Hallo!
Upton-Ward übersetzt hier (der Artikel hat den gleichen Wortlaut, nur halt auf Englisch) nur mit "Cloaks", also grob Umhängen. Woher Körner die "Pilgermäntel" hat, weiß ich leider nicht; ich würde aber davon ausgehen, dass es sich um eine Cappa oder Garnache handeln könnte.
Aus dem Satz "Wenn ein Bruder zwei Knappen hat, darf er nur einen schicken, den andern höchstens innerhalb des Lagers oder in die Nähe, so dass er ihn im Notfalle, wenn er ihn braucht, haben kann." könnte man schließen, dass die Brüder ihre Knappen aussendeten, um das Holz und Futter zu holen, deswegen könnten Körners "Pilgermäntel" auch die Mäntel der Knappen bezeichnen. Allerdings sagt die Regel unglücklicherweise nicht viel darüber, was die Knappen an Ausrüstung erhalten sollten
Der Artikel 162. beschreibt im Kontext her, wie die Brüder sich vor und während der Schlacht verhalten sollen, bei dem Artikel befinden sie sich bereits in Schlachtaufstellung, bevor der Marschall den Befehl zum Aufrüsten gibt; der Knappe mit dem Ersatzpferd ist hinter dem Ritter, der mit der Ausrüstung vor ihm, um ihn auf Befehl (!) auszurüsten. Der Artikel erlaubt dem Bruder jedoch, seine Kettenhaube aufzusetzen.
Nun muss man wissen, dass der Artikel ca. 1165 entstand, maximal aber vor 1187 entstanden sein muss, und da die Kettenhaube üblicherweise direkt am Kettenhemd befestigt war (der Wandel zur separaten Haube vollzog sich erst nach 1200); der Artikel meint also, dass der Bruder seine Kettenhaube aufsetzen darf, wenn er seinen Kopf schützen will und er das Kettenhemd schon an hat.
Artikel 314. hat mich auch schon vor die ein- oder andere Frage gestellt.
Die Prim ist die zweite Hore des Tages bei Tagesanbruch (die erste ist die Matutin, die strenggenommen aber noch zur vorherigen Nacht gehört, also die letzte Hore eines Tages ist; aber die Zeiteinteilung war ja anders. Nach heutiger 0-Uhr-Regelung wäre sie also die erste Hore), zu der die Brüder komplett angezogen kommen sollen.
Artikel 280 bestimmt ferner, dass der Mantel zu jeder Hore (zu denen die Prim ja gehört) zu tragen ist.
Auf manchen Abbildungen sieht man Leute, die den Mantel über den Kopf gezogen haben, ich glaube, man sieht das sogar auch im bekannteren "Liber ad honorem Augusti", bin mir aber grade nicht sicher. Ich habe das aber schon in verschiedenen Handschriften gesehen.
Da auch die Kapuze der Tunika (der "Kutte", wie man heute oft sagt), sowie die Garnache, die ja auch eine Kapuze hat, während der Prim nicht getragen werden darf, ist es denke ich das wahrscheinlichste, dass der Artikel verhindern möchte, dass zur Prim irgendeine Kopfbedeckung getragen wird.
Zur Matutin wird dagegen in Artikel 281 bestimmt, dass hier die Kapuze (verm. der Tunika) aufgesetzt werden soll. Wie das mit Artikel 314 zusammenpast, in dem von "Mantel überm Kopf" gesprochen wird, will mir nicht direkt einleuchten. Da die Brüder aber das gleiche tun dürfen (nicht sollen!), wenn sie im Krankenzimmer sind, denke ich, dass sie hier wirklich den Mantel über den Kopf ziehen durften. Das macht auch zur Wärmeerhaltung sinn, Matutin ist ja mitten in der Nacht, in der es (auch in der Wüste, nicht nur im Winter) teils Bitterkalt ist - auch kranke brauchen oft wärme.
Zu allen anderen Horen ist es den Brüdern teilweise freigestellt, wie sich sich anziehen (die Regelungen der Matutin und Prim betreffen auch andere Kleidungsstücke), je nach Wetter und Jahreszeit (siehe Art. 281) kann dort die Kapuze aufgesetzt sein oder nicht.
Phu, lange Rede, aber ich wollte mal meine Gedankengänge aufzeigen und noch bisschen Hintergrundinfos liefern, die vll wichtig sind.
Zusammengefasst würde ich sagen: Artikel 314 meint wirklich wortwörtlich das "Mantel über den Kopf ziehen", für das es in weltlicher Literatur Bildbelege gibt.