Unabhängig davon wie diese Diskussion nun weiter läuft, sollten wir in jedem Fall im Hinterkopf behalten oder uns bewußt machen, das eine mittelalterliche Bruche KEINE Unterhose im Sinne von Hygieneunterwäsche war!
Vielmehr stellt sie das austauschbare Mittelteil einer dreigeteilten (Ober-) Hose dar!
Das würde ich jetzt nicht so komplett unterschreiben - spätestens ab dem späten 14 Jhd. war sie sehr wohl eine Unterhose in der modernen Form da die Hose bereits hinten und vorne geschlossen bzw. teilgeschlossen (Schahmkapsel) war und eine Bruche nichts mehr halten musste und wirklich nur noch zusätzliche Unterwäsche war..
Für die Zeit vorher gebe ich dir jedoch recht in diesem speziellen Punkt...
Stimmt - meine Zeiteingrenzung war nicht präzise genug!
Ab dem Moment wo entweder Diechlinge über der Kette getragen wurden und dann nachdem sich Plattenpanzerung durchsetzte war die Multifunktionshose nicht mehr nötig und entwickelte sich in zwei Richtungen - wieder einteilige (Ober-) Hose und Unterhose. Aber das spricht ja sogar noch
für die Annahme, das es eben
die Funktion war, die das Aussehen vorher bestimmte. (Danke für das Argument Alesandro!)
@Beni:
Ich vermute ja eben, das man diese beiden Dinge nicht unbedingt trennen kann - bisher wurde das immer strikt getan, aber wenn wir es eben gedanklich mal
nicht trennen, sondern souzusagen eine gemeinsame Diagnose (Grund) für mehrere Symptome (Kleidungsstücke ) suchen, können wir zwar keine Belege herbeizaubern, aber evtl. die Huntergründe mal von einer anderen Seite beleuchten um so über einen anderen Weg zum Ziel vorzustossen. Nur ein Versuch.....nicht mehr!
Also wenn wir eben mal davon ausgehen, das die Bruche nicht immer und unbedingt ein weißer "Schlabberboxershort" war, sondern das was sie ja eigentlich ist - ein Hosenmittelteil - dann käme dies eben für mehrere Funktionen (Arbeits-, Reise-, Reit- und Kampf-/Polsterhose) in Frage!
Dabei muß sie ja nichteinmal gepolstert gewesen sein (Da stimme ich dir zu! Das würde dann auch den hohen Wert eines tatsächlich gepolsterten "Senfteniers" im Willehalm erklären!)
Also mehr wie eine heutige "Arbeitshosen", aus einem stabileren Material - evtl sogar mit Lederbesatz zum Reiten (eben der Funktion angepasst!) und daher dann auch die Fortführung des Namens für spätere
Militärhosen und Reithosen - bis heute !
Diese "Fortführung" der Bezeichnung passt einfach nicht zu einem "Schlüpfer"
Generell geht es eben nur darum in der Bruche nicht mehr
nur den "Ma-Schlüpfer" zu sehen - den es ja auch gab und wo zweifellos später der moderne Schlüpfer draus entstanden ist!
Bei Bewaffnung und Rüstung allgemein, ist es natürlich damals nicht anders gewesen wie heute: Es gab immer die absolut beste Idealrüstung, aber die konnte sich kaum jemand leisten.
So werden manche nur einige wenige gute Teile gehabt haben und andere gar nix - sehen wir ja auch in diversen zeitgenössischen Abbildungen - wobei diese ja sogar schon idealisiert sein werden und trotzdem finden wir Kämpfer mit wenig oder gar keiner Rüstung im Kampfgetümmel.
Also klar - der vollgerüstete Ritter mit Ganzkörperpolsterung war sicher schon damals ein kaum erreichbares Ideal, aber andererseits waren die Templer dafür gerühmt und bekannt eben immer die besten Waffen, Rüstungen und Pferde zu haben (siehe auch Aufnahmezeremonie) - das heißt, das wir davon ausgehen können, das zumindest die Ordensritter sehr dicht am Ideal waren.
Ferner haben wir ja eben diese für mittelalterliche Verhältnisse "rasante" Verbreitung der dreigeteilten Hose!
Nach Jahrhunderten einteiliger Hosen würde "plötzlich" die Kombihose so populär, das sie nahezu spontan europaweit die FrühMi-hose verdrängte - dann aber mit dem Auftauchen der Diechlinge und Plattenpanzerung genauso schnell weider verschwand!!!
Also eben nur in der Zeit getragen wurde, wo auch Kettenbeinlinge getragen wurden - Zufall?
An die "Modetheorie" mag ich deshalb nicht so recht glauben, denn schließlich reden wir von einem Kleidungsstück,
das nicht zu sehen war und bei dem es als unschicklich galt, wenn es doch mal zum Vorschein kam!
Wenn es also nur um die Optik und nicht um eine spezielle Funktion gegangen wäre, dann hätte man auch einfach an eine einteilige Hose Fußteile oder Stege nähen können
( auch Mi-Parti finden wir bei den späteren einteiligen Hosen) Das kann also nicht der Grund gewesen sein - zumal allein der Herstellungsaufwand für eine dreiteilige Hose deutlich größer ist und eben wie gesagt die zufällige Deckungsgleichheit zwischen der benötigten Funktion/zeitgemäßen Rüstung und der Dreiteilung der Hose.
Im Gegenzug gab es "Modewellen" deren Sinn viel offensichtlicher ist und die dennoch wesentlich länger für eine vergleichbare Verbreitung brauchten (z.B. Helm- u. Schildformen, Übergang von Kettenfäustlingen zum Plattenhandschuh etc.) - teilweise dauerte es bis zu 100 Jahre, bis diese Verbesserungen sich überall durchsetzten.
Also wieder die Frage:
Was macht die Kombi aus Bruche und Beinlingen so "besonders", das sie sich so schnell und konsequent durchsetzte? Und wieso ausgerechnet nur im HoMi - also in der Zeit wo die Kettenbeinlinge am populärsten waren!
(Sicher gab es auch schon im FrüMi Kettenbeinlinge - aber sie waren eher selten/teuer und daher die Ausnahme - im HoMi dann eben "Standard", wie wir ja an der Ordensregel sehen, wo auch für (meist nichtadelige) Sergeanten die Kettenbeinlinge Standard waren!)
Daher wieder meine Eingangsaussage: Wenn wir uns den Grund für die
spontane aber nur kurzzeitige "Erfolgsgeschichte" von Bruche und Beinlingen erschließen können, kommen wir möglicherweise schneller zum Ziel!
Aus eben diesen o.g. Gründen, möchte ich spaßeshalber mal nicht trennen!
Mag ja sein, das es genau diese gedankliche Trennung war, die uns immer in eine Sackgasse führte! (Weil wir eben "krampfhaft" nach belegen für oder gegen unterschiedliche Kleidungsstücke suchten!)
Natürlich ist es ebenso möglich, das es wirklich alles nur Zufall ist - aber dann machen wir eben eine "Ausschlussdiagnose" und grenzen auch dadurch weiter ein!
(Wie gesagt: sucht doch bitte mal mit nach einer Aufzählung in der Lendenier und Bruche, als getrennte Kleidungsstücke, gemeinsam auftauchen - damit wäre diese Idee - zumindest teilweise - vom Tisch!)