Autor Thema: Helm künstlich altern  (Gelesen 31307 mal)

Gunter

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Helm künstlich altern
« am: 21. Februar 2009, 02:03:27 »
Hallo zusammen,

wie kann ich einen blanken Helm künstlich altern ( Patina ) und wie vesehe ich ihn am besten mit Gebrauchsspuren? Ich werde meinen Dremel mit verschiedenen Fräsköpfen verwenden, aber es gibt bestimmt noch weiter Methoden.

Roland

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Helm künstlich altern
« Antwort #1 am: 21. Februar 2009, 10:22:18 »
Wenn du das wirklich willst, wäre es dies Hier vielleicht möglich.

Alter:
Um das Kettenhemd rosten zu lassen, legt man es doch in billigen Rot-Wein aus der Tüte ein.
So könntest du Rost bekommen, denn du natürlich nachbehandeln müsstest, der Helm würde dann schon ein paar jährchen älter aussehen.
Allerdings würde ich vor diesem Prozess das Inlay entfernnen.

Gebrauchsspuren:
Den Dremel würde ich nicht benutzen.
Eher Leicht mit dem Schwert drauf hauen. Ein altes Beil wäre da noch besser.
Und einen Hammer für kleine Dellen.
Ein Paar mal aus 2 Meter höhe fallen lassen, würde auch wirken.
Kommt aber drauf an, ob das jetzt ein Nasalhelm ist, oder was weiß ich ein Topfhelm.

Roland
Gott will es

William

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Helm künstlich altern
« Antwort #2 am: 21. Februar 2009, 10:23:07 »
Hallo Gunter,

zunächst einmal eine Frage: warum künstlich altern?

Wenn du den Helm z.B. als Austellungsstück "altern" möchtest, damit er ein antikes Aussehen bekommt, dann auf gar keinen Fall mit modernem Werkzeug, da jedes rotierende Werkzeug eindeutige kreisförmige Schleifspuren hinterläßt.

Daran erkennt man z.B. auch gefälschte Antiquitäten oder Waffen.

Am besten eignet sich Säure - sehr vorsichtig eingesetzt benutzt der Profi z.B. Schwefelsäure. (z.B. Batteriesäure - wenn dir Säure zu heftig ist, dann tuts auch Essigkonzentrat, aber dauert wesentlich länger!)

Nach dem Säurebad (wenn der "Lochfraß" deinen Vorstellungen entspricht), gründlich mit Wasser abspülen und rosten lassen, bis der Grad der Alterung erreicht ist der dir vorschwebt.
(cave: säurebeständige Gummihandschuhe und Schutzbrille sind Pflicht!)

Dann den Rost per Hand (z.B. Stahlwolle) entfernen - einfetten-fertig.

Also auf keinem Fall rotierende Werkzeuge nehmen!

Wenn der Helm jedoch nur gebraucht aussehen soll, dann binde ihn an einen Strick und ziehe ihn hinter deinem Fahrrad über einen Schotter- oder Waldweg bis er dir "gefällt" - aber bedenke, das Rüstung und Waffen im Mittelalter sehr wertvoll waren und diese Dinge deshalb ähnlich sorgsam gepflegt und behandelt wurden, wie der Helm und das Gewehr in heutigen, modernen, Armeen.

Wenn also ein Ordensritter mit rostigem Schwert oder Helm rumgelaufen ist, hat er die Pflege von Ordenseigentum vernachlässigt und das wird seinem Vorgesetzten genauso wenig gefallen haben wie dem modernen "Spieß". :)

Um Holz oder Leder zu "altern" nimm etwas Altöl (tiefschwarz und klumpig) schmeiß eine Handvoll dunkler Erde hinein, dann einen Schuß Klarlack dazu und in kleinen Kreisen mit einem Lappen auf dem Leder/Holz verreiben - anschließend Trocknen lassen und fertig - bei Leder das anschließende Fetten (z.B. Froschfett) nicht vergessen.

Bei dicken Holzbohlen kann man erstmal tief ausbrennen - mit Lötlampe o.Ä. - dadurch entstehen tiefe Riefen in der Maserung - anschließend wie oben ölen und dann bei Bedarf mit normalen Holzschutzmittel nachbehandeln.

Diese und andere Techniken habe ich mir von einem Antiquitätenrestaurator vor JAhren zeigen lassen um z.B. ausgebesserte Stellen an einer Truhe nachzualtern, damit das gute Stück dann nicht geflickt aussieht.

Kleinere Eisenteile - Nägel, Scharniere etc - kann man ausglühen um ein entsprechend "altes" Aussehen hinzubekommen - aber bei einem Helm ist das nicht zu empfehlen, da er sich verziehen könnte und vor allem auch an Stabilität verliert - Messer oder Waffen auf gar keinen Fall ausglühen, da sie dann ihre Härte verlieren!


Gruß

William
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Gunter

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Helm künstlich altern
« Antwort #3 am: 21. Februar 2009, 11:53:06 »
Besten Dank für eure guten Ratschläge!

Zur Frage, warum künstlich altern:
Aus einer Pupe soll ein komplett ausgestatteter Tempelritter entstehen, wobei ich einiges in Handarbeit herstellen möchte und es soll zum Schluss nicht wie die Neuausstattung aus der Waffenkammer aussehen und da passt auch kein nagelneuer Hochglänzender Helm.

Mit dem Dremel habt ihr recht, der scheidet aus.
Das mit der Säure und dem Schotter gefällt mir gut
Ich werde mal an einem Stück Stallblech ein paar Tests mit Säure machen. Die Porige Oberfläche anschließend mit feinem Sandpapier und Nassschleifverfahren nachbehandeln.

Habe gleich noch eine Frage, welches Fett ist für den Schutz für Klingen zu empfehlen ?
Ich verwende für meine Klingen z.Z. Nähmaschinenöl, ist bestimmt nicht optimal

Gruß
Gunter

William

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Helm künstlich altern
« Antwort #4 am: 21. Februar 2009, 12:31:14 »
Hallo Gunter,

wenn du die Klinge nicht viel "benutzt", reicht Nähmaschienenöl, aber es "verbraucht" sich bei täglicher Benutzung zu schnell.

Für Gebrauchsmesser - die evtl auch zum Essen genutzt werden - ist die gängige Edelstahlpolitur für Küchenspülen gut geeignet, da bei richtiger Anwendung hinterher ein Schutzfilm die Klinge schützt und das Messer dennoch für Lebensmittel eingesetzt werden kann.
Je nach Häufigkeit des Gebrauchs muß es dann nachbehandelt werden.

Für Schwerter die nur hin und wieder genutzt werden und eben nicht zum Essen, verwende ich ein Waffenpflegeset von Frankonia, welches einen guten Abriebschutz bietet und auch keine Fettspuren an der Kleidung oder den Händen hinterläßt.
Ballistol ist nur bedingt geeignet, da es zur Reinigung auch Säure beinhaltet - bei regelmäßigem Gebrauch sicher kein Problem, aber wenn dann das Schwert über Winter mehr rumliegt, kann es grade durch Ballistol anfangen zu rosten.

Natürlich nicht "A" diese Vorschläge, aber ich bin halt etwas "pflegefaul"  *smoky*

(Ich glaube mal gelesen zu haben das Gänseschmalz wohl "A" wäre - pfui Teufel! *jokely*)

Zum Einlagern in Rüstkammern war auch das Einreiben mit Wachs  gebräuchlich - aber eben nur wenn es lange nicht benutzt wurde.


Gruß

William
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Gunter

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Helm künstlich altern
« Antwort #5 am: 21. Februar 2009, 13:10:19 »
Hallo William,

da meine Klingen bis jetzt nicht für den Gebrauch gedacht sind, werde ich sie weiterhin mit Nähmaschinenöl behandeln, ich gehe so aller zwei Monate mit einem getränkten Lappen über die Klingen.

Gruß
Gunter

Veturius

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Helm künstlich altern
« Antwort #6 am: 21. Februar 2009, 23:22:25 »
Meinen Helm habe ich wie folgt behandelt:

1. Helminlay infernen ( um es nicht zu beschädigen)
2. Helm mittels Pinsel von außen mit Leinöl einstreichen
3. Leinöl mittels Lötlampe einbrennen.

Das Ergebnis ist nun ein komplett schwarzer Helm. Wenn Du jetzt das Ganze mit etwas Schmirgelpapier oder Stahlwolle bearbeitest obliegt es Deinem Geschmack wie sehr und an welchen Stellen er wieder glänzen soll.

4. Inlay wieder einsetzen

Lancelot Graf von Rothenfels

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Helm künstlich altern
« Antwort #7 am: 22. Februar 2009, 11:17:27 »
Bester Schutz für Klingen : Nelkenöl !
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Für Gott, das heilige Reich und das Vaterland !

Wedumir

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Helm künstlich altern
« Antwort #8 am: 22. Februar 2009, 11:44:19 »
Zitat
Original von Lancelot vom See
Bester Schutz für Klingen : Nelkenöl !

Stinkt das denn nicht furchtbar? Ich meine mich zu erinnern, dass Nelkenöl (wird ja auch z.B. gegen Zahnschmerzen verwendet) äußerst aufdringlich riecht.
Oder sind das zwei verschiedene Nelkenöle?
Suilad o Wedumir - Grüße vom Waldschrat

*Die Feder ist ... schmächtiger als das Schwert*

William

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Helm künstlich altern
« Antwort #9 am: 22. Februar 2009, 11:48:36 »
@Wedumir

Wenn es "stinkt" stelle ich es mir noch wesentlich passender vor, als mein erster Gedanke, als ich den Post von Lance geesen hatte - einen nach "Blümchenduft" riechenden Ordensritter! *jokely*

 *tdance*
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Lancelot Graf von Rothenfels

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Helm künstlich altern
« Antwort #10 am: 23. Februar 2009, 06:32:58 »
@Wil

Hast du dabei an solche gedacht ?  *smoky*

Der Geuch ist eher neutral - Waffenöl stinkt ärger....
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William

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« Antwort #11 am: 23. Februar 2009, 08:33:54 »
@ Lance,

ja so ungefähr! *jokely*
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Svend Joergenson

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Helm künstlich altern
« Antwort #12 am: 23. Februar 2009, 21:35:37 »
Was auch gut  geht ist Salz inEssig lösen, bis eine gesättigte Losung entsteht.
Diese mittels Sprühflasche auftragen und trocknen lassen.
So oft wiederolen wie man mag.
Anschliesend rost mit Stahlwolle wieder entfernen, zurück bleiben schwarze flecken. Einfetten Fertig
Dauer ca 2 Wochen

Thomas W.

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Re:Helm künstlich altern
« Antwort #13 am: 11. Februar 2015, 13:07:27 »
Ein paar meiner Helme sind auch "künstlich gealtert". Derjeninge der das für mich umsetzt, behandelt die Oberfläche mit Salzsäure (aus der Apotheke) und Schleifpapier. Die Zeitdauer bis zu meinem gewünschten Endergebnis beträgt (wenn man jeden Tag einen Arbeitschritt macht) auch ca. 14 Tage.

Aktuell ist gerade wieder eine solche "Behandlung" geplant und ich werde ihn darum bitten, dass ganze mal für uns fotographisch zu dokumentieren.   
Grüsse, Thomas

Thomas W.

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Re:Helm künstlich altern
« Antwort #14 am: 11. Februar 2015, 20:47:50 »
Ein paar meiner Helme sind auch "künstlich gealtert". Derjeninge der das für mich umsetzt, behandelt die Oberfläche mit Salzsäure (aus der Apotheke) und Schleifpapier. Die Zeitdauer bis zu meinem gewünschten Endergebnis beträgt (wenn man jeden Tag einen Arbeitschritt macht) auch ca. 14 Tage.

Aktuell ist gerade wieder eine solche "Behandlung" geplant und ich werde ihn darum bitten, dass ganze mal für uns fotographisch zu dokumentieren.   

Hier wäre das nächste "Projekt":



Dieser Helm wird für meine Johanniterdarstellung (für die Version der 1180iger Jahre) Verwendung finden. Er wird zum Schluss einen "used-look" haben und das Messingband wird auch nicht mehr "hervorblitzen". Im März gehts los.  ;)
Grüsse, Thomas