Autor Thema: Domfigur  (Gelesen 12411 mal)

Klaus vom Kölnberg

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Domfigur
« am: 19. November 2008, 02:35:25 »
Pax weehrte Brüder und Schwestern
Bei meiner Suche nach Quellen bin ich auf dieses Bild gestossen. Es zeigt eine Figur am Kölner Dom. Kann jemand was dazu sagen?
Es geht mir besonders um den Mantel und den Schwertgurt.
Kann ich es als Vorlagen benutzen?
Entspricht es der Zeit um 1250?

Gruß
Klaus vom Kölnberg

Heinrich von Hohenfels

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Domfigur
« Antwort #1 am: 19. November 2008, 06:04:40 »
Aus welcher Zeit diese Figur stammt, kann ich auch nicht genau sagen, verglichen mit anderen aus dieser Zeit passt der Mantel auf jeden Fall.
Die Statue könnte aber auch jünger sein.

Daniel

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Domfigur
« Antwort #2 am: 19. November 2008, 11:36:28 »
Hallo

der Schwertgurt ist mit einer Schnalle versehen. Das deutet daraufhin, dass es nicht 12 Jhrd. sein dürfte. Also eher >=13 Jhrd.

Genau kann ich dir das aber auch nicht sagen.

Gruß
Daniel
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Berthold von Krukow

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Domfigur
« Antwort #3 am: 19. November 2008, 12:01:56 »
Die Schwertform mit der geschwungenen Parierstange soll auch eher 14. Jh. gewesen sein. Aber spätestens seit dem TT auf der Tannenberg unddem tolllen Buch über Schwerter, das Beni(?) mithatte, wissen wir ja, daß das nicht so eng zu sehen ist.

Berthold
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Benedikt von Söllbach

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Domfigur
« Antwort #4 am: 19. November 2008, 12:07:19 »
Zitat
Entspricht es der Zeit um 1250?
Das ist ja dreizehntes Jahrundert. In Dtl. wurde aber auch im 13. noch relativ lange geknotet, wann genau der Übergang zur Schnalle war, weiß ich allerdings nicht. Schnallen um 1250 würde ich aber nicht ausschließen.
Wesentlich wäre, für die Figur eine Datierung zu bekommen; nachdem am Kölner Dom aber immer wieder restauriert wurde, kann es gut sein, dass die Figur Neuzeitlich ist. Müsste man halt mit dem Dombauamt abklären.

@Berthold: Ja, das Buch hatte ich dabei. Mitte des 13. waren die Parierstangen aber glaube ich schon so denkbar, um 1200 waren sie aber definitiv fast immer gerade.
Man müsste dort nochmal genau nachsehen, wenns relevant ist, ich kann gerne einen Blick in das Buch werfen. Soll ich?
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Johannes vom Gollenstein

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Domfigur
« Antwort #5 am: 19. November 2008, 14:10:45 »
@Beni
Guck mal in das Buch, die Sache mit den Parierstangen interessiert mich auch!

Heinrich von Hohenfels

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Domfigur
« Antwort #6 am: 20. November 2008, 06:01:35 »
Was issen das für ein Buch ?

(Neigierig Frag)

Daniel

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Domfigur
« Antwort #7 am: 20. November 2008, 08:10:01 »
Oakscott!
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Benedikt von Söllbach

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Domfigur
« Antwort #8 am: 20. November 2008, 08:57:22 »
Ewart Oakeshott: "Records of the medieval Sword"
Ich hab grad mal bei Amazon reingeschaut, da gibts das momentan SEHR günstig!!! wer also eines kaufen will, sollte jetzt zuschlagen: http://www.amazon.de/Records-of-the-Medieval-Sword/dp/0851155669/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books-intl-de&qid=1227166723&sr=8-1
Es ist in Englisch - ohne Englischkenntnisse hat man nur die Bilder und kann sich die Daten zu den Schwertern zusammenreimen, aber viele nützliche Informationen bleiben dann verschlossen.

Ach so, ich habe gestern Abend nochmal durchgeblättert. Mir scheint, ohne es genau belegen zu können, dass gebogene Kreuzstangen gehäuft erst gegen Ende des 13. Jhds aufkommen. Selbst dann sind die meisten aber nur leicht gebogen oder gerade. Ein frühes Beispiel für stark gebogene Kreuzstangen findet sich übrigens schon Anfang des 11. Jhds, das war also nicht unbekannt, aber recht selten.

Oakeshott hat noch ein zweites Buch parat, dass die Thematik etwas oberflächlicher zusammenfasst: "A Knight and his Weapons", das habe ich gestern aber nicht mehr gefunden, muss ich nochmal suchen.
Ich fasse das auch in meinem Bücherl auf den Seiten 99f zusammen.
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Klaus vom Kölnberg

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Domfigur
« Antwort #9 am: 20. November 2008, 11:01:04 »
Weehrte Brüder und Schwestern
Ich habe mich , nachdem Benedikt den Tipp mit dem Dombauamt gab, erkundigt.
Das Ist die Antwort des Zuständigen Herrn von der Dombauverwaltung:

Sehr geehrter May,

 

Bei der Figur handelt es sich um die Darstellung des Hl. Georg. Sie steht an der Südquerhausfassade. Alle Figuren in diesem Bereich wurden in den 1250er-1260er Jahren nach Entwürfen der Kreuzfahrer geschaffen. Die Figur des Hl. Georg wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst abgenommen und in den 1990er Jahren durch eine Kopie ersetzt, die in der Dombauhütte angefertigt wurde.

 

mit freundlichen Grüßen

Matthias Deml

Hier noch was ich über den Hl. Georg gefunden habe:

Der Erzmärtyrer, wie er in der Ostkirche genannt wird, zeigt sich auf dem europäischen Kontinent in vielen Namensvariationen: Görg, Jörg, Jürgen, George, Schorsch, Igor, Juri. Sein Grab in Lod, dem biblischen Lydda, ist bezeugt. Dem Offizier wurden glänzende Versprechungen für seine militärische Laufbahn gemacht, wenn er Abstand nähme vom Christentum. Doch auch grausame Folterungen ließen ihn treu zu Christus stehen. Von Ägypten, Äthiopien und Syrien verbreitete sich sehr bald seine Verehrung über den ganzen Vorderen Orient.

Viele Fresken in Höhlen und Kapellen zeigen Szenen seines Martyriums. Georgskirchen sind im Abendland bereits im 6. Jh. nachweisbar. Georgsreliquien förderten seine Verehrung. Kaiser Heinrich II. weihte den Ostchor seines Bamberger Domes dem hl. Georg. Nach dem Erzengel Michael nimmt Georg als Drachenkämpfer den ersten Platz ein. Das Bild des Heiligen als Krieger und Ritter zu Pferd wird vor allem von den Kreuzfahrern verbreitet. Große Künstler beschäftigten sich mit ihm: Raffael, Holbein, Dürer, Lucas Cranach, Grünewald, Rubens u.v.a. Berühmt ist die Reiterfigur in der Asamkirche in Weltenburg. Wie ein kostbarer Schatz werden die Georgsikonen von Byzanz bis Russland behütet. Georgien und Georgia, das amerikanische Bundesland, tragen seinen Namen. In den Ländern England, Schweden und Litauen ist der hl. Nothelfer Patron; unzählige Kirchen und Kapellen tragen seinen Namen.

Name: griechisch GEORGOS, der Bauer
Gedenktag: 23. April
Heimat: Kappadozien (südliche Türkei)
Todesjahr: um 305 unter Kaiser Diokletian
Attribut: Ritter mit Schwert und Schild, auf weißem Tuch ein rotes Kreuz, den Drachen zu Füßen.  
Patronat: Patron der Ritter, der Bauern, der Sattler und Schmiede, der Pfadfinder und Pferde; Vorbild christlicher Tapferkeit.


Ich gehe dann mal davon aus, dass Schnallen am Gürtel, Mantel mit angesetzter Kaputze und Schwerter mit gerader und gebogener Parierstange zu der Darstellung von 1250 passen.

Gruß
Klaus vom Kölnberg

PS: Ich lasse mir gerade das Schwertgehänge nach Vorbild der Naumburger Domfigur anfertigen für kleines Geld. Wer Interesse hat, kann die Adresse gerne bekommen.

Benedikt von Söllbach

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Domfigur
« Antwort #10 am: 20. November 2008, 11:10:07 »
Tja, dann hast du ja direkt einen Primärbeleg :)
Es wäre jetzt für mich interessant, wie die anderen Figuren der Kreuzfahrer so aussehen - haben diese auch alle gebogene Kreuzstangen und die Riemen mit Schnallen verschloßen?
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Berthold von Krukow

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Domfigur
« Antwort #11 am: 20. November 2008, 12:06:29 »
Zitat
Original von Klaus vom Kölnberg
PS: Ich lasse mir gerade das Schwertgehänge nach Vorbild der Nauenburger Domfigur anfertigen für kleines Geld. Wer Interesse hat, kann die Adresse gerne bekommen.

@Klaus,

...selber machen  *jokely* ...

Aber dennoch Dank für die Informationen. Ist doch ganz interessant zu erfahren, daß das Mittelalter lebendiger und bunter war, als sich das viele vorstellen. Und jeder zeitgenössische Bericht wird hier dankbar verschlungen..

Gruß Berthold
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Klaus vom Kölnberg

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Domfigur
« Antwort #12 am: 20. November 2008, 12:59:15 »
Weehrte Brüder und Schwestern

@Benedikt:
Ich werde mal weiter Nachforschen und sehen was ich noch bekomme.
Es soll wohl noch ein Fenster am Dom geben wo man Ritter sieht.
Mein Schwert hat eine gerade Parierstange.

@Berthold:
Er macht mir die Scheide mit Gurt für 65 Euro. Ich glaube für den Preis muss ich nicht unbedingt selbst Nadel und Faden nehmen.

Er hat übrigens schon mal für einen Templer dieses Gehänge gemacht.
Ich wollte es ja selbst machen und nur das Leder bei ihm kaufen. Wenn er es mir dann schon anbietet zu machen, warum dann nicht.

Gruß
Klaus von Kölnberg

Siegfrud von Burgund

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Domfigur
« Antwort #13 am: 20. November 2008, 14:04:59 »
@ alle hier: ich denke, richtig muß es heißen:

"Bei der Figur handelt es sich tatsächlich um die Darstellung des Hl. Georg. Sie steht an der Südquerhausfassade. Alle Figuren in diesem Bereich wurden von dem Bildhauer Christian Mohr in den 1850er-1860er Jahren nach Entwürfen von Ludwig Schwanthaler geschaffen. Die Figur des Hl. Georg wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst abgenommen und in den 1990er Jahren durch eine Kopie ersetzt, die in der Dombauhütte angefertigt wurde."

Denn mich hat die Figur auch sehr interessiert und ich habe der Dombauhütte zu Köln auch eine Email geschrieben. Und Obiges war die Antwort an mich. Die Art der Gewandung, sowie die Schwertform und ganz besonders die Lanzenspitze schien mir eher nach der Ritterromantik des 19. Jahrhunderts geschaffen, als nach Plastiken des Hochmittelalters.

Bei Klaus vom Kölnberg fehlt die wichtigste Passage bzw. wurde ausgewechselt. Naja...oder die Dombauhütte verschickt innerhalb von zwei Tagen zwei unterschiedliche Mails über ein und das selbe Thema....
Oder habe ich was überlesen?

Johannes vom Gollenstein

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Domfigur
« Antwort #14 am: 20. November 2008, 14:10:39 »
1200 oder 1800, das ist hier die Frage...
Ich bin gespannt, ob sich das klären lässt, der Unterschied ist ja schon sehr wesentlich für die Darstellung...

65,- Euronen für eine Scheide mit Gurt sind wirklich ein toller Preis!
Aber: selbermachen macht viel mehr Spaß!  *smoky*