Autor Thema: Burg Lockenhaus  (Gelesen 31840 mal)

Heinrich von Hohenfels

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Burg Lockenhaus
« am: 02. April 2006, 10:03:02 »
Welche Hinweise gibt es eigentlich, dass die Burg Lockenhaus eine Templerburg war ?

Ich dachte bisher, dass die einzige Grundlage die Legende über die Burg wäre.

Gruß Heinrich

volfing

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Burg Lockenhaus
« Antwort #1 am: 02. April 2006, 15:56:22 »
Ich empfehle mein Buch "Auf den Spuren der Templer in Österreich". Darin habe ich mich ehrlich bemüht, auf vergleichender Basis den Beweis anzutreten, daß Lockenhaus eine Festung der Templer war.
Dokumente gibt es keine. Es gibt aber auch keine Dokumente, daß z.B. Castel Pelerin im Besitz der Templer war.
Ich habe bereits einmal erwähnt, daß mir eine Bestätigung des Malteser-Zentralarchives vorliegt, wonach die Johanniter/Malteser niemals im Besitz der Burg waren (Verwechslungsmöglichkeit wegen des Schlußsteins).
In der Kapelle der Burg hat sich das Fresko eines Ordensritters teilweise erhalten. Im sogenannten Kultraum ist im Schlußstein ein ausgeprägtes Tatzenkreuz erhalten. Im Kultraum ist in der Nähe des zweiten Schlußsteines (zweite Apside), ein achstrahliger Stern eingemeißelt, der genauso aussieht, wie der achtstrahlige Stern auf dem Schild im Templersiegel (Zwei Ritter auf einem Pferd). Weiters sind Krukenkreuze eingemeißelt, wie sie auch in englischen Templerkirchen erhalten sind.

Der Kern der Burg Lockenhaus wurde in Quaderbauweise errichtet, was für Österreichische Burgen eine Ausnahme Bildet. Der Donjon, der Kapitelsaal, die Kapelle und der Kultraum wurden gleichzeitig, um 1200, in dieser Bauweise durch eine Bauhütte errichtet. Viele der erhaltenen Steinmetzzeichen finden sich in den Zisterzienserabteien aus der selben Zeit wieder.
Keine Österreichische Burg, mit Ausnahme von Lockenhaus, weist ähnlichkeiten mit Klöstern, geschweige denn mit den Festungen der Templer im Heiligen Land auf (Safita). Vergleicht den Kapitelsaal in Lockenhaus mit den Sälen in Safita (im Buch von Müller/Wiener über die Burgen im Heiligen Land), oder den Kapitelsaalbauten in den Zisterzienserklöstern.
Die Burg Lockenhaus wurde nach geometrisch-/astromomischen Gesichtspunkten errichtet. In ihren Grundriß lassen sich ohne Mühe Pentagramm und Hexagramm einschreiben.
Nochmals, lest mein Buch, dort findet ihr soviel Anhaltspunkte, daß jeder Zweifel verschwinden wird.

Im Volk leben die Sage von der Templerbluthalle auf Burg Lockenhaus, der Totenhauptwiese, sowie verschiedene Geschichten über die roten Pfaffen fort (Rotes Kreuz, Anm.).
In unmittelbarer Umgebung von Lockenhaus sind verschiedene Besitzungen der Templer urkundlich dokumentiert.

Für weitere Fragen stehe ich euch gerne zur Verfügung.
der volfing

der_Frank

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Burg Lockenhaus
« Antwort #2 am: 03. April 2006, 15:43:46 »
Ich hatte es schon vermutet, das sich hinter dem nick "volfing" der Autor Gerhard Volfing verbirgt ;-)
Danke an dieser Stelle für die "Offenbarung", verbunden mit einem respektvollen Gruß!

Um auf das Thema "Lockenhaus" zurückzukommen:
In der Tat ist "Auf den Spuren der Templer in Österreich" das einzige Buch, das sich ernsthaft bemüht, der Vermutung auf den Grund zu gehen.
Lockenhaus findet sich in der einen oder anderen Publikation als Templerbesitz erwähnt bzw. vermutet (leider ohne nähere Quellenangaben).

Vermutlich gehen die meisten Erwähnungen eines vermuteten Templerbesitzes in Östereich zurück auf:
Anton Mailly "Der Templeherrenorden in Niederösterreich in Geschichte und Sage" (Wien, 1923)
Er trennt hier sehr sauber die nachweislichen Besitzungen und die Legenden; Lockenhaus widmet er gerade ein paar Zeilen (als Legende)...

Die Frage ist, was man als Beweis gelten lassen möchte, da es eine urkundliche Erwähnung leider nicht gibt -- indes die Indizien sehr stark dafür sprechen...(ich erinnere mich dunkel, irgendwo einen Artikel gelesen zu haben, in dem es um nicht erforschte unterirdische Gänge ging...ich muss mal danach suchen...)
Eine absolute Wahrheit gibt es nicht. Und wenn es sie gäbe, wäre sie vermutlich langweilig. (Theodor Fontane)

Christian Schulze

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Burg Lockenhaus
« Antwort #3 am: 03. April 2006, 18:32:40 »
Werter Herr Volfing!
Einen respektvollen Gruss auch von mir ,auf weiterhin gute sachliche Beiträge.

Heinrich von Hohenfels

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Burg Lockenhaus
« Antwort #4 am: 03. April 2006, 21:11:41 »
Danke Gerhard,

kann man Dein Buch auch direkt bei dir beziehen ? Kannst mir ja ne PN oder ne Mail schicken.

Das Pilgerschloss wird allerdings in der Ordensregel und in anderen Quellen aus dem 13. bzw. frühen 14. Jahrhundert als Templerburg erwähnt.

Gibt es Hinweise warum die Templer in Österreich eine Burg gebaut haben sollen ? Templerburgen in Europa sind sehr selten, wenn man mal von Spanien absieht.

Gruß Heiko

Neithan

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Burg Lockenhaus
« Antwort #5 am: 03. April 2006, 22:31:08 »
Welche Bedeutung hat es dass im Grundriss der Burg sich ein Pentagramm/Hexagramm einzeichnen lässt? Ich sehe in dieser Form jetzt keinen Hinweis auf die Templer.
Ich stimme dir aber zu, dass die Ähnlichkeiten zu den Burgen im heiligen Land für eine Templerburg sprechen. Allerdings ist dies meiner Meinung nach nur ein Indiz wenn auch ein einleuchtendes.
Es ist Schade dass es keine schriftlichen Quellen gibt die belegen, dass es sich bei dieser Burg um Templerbesitz handelte. Daher bleibt es nur eine Theorie, die allerdings wahrscheinlich ist da es einige Indizien gibt die für sie sprechen.
gruß Neithan

volfing

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Burg Lockenhaus
« Antwort #6 am: 04. April 2006, 07:50:05 »
Danke an alle!

Lieber Heinrich!

Ich möchte dir nicht direkt, sondern Hier antworten, da es vielleicht mehrere interessiert.
Ich selbst habe nur 3 oder 4 Exemplare meiner Bücher. Wenn man jetzt auch noch das Porto rechnet, ergibt sich keine echte Einsparung, wenn du das Buch direkt bei mir beziehst. Da lohnt sich schon der Kauf im Handel.
Sicher gibt es für das Pilgerschloß genug Quellenangaben. In verschiedenen Büchern (Bulst-Thiele) oder von Prutz (Urkunden für Templer und Johanniter) finden sich sogar namentlich Brüder mit dem Zusatz "Komthur von Chastel Pelerin".
Ich wollte damit auch nicht das Pilgerschloß in Zweifel stellen, sondern nur zeigen, daß direkte Urkunden auch da nicht vorhanden sind, weil eben alles vernichtet wurde.
Die Burg Lockenhaus diente als Ordensfestung dem Schutz des Pilgerweges über Ödenburg, über den Balkan nach Konstantinopel (diese Strecke wurde auch beim 2. Kreuzzug genommen), sowie dem Schutz der umliegenden Ordensgüter.
Außerdem wurde in Lockenhaus im Mittelalter Eisen abgebaut. Dieser Bereich liegt aber noch sehr im Dunkeln und bedarf intensiver Nachforschungen.
der volfing

volfing

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Burg Lockenhaus
« Antwort #7 am: 04. April 2006, 07:56:45 »
Lieber Neithan!

Das Hexa- und das Pentagramm sind nur insofern ein Hinweis auf die Templer, da diese Symbolik auch in der Templerkirche von St. Bartholomä in Spanien verwendet wurde.
Es ist aber mit all der anderen beim Bau der Burg verwendeten Mathematik und Astronomie ein sicherer Hinweis auf das Wirken einer Bauhütte, die mit den Zisterziensern und in weiterer Folge mit den Templern in Verbindung stand.
Die einfachen Grenzgrafen, wenn auch relativ mächtig, bedienten sich bei allen ihren Burgen nicht einer solchen Bauhütte und hatten auch nicht das Interesse und die Mittel für die Ausgestaltung ihrer Burgen.
In der Reimchronik des Ottokar wird die Güssinger Fehde beschrieben, in der der Herzog von Österreich alle Burgen der Grenzgrafen erobert hat. Alle Festungen in der Umgebung wurden genommen, nur die Burg Lockenhaus wurde davon nicht berührt.
Ein weiteres starkes Indiz, daß die Burg den Fratres Cruciferii gehörte, und somit für den österreichischen Herzog ein Tabu darstellte.
der volfing

Heinrich von Hohenfels

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Burg Lockenhaus
« Antwort #8 am: 04. April 2006, 19:43:22 »
So ich habe nochmal in mein Bücherregal geschaut und siehe da, "Auf den Spuren der Templer in Österreich" hatte ich doch.

Als "alter" Skeptiker würde mich folgendes Interessieren:
Wie sieht der Grabstein in Carcassone aus und wie das Tatzenkreuz in der Burg Lockenhaus ? Wobei ein Tatzenkreuz kein Hinweis ist.
(In Thüringen gibt es z.B. eine Johanniterburg mit roten Tatzenkreuzen, die definitiv nix mit den Templern zu tun haben.)

Die Templerburg Safita kann man mit den Kirchen in der Templerburg von Peniscola bzw. der in Monzon (beides Spanien) vergleichen.
Keine dieser Templerbauten hat eine extra Kapelle. Im ersten Stock ist die Kirche darüber der Schlafsaal. Die Kapelle in Lockenhaus stört also im Vergleich zu Safita etwas, oder ?
Der Bau von Lockenhaus soll 1200 gewesen sein ? Safita wurde erst ca. 1250 (oder wars 1260) (um-)gebaut, daher weiss ich nicht ob da ein Vergleich passt.

Bei dem "Großmeister"-Bild würde mich folgendes interessieren: sieht man tatsächlich, dass das Kettenbeinlinge sind ? Auf dem Bild sieht mir das nach einer spitzulaufenden Plattenrüstung aus späterer Zeit aus.

Sorry, bin halt Skeptiker.

Gruß Heiko

volfing

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Burg Lockenhaus
« Antwort #9 am: 05. April 2006, 11:41:03 »
Es ist mir schon klar daß es für euch nicht einfach ist, wenn irgenwdie möglich, solltet ihr aber die Burg einmal besuchen.

Die Grabsteine in Carcassonne ( es sind mehrere) sind ca. einen halben Meter hoch, der untere Teil ist konisch, der Obere rund mit einem schön ausgeprägten Tatzenkreuz. Der Schlußstein in Lockenhaus schaut 1:1 genauso aus.

Bist du sicher, daß die Johanniterburg in Thüringen nicht nach 1312 übernommen wurde?

Safita kann man mit den Spanischen Burgen kaum vergleichen, weil nur mehr der Donjon vorhanden ist. Hier habe ich zum Vergleich auch nicht die Kapelle, sondern den Kapitelsaal harangezogen.
Bist du dir sicher, daß die spanischen Burgen keinen Sakralraum haben?

Der Bau von Lockenhaus erfolgte bereit im 12. Jhdt. Die für uns interessanten Bauteile wurden um 1200 errichtet. Definitiv! Bei den Mongolenstürmen von 1241 stand die Burg in ihrer heutigen Form verteidigungsbereit da.

Ich weiß nicht welches Bild du meinst. Die spitzzulaufenden Füße sind nur perspektivisch unzureichend dargestellt. Eine Plattenrüstung ist  es definitiv nicht. Das Bild stammt erwiesenermaßen aus der Zeit um 1200 (Bestätigung durch die Akademie der Wissenschaften, Institut für Byzantinistik).
der volfing

Heinrich von Hohenfels

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Burg Lockenhaus
« Antwort #10 am: 05. April 2006, 21:02:20 »
Gibt es ein Bild von dem Schlußstein ? Das hört sich nach der gleichen Kreuzform an, wie ich sie auf anderen Grabsteinen in Frankreich und Portugal gesehen habe.

Bei den Burgen in Spanien ist das Erdgeschoss die Kirche, also der Sakralraum. Eine gesonderte Kapelle gibt es nicht.
Genauso ist es auch bei der Templerkirche in Hyers (Frankreich).

Die Johanniterburg in Thüringen wurde 1315 von einem Johanniter von seinem Bruder für den Orden abgekauft worden. Danach erfolgte erst der Umbau. Die Kreuze sind also aus dem 14. Jahrhundert und damit kein Hinweis auf die Templer.

Gruß Heiko

volfing

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Burg Lockenhaus
« Antwort #11 am: 06. April 2006, 09:10:33 »
Lieber Heinrich!

Anbei Ansichten vom Kultraum und Kapitelsaal, um die Stimmung dieser einzigartigen Anlage zu verdeutlichen. Das Bild stammt aus http://www.burgenseite.com
der volfing

volfing

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Burg Lockenhaus
« Antwort #12 am: 06. April 2006, 09:12:07 »
Hier der Kapitelsaal. Das Bild stammt aus http://www.burgenseite.com
der volfing

volfing

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Burg Lockenhaus
« Antwort #13 am: 06. April 2006, 09:37:58 »
Hier noch ein Bild vom oberen (ältesten Burghof).
der volfing

Midan von Malterstorp

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Burg Lockenhaus
« Antwort #14 am: 08. April 2006, 17:00:11 »
Herrliche Bilder,

da müßte man mal ein Gelage feiern!
pax vobiscum