Die Idee des Lederfutters finde ich gar nicht so schlecht, nicht zuletzt da auch gefütterte Kettenhemden wohl verbreiteter waren als man denkt (sicherlich nicht nur wie beim klassischen Kazaghand à la Usama b. Munqidh), ganz abgesehen von Schuppen- und Lamellenpanzern, die auch eine Unterlage gehabt haben können (eine "akademische" Unterscheidung zwischen beiden ist die, dass nur der Schuppenpanzer ein Trägermaterial brauchte, D. Nicolle, wenn ich mich nicht irre). Ich will allerdings bezweifeln, dass mittelalterliche Ringpanzer eher mehr als weniger schartige Raspelhemden waren, denn als solche wären sie kaum praktikabel gewesen. Ein Aketon unterm Hemd (wie er nur mühsam belegt werden kann) fiele dem ja auch zum Opfer. Was das Rutschen angeht, so sollte eine Aufhängung am Gürtel und evtl. ein Knieriemen (muss in der Manesse zu sehen sein, aber da habe ich nur dunkel einen Forenbeitrag von Tempus Vivit im Kopf) zusammen mit der hinteren Schnürung reichen. Zumindest meine ich, dass es bei mir gereicht hat. Hatte die Dinger ewig nicht dran...
Die Schutzwirkung ist wieder so ein Ding, bei der ich nicht die Vermeidung von Schmerz als Kriterium ansetzen würde. Und wenn halt vor allem offene Wunden vermieden werden sollen, dann "schützt" ein Kettenbeinling auch mit nur Wolle oder vielleicht einem biegsamen Leder drunter. Außerdem – wäre Polsterung üblich gewesen, warum dann später die Stoffdiechlinge mit Kniekacheln? Meiner Meinung nach findet hier das gleiche statt wie mit den Gambis bzw. Plattenröcken über der Kette: Der bisherige Schutz war ausreichend, aber ein paar Veränderungen im Krieg machten etwas mehr Panzerung attraktiv. Die vielen (Moment, hier müsste man mal zählen!) Diechlinge für Reiter sprechen meiner Meinung nach auch dafür, dass die Einschränkung bei Schenkelhilfen nicht nennenswert war. Vielleicht spielen da auch die gestreckten Beine mit rein.
Eine letzte Sache ist die, dass ich (vor allem beim historischen Fechten) gelernt habe, Abbildungen oder komische Formulierungen doch nicht so einfach als künstlerische Freiheit oder übermäßige Stilisierung zu deuten. Usama spricht deutlich davon, dass die Franken schlanke große Männer bewunderten. Wenn uns die Illustrationen von dünnen Rittern irgendetwas verraten, dann das, dass sie sich bestimmt gut und schnell bewegen konnten. Und das halte ich für arg authentisch.