediktiner und glaub auch Johanniter sehen.
Denn nur eine Kutte für einen Mönch ist ersten etwas wenig, zumal die Ritter ja auch schmutzige Arbeit zu tun hatten (wie z.B. in der Laudatio beschrieben) - also eben Pferde versorgen (ausmisten , Füttern etc.) und dann eben auch der blutige Kampf und Training. Selbst ein Ausritt macht Dreck und es erscheint mir sinnvoll dafür eben nicht die "gute" Hauskutte zu nehmen, sondern die "Arbeitskutte" bzw die Reitkutte.
Mit der Annahme, das Ritter keine schmutzigen Arbeiten zu verrichten hatten liegst du falsch, denn nicht jeder Ritter mußte zwangsläugfig einen Knappen haben und auch ein Diener war nicht vorgesehen - die Sergeanten sind auch nicht die Diener der Ritter, sondern haben eigene Pferde/Ausrüstung um die sie sich kümmern müssen!
Das die Reitkutte dann bei den Templern eher (öfter,
nicht immer!) als Waffenrock bezeichnet wird liegt auf der Hand - Augustiner kämpfen nunmal nicht!
Eine knielange Garnache, ohne zusätzliches langes Gewand würde nicht nur unschicklich aussehen, sondern wäre völlig unpassend für einen Mönch - die kürzeren Gewänder mit sichtbaren Beinen kamen erst ab dem 14. - 15. Jahrhundert in Mode (siehe Italienische oder spanische Mode), aber selbst da nicht für den Klerus!
Zu unserer Zeit galt im weltlichen Adel, wie auch besoonders bei den Geistlichen - Obergewand lang - Beine bedeckt - immer!!!!!
(einzige Ausnahme: Mit neuem Waffenrock und Kettenbeinlingen!)
Wenn aber Garnache als alleinige Reitbekleidung ausfällt, was haben wir dann sonst??Genau hier fehlte immer etwas, was alle anderen haben, und besonders die Templer dringend benötigen - und das wäre die 2. Kutte - als Reitbekleidung!
Also würde ich hier in jedem Fall eine 2. Kutte, mit Reitschlitzen sehen!
Nur dann macht alles Sinn und wir bekommen eben genau die regelkonformen Kombinationen für unterschiedliche Einsätze die wir brauchen und das deckt sich dann eben mit den anderen Regeln!
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Gut - soweit zu dem gesponnenen Faden für den Waffenrock -
aber jetzt zu den Konsequenzen, die sich daraus noch ergeben würden!(Das wurde gestern nicht verstanden!)
Also mal meine weiterführenden Gedanken auf den Punkt gebracht: Mal angenommen (
nur als Gedankenspiel bitte!) ich liege richtig und die Templer hatten tatsächlich eine 2. Kutte, die je nach Bedarf als früher "Waffenrock" oder "Reitkutte" oder "Outdoor-Arbeits-Gewand" genutzt UND bezeichnet wurde, dann wäre dies ein Gedanke, den so eindeutig weder Körner noch Upton - Ward hatten, als sie die Regel übersetzten! (und da wird es spannend!)
Daraus könnten sich völlig neue Aspekte ergeben - die eben keiner der früheren Autoren so
konsequent berücksichtigt hat und dementsprechend falsch oder wiedersprüchlich übersetzt/interpretiert hat!
Es könnte durchaus sein, das dann die Zuordnung nach Funktion ganz anders aussehen muß, wenn man davon ausgeht, das wir ein Gewand mit DREI Funktionen hatten!
Nicht nur in den Artikeln wo eine Zuordnung nach Zweck sinnvoll ist, sondern generell, den wenn ein Gewand drei Funktionen hat und im Aussehen auch noch eher einer Cote/jupel entspricht, dann wäre es durchaus möglich, das sich ganz andere Übersetzungsmöglichkeiten ergeben!
Wir könnten dann also "zweckentsprechende Bezeichnungen" neben "Aussehensbezogenen Bezeichnungen" und fest stehenden Begriffen in der Regel vorfinden, die dennoch manchmal - nicht immer - das selbe Kleidungsstück, nur in einem anderen Kontext meinen!!!
Um DAS also zu überprüfen, müßten wir mal alles vergessen was frühere Autoren übersetzt haben und die komplette Regel
nach diesem Aspekt neu zuordnen - das meinte ich gestern! (darum sah ich eine Verknüpfung zu heinrichs jupel- thread, denn das würde sich auch dort auswirken! Wie gesagt immer nur als Gedankenspiel "was wäre wenn.."!)
Ich hoffe ich habe meine Gedankenkette heute klarer zum Ausdruck gebracht - besonders eben die Konsequenzen die sich daraus ergeben würden im Hinblick auf die komplette Bekleidungszuordnung!
Gruß
William