Mal ein Beispiel: wenn ein Ordensbruder ein Buch in seiner Tasche zu transportieren hatte, was wohl gelegendlich der Fall gewesen sein dürfte, wird er wohl kaum einen feuchtigkeitsliebenden Stoffbeutel verwendet haben? Nein, der Bruder wird, entsprechend der Kostbarkeit seines Transportgutes, auch eine schützende Ledertasche mit sich geführt haben. Wenn nun alle Habseligkeiten eines monastischen Ordensbruders (Kleidung, Schere, Nadel,... auf einer Reise mitgeführt wurden, was für eine Art von Tasche wird er wohl verwendet haden? Betrachtet das Thema doch auch einmal unter dem Aspekt der Nützlichkeit und der Möglichkeit!
Das entspricht zum größten Teil dem was ich schon hier angesprochen hatte...
Die Brüder, die etwas zu verwahren haben/verwahren dürfen, werden die dafür nötigen Behältnisse schon gehabt haben - also der Drapier, Schuster, Schmied etc. nur war das sicher so unterschiedlich und dem Bedarf angepasst, das es gar nicht einzeln aufgeführt werden konnte!
Anders bei den "besonderen" Personen - die z.B. eine verschließbare Truhe haben dürfen! Da geht die Regel zwar drauf ein, aber auch nicht auf Größe und Form und Material, also wird es wohl im Ermessen des Vorgesetzten und im Rahmen der lokalen Möglichkeiten gelegen haben, wie diese dann aussahen.
Also würde ich sagen, das eine "Reisetasche" gar nicht dem Regelement unterlag, sondern es wurden "Taschen/Truhen/Säcke/Beutel etc. bei Bedarf vom Drapier ausgegeben und dann eben in Form und Größe je nach Zweck und dem was der Drapier überhaupt vorrätig hatte.....
Gegen eine persöhnliche Tasche als fester Bestandteil der Ausrüstung spricht, das diese nicht in der Regel erwähnt wird und das es auch keinen entsprechenden Bildbeleg gibt.
Also diverse Taschen, Beutel, Säcke, Packsäcke, Kisten, Truhen etc. wird der Orden für alle Eventualitäten und entsprechend dem Bedarf gehabt haben - aber wir haben keinen Beleg dafür, das etwas davon direkt und dauerhaft an JEDEN Bruder ausgegeben wurde. (Auf Ausnahmen, die dann aber wieder bestätigend wirken gehe ich noch ein!) Das ist zwar unter dem Gesichtspunkt der Nützlichkeit und Zweckmässigkeit nur ein kleiner Unterschied, aber erklärt eben warum es nicht bei den persöhnlichen Habseligkeiten aufgeführt wird.
Im Alltag machte das dann ja kaum einen Unterschied, zumal Personen, die aufgrund ihres "Jobs" immer ein bestimmtes "Transport-Gepäckstück" brauchten dies dann auch sicherlich dauerhaft bekommen haben.
Eine feste Regel schränkt auch ein und es schafft mehr Flexibilität wenn so etwas eben nicht fest geregelt ist, da man sich dann schneller neuen Erfordernissen anpassen konnte, ohne dafür jedes Mal ein Generalkapitel einberufen zu müssen, bei dem dann eine Regeländerung beschlossen wird.
Dazu kommt, das eben jede Komturei oder Burg Selbstversorger war - dementsprechend wurde das genommen was überhaupt verfügbar war und dem Verwendungszweck am besten entsprach.
Eine feste Regelung würde dann eine genormte länderübergreifende Ausrüstung erforderlich machen und das wäre in dem Fall unzweckmäßig.
Es gibt ja Ausnahmen in der Regel, wo klar definiert ist was genommen werden soll/muß - also z.B. beim Transportbeutel für das Kettenzeug - das war zu wertvoll und aus irgendeinem Grund war es nötig hier klare Vorschriften zu machen ( evtl . damit man es nicht verliert, beschädigt oder was auch immer...).
Um also auf dein Beispiel mit den wertvollen Büchern einzugehen:
Die Ordensmitglieder, die überhaupt ein Buch haben durften, werden dafür dann eben auch das entsprechend sichere Transportbehältnis bekommen haben - evtl. gleich zusammen mit dem Buch!
Das dann aber für jeden möglichen Einzelfall/Beruf/Zweck - als fester Bestandteil in die Regel mit aufzunehmen hätte aus der Ordensregel, vom Umfange her, wohl eine "Bibel" gemacht und unnötig eingeschränkt, was die Flexibilität und vorhandenen Möglichkeiten angeht!
Generell geht die Ordensregel ja auch mehr auf Verbote und deren Ausnahmen ein - im Umkehrschluss ließ es dann auch alles, was nicht ausdrücklich verboten war, als Ausnahme zu - eben "im Ermessen des Meisters"! (letzter Art. der alten lateinischen Regel- der wurde zwar entfernt, weil es wohl zu sehr ausgenutzt wurde, aber vom Grundsatz her blieb es in einigen Bereichen dabei - solange es halt nicht direkt verboten war oder klar definierte Regeln gab!)
Für uns Darsteller ergibt sich daraus eben auch, das wir "Transportmöglichkeiten" an unseren Bedarf und den zu der Zeit üblichen Möglichkeiten anpassen können - also eben auch eine zeitgemäße Ledertasche (wie in dem Pilgerbeispielbild), für einem Kaplan dann , um darin sicher die Bibel und die anderen wertvollen Utensilien, zu transportieren.
Für den Schmied dann evtl. eine stabile Holzkiste, in der er auf Reisen alles zum Beschlagen der Pferde mitführen konnte und für den "Feldarzt" eben auch etwas Bedarfsgerechtes etc.
Gruß
Will