Hier mal auszugsweise einige der Artikel die die Turkopolen betreffen:
103.
Wenn Krieg ist ............ Alle dienenden Brüder aber müssen sich zum Anführer der Turkopolen begeben und dürfen ohne Erlaubnis nicht weggehen. Alle Brüder Ritter und alle dienenden Brüder, kurz
alle bewaffneten Mannschaften unterstehen dem Befehle des Marschalls, solange der Zustand des Krieges andauert................
Anmerkung: Also sammeln sich die dienenden Brüder und die Turkopolen um den Anführer der Turkopolen und der Marschall führt dann im Angriff den Oberbefehl über alle kämpfenden Truppen....
Je nach Sichtweise könnte man hier vermuten, das Turkopolen und dienende Brüder hier gleichgesetzt werden, was den Informationsmangel beim Art. über den Drapier erklären würde - oder auch nicht *jokely*
110.
Der Komtur des Königreichs Jerusalem soll vier Pferde haben und anstatt eines Maulesels kann er einen Zelter haben, dazu zwei Knappen und einen dienenden Bruder mit zwei Reitpferden, einen Diakon, welcher schreiben kann, einen Turkopolen mit einem Pferde, einen sarazenischen Schreiber mit einem Pferde, zwei Knechte zu Fuß, wie sie der Seneschall hat, ein kleines Zelt für seine Knappen und ein mittleres Zelt, wie der Marschall es hat. Der
Drapierer aber soll sein Gefährte sein.
120.
Der Komtur der Stadt Jerusalem soll vier Pferde haben. Astelle eines Maultieres kann er einen Turkoman oder einen guten Gaul besitzen; ferner hat er zwei Knappen und einen dienenden Bruder mit zwei Pferden, einen sarazenischen Schreiber mit einem Pferde und einen Turkopolen mit einem Pferde.
Es soll ihm auch ebensoviel Fourage wie dem Meister zur Verfügung stehen. Ferner soll er in der Stadt Jerusalem einen Ritter Komtur unter sich haben.
125.
Der Komtur der Provinz, Tripolis und derjenige der Provinz Antiochia sollen je vier Pferde haben. Anstelle eines Maultieres können sie einen Zelter
haben, Außerdem steht ihnen zu: ein dienender Bruder mit zwei Pferden, ein Diakon mit einem Pferde, ein Turkopole mit einem Pferde, ein
sarazenischer Schreiber mit einem Pferde und ein Knecht zu Fuß.
Anmerkung - in Art. 110, 120 und 125 wird deutlich betont, das der Schreiber Sarazene ist - so etwas finden wir bei den Turkopolen nicht!
152.
...........................................................Zwei Konventsbrüder sollen soviel Fleisch bekommen, dass von dem Übrigbleibenden zwei Arme satt werden können. Je zwei Brüder erhalten soviel Fleisch wie drei Turkopolen und zwei Turkopolen soviel wie drei Dienende.
Die Trinkgläser sollen gleich groß sein. Wenn die Brüder fasten, soll man je zwei Brüdern vier Glas Wein geben; fasten sie aber nicht, dann gebe man je zwei Brüdern fünf Glas und je zwei Turkopolen drei Glas; ebenso soll das Öl zugemessen werden. Dasselbe gilt für die Provinz Tripolis und Antiochia.
Anmerkung: bei der Verpflegung stehen die Turkopolen sogar über den dienenden Brüdern - was verschafft ihnen die priviligierte Stellung?
171.
Alle dienenden Brüder sind, sowie sie unter Waffen stehen, dem Befehle des Turkopliers untergeben, unbewaffnet jedoch unterstehen sie ihm nicht.
Die Turkopolen aber unterstehen ihm sowohl bewaffnet als unbewaffnet.
Der Untermarschall, der Bannerherr, der dienende Bruder des Meisters, der des Marschalls und der des Provinzkomthurs unterstehen nicht dem Befehle
des Turkopliers, außer wenn sie in der Schwadron des Turkopliers sind.
Anmerkung: kommt hierher der falsche Gedanke, das der Turkoplier ein dienender Bruder sein könnte?
179.
Wenn der Konvent in Rotten geordnet reitet, soll der Bannerherr, vor der Fahne herziehen und die selbe einen Knappen oder dem Wachtmeister tragen
lassen, und die Rotte so führen, wie der Marschall es befiehlt. Und wenn Krieg ist und die Brüder in Schwadronen reiten, soll ein Turkopole das Banner tragen und der Bannerherr soll die Knappen ebenfalls in Schwadronen reiten lassen. Wenn sodann der Marschall und die Brüder zum Angriff übergehen,.....................................
Anmerkung: Wieder eine beachtliche Stellung, das EIN und nicht etwa DER Turkolpole das Banner tragen darf!
Können wir bei diesen Bevorzugungen der Turkopolen (Rationen und Banner!) noch vor den Dienenden wirklich noch von einfachen Söldnern ausgehen? Oder gar von sarazenischen Söldnern?
Dürfte jemand der nicht, mit Gelübte, dem Orden angehört überhaupt das Banner tragen?
Schließlich heißt es doch, wenn er ohne Erlaubnis das Banner senkt ... kann ihm das Kleid nicht gelassen werden - wie sollte man einem Turkopolen das "Kleid" nehmen, wenn er gar keines hat??!!
siehe dazu:
Von einem Bruder, welcher im Kampfe das Banner senkt.
241.
Neuntens, wenn ein Tempelbruder welcher bei einem kriegerischen Anlass das Banner trägt, dasselbe senkt, um damit zuzustoßen, und es erwächst
hieraus kein Schaden, so steht es im Belieben der Brüder, ihm das Kleid zu nehmen oder zu lassen. Wenn er jedoch damit zustößt, und es entsteht ein
Schaden daraus, so kann ihm das Kleid nicht bleiben. Man kann ihn auch zu Fesseln verurteilen; niemals soll er das Banner wieder tragen, noch
Befehlshaber im Kampfe sein..
Wie kann ihm das Kleid (Habit!) genommen und er aus dem Orden verstoßen werden, wenn er doch nur unbedeutender Söldner ist?
Klingt das nicht eher danach, das er ein zeitlich begrenztes Gelübte abgelegt hat?
Wir dürfen uns von dem Begriff "Söldner" nicht irritieren lassen - damit sind noch nicht die bäuerlichen Raufbolde und Halsabschneider späterer Jahrhunderte gemeint.
Auch ein Ritter oder Knappe konnte sich für Sold verdingen, ohne das es unehrenhaft war!
189.
Wenn der Konvent drei Gerichte Fleisch oder drei andere Gerichte hat, soll das Gesinde zwei haben. Jedoch sollen die Turkopolen und alle die, welche an ihrer Tafel essen, von dem haben , was man im Kovente isst. Und die Armen, welche man im Ordenshause, wo sie ansässig sind, essen lässt, sollen ebensoviel und die nämliche Kost wie die Brüder des Konventes bekommen.
Hier werden die Brüder des Konvents getrennt von den Turkopolen genannt und es wird klargestellt, das sie an einer eigenen Tafel essen.....(?)
271.
Wenn ein Bruder Kaplan einen schlechten Lebenswandel führt..................................................................Wenn er in
seinem Ordenskleide Buße thut, soll er an der Turkopolentafel ohne Tischtuch essen. Auch kann sein Vergehen leicht derart sein, dass man ihn in Fesseln und ewigen Kerker wirft.
Anmerkung: Ist es hier nun eine Strafe, das er bei den Turkopolen essen MUSS oder ist es als Entgegenkommen zu sehen, das er bei milderen vergehen noch im Ordenskleide und an einer Tafel, aber eben nicht mehr beim Konvent speisen soll?
Fazit: es bleibt sehr schwierig die Stellung der Turkopolen im Orden zu beurteilen - einerseits werden sie vor den dienenden Brüdern bevorzugt, was auf eine hohe Stellung hindeutet, andererseits haben sie eine eigene Tafel. die als Strafmaßnahme für Konventsmitglieder angesehen wird.
Rückschlüsse auf die Kleidung lassen sich jedoch sehr schwer erkennen - auch nicht auf eine bestimmte Form der Ordenszugehörigkeit.
Aber das EIN Turkopole das Banner tragen darf und ihm beim Senken des Banners sein Habit genommen werden kann, klingt zumindest danach, das er überhaupt berechtigt ist das "Kleid" zu tragen - und das durften nur Brüder mit Gelübte (zeitlich oder dauerhaft!)
Auch müssen sie nicht getrennt lagern und kämpfen, wie die weltlichen Gastritter und die verheirateten - evtl ein versteckter Hinweis auf ein Gelübte, da sie zwar an einer eigenen Tafel speisen, aber dennoch bei den Brüdern wohnen und reiten???
Sehr sehr schwierig!
Gruß
William
ps seht euch mal das angehängte Bildchen an - ein Bannerträger flieht schmählich mit gesenktem Banner vom Felde - ich habe mich immer über die sehr deutliche Darstellung der "Hakennase" und des Schildes gewundert, wenn man es aber unter den o.g. Gesichtspunkten betrachtet, könnte es dann nicht eben so ein Turkopole sein - mit Banner?
Grr bekomme das Bildchen nur sehr klein rein, aber ihr habt es sicher selber irgendwo rumliegen *smoky*