Tja, mit der Bruche kann ich mich auch nicht so recht anfreunden, deswegen habe ich meine Darstellung ja im späten Frühmittelalter angesiedelt... *smoky*
Dessen ungeachtet bleibe ich natürlich neugierig. Deswegen habe ich auch schon länger über verschiedenen Abbildungen von Bruchen gebrütet.
Ich fasse mal meinen Kenntnisstand und meine Schlussfolgerungen hier zusammen und bitte ausdrücklich um Korrektur, falls ich irgendwo falsche Informationen habe oder in eine vielleicht falsche Richtung gedacht habe.
1. Da es keine erhaltenen Exemplare der Bruche (archäologische Funde) gibt und auch keine Schnitte überliefert sind, kennen wir Bruchen nur von den vielen Abbildungen aus dem Mittelalter. Wir wissen, dass es sie als Standardkleidungsstück gab und wie man in einer Bruche so ungefähr aussah.
2. Es gab nicht "die" Bruche, sondern augenscheinlich mehrere mögliche Schnitte.
Interludium:
eine BrucheBei diesem Bild aus der Kreuzfahrerbibel bin ich gedanklich hängen geblieben. (Das hier gepostete Bild vom Besessenen geht in die gleiche Richtung)
3. Die Bruche konnte also auch den Zuschnitt einer langen Hose haben. Die hochgebundenen Hosenbeine lassen vermuten, dass sie unten etwa unterschenkellang weit ausgestellt war oder entlang des Unterschenkels geschlitzt sein konnte.
4. Da immer wieder Menschen bei der täglichen Arbeit in der Bruche dargestellt sind, war sie offensichtlich kein "anstößiges" Kleidungsstück, wie es heute die Unterhose wäre, wenn man in ihr auf dem Feld oder an der Werkbank stünde. Dass man die Bruche sah, war demnach recht normal, zumindest nicht anstößig - wenn auch nicht "die feine Art".
Schlussfolgerungen:
A: Die Bruche war - oder konnte es zumindest sein - die ganz normale Hose des Mittelalters. Man konnte auch nur in der Bruche herumlaufen, wenngleich zur vollständigen Bekleidung ("zieh dir was anständiges an!") ein paar Beinlinge gehörte. Wahrscheinlich war es auch eine Frage des Standes bzw. ob man sich die Beinlinge leisten konnte.
B: Was tat man mit den Bruchenbeinen, wenn man sie nicht der Hitze wegen hoch band? Ich vermute: Sie wurden eng um die Beine gewickelt und so festgebunden, auch, wenn man keine Beinlinge trug. Das muss dann ähnlich wie ein Wadenwickel ausgesehen haben. Möglicherweise die normale Alltagsbekleidung für ärmere Leute.
C: Insofern war sie ein ausgesprochen praktisches Kleidungsstück, denn man konnte sie je nach Temperatur hochbinden, lang tragen oder eng um's Bein wickeln. Und im Winter oder "in Gesellschaft" kamen dann noch Beinlinge drüber.
D: Es gab, den Abbildungen nach, auch andere Schnitte und Trageweisen. Dass in der Ordensregel jedem zwei paar Beinlinge zugesprochen werden legt jedenfalls nahe, dass Beinlinge ein Standard waren, keine eitle Mode oder Luxus.
E: Da es offenbar verschiedene Schnitte gab, spricht nichts dagegen, dass es besonders eng und damit faltenfrei geschnittene Reiterbruchen gab. (Kennt jemand die Abbildung eines Reiters mit Bruche?)
Hirschleder würde sich dafür anbieten, denn das ist sehr angenehm zu tragen, auch direkt auf der Haut.