Autor Thema: Waren die Dienenden beritten?  (Gelesen 7569 mal)

Benedikt von Söllbach

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Waren die Dienenden beritten?
« am: 05. Mai 2007, 09:47:14 »
Eine Frage die sich mir stellt, ist, ob das Pferd der dienenden Brüder in der Schlacht zum Angriff eingesetzt wurde.

So wie ich das bisher verstanden habe (u. A. im Anhang von Upton-Ward steht da was drüber), läuft ein Angriff folgendermaßen ab:
- Aufstellung in Schwadrone; erste Reihe Ritterschwadrone, zweite Reihe die Schwadrone der dienenden und Turkopolen
- Antraben gegen den Feind
- im letzten Moment Steigerung zum Galopp um in die feindlichen Reihen zu brechen
- die dienenden und Turkopolen sowie die Knappen brechen in die Lücke hinein und beginnen zusammen mit den Rittern mit dem Handgemenge; die Knappen unterstützen ihre Herren

Dieser Ableuf würde es ermöglichen, dass die dienenden und Knappen gehenderweise/im Laufschritt folgen könnten. Der Grund, dass die Brüder nicht wie in Hollywood von Beginn an lospreschen liegt in der Schonung der Kräfte der Pferde.

War das Pferd der dienenden vielleicht kein Schlachtross sondern nur Materialtransport?
In der Regel wird eine Decke erwähnt, die dazu dient, das Kettenhemd abzudecken - dieses ist aber erst kurz vor der Schlacht am Mann (Art. 325 bei Upton-Ward: Verbot des Anlegens der Rüstungshandschuhe ohne Erlaubnis und Fußnote zu diesem Artikel; nicht bei Körner) zu tragen.

Weiß da jemand näheres darüber?
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Bruder_Henrie

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Waren die Dienenden beritten?
« Antwort #1 am: 05. Mai 2007, 15:17:47 »
Laut Regel hatte jeder Sergeant ein Anrecht auf ein Pferd, ein Sergeant, der Hauskomtur war, sogar auf zwei... daher gehe ich mal stark davon aus, dass diese auch in der Schlacht beritten waren, nur nicht so stark gepanzert wie die Ritter! Die Pferde allein für Transportaufgaben zu nutzen, halte ich für wenig sinnvoll, da der Orden wohl dafür über extra Pferde verfügt hat.  Dienende durften Handschuhe tragen, wenn es spezielle Arbeiten erforderten, somit könnte man auch auslegen, dass Sergeanten in der Schlacht Handschuhe trugen (so weit sie darüber verfügten).

Ich hoffe, ich konnte etwas helfen!
Pax Vobiscum

Frater Henrie


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Heinrich von der Losheide

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Waren die Dienenden beritten?
« Antwort #2 am: 05. Mai 2007, 19:44:59 »
Ich meine im Buch von Volfing gelesen zu haben das die Kampfaufstellung der Templer folgendermaßen aussah.

Linke Flanke waren die berittenen Sergenten, in der Mitte die Ordensritter und auf der rechten Flanke die berittenen Turkopolen...im Gefolge waren noch Verstärkungstruppen und die Knappen/Knechte


also gehe ich mal davon aus,das zumindest der Großteil der Templer beritten war...wobei ich aber auch denke das es auch Fusstruppen unter den Templern gab...die aus Turkopolen und Sergenten bestanden...
Nie zu Fall und nie aufs Knie, es lebe die Templer Infantrie!

Siegfried von Eppstein

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Waren die Dienenden beritten?
« Antwort #3 am: 06. Mai 2007, 06:53:07 »
Da in der Regel nach Körmner steht das die Ausrüstung der Dienenden nicht groß von der der Ritterbrüder abwich liegt es doch auf der Hand das es keine Füßtruppen waren.

Warum sonst stand ihnen ein PFerd zu?
nur so zum Spaß sicher nicht.

Gruß Siegfried
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Lazarus v. Akkon

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Waren die Dienenden beritten?
« Antwort #4 am: 06. Mai 2007, 09:05:40 »
Zitat
Original von Siegfried von Eppstein

Warum sonst stand ihnen ein PFerd zu?
nur so zum Spaß sicher nicht.

Gruß Siegfried

Um von A nach B zu kommen
Schon in der Antike gab es berittene Einheiten die zum kämpfen abstiegen.
mfg
Lazarus
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Fabianus

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Waren die Dienenden beritten?
« Antwort #5 am: 06. Mai 2007, 11:58:02 »
Ja, allerdings ist es unsinnig, schwere Kavallerie absitzen zu lassen, wenn der Gegner (Araber) selbst überwiegend beritten und damit sehr mobil war.
Nachteil ist nur, dass _ein_ Gaul für Reise _und_ Kampf im Outremer eigentlich zu wenig ist bzw. nicht optimal ist.
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Bruder_Henrie

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Waren die Dienenden beritten?
« Antwort #6 am: 06. Mai 2007, 12:22:51 »
Zitat
Original von Fabianus
Ja, allerdings ist es unsinnig, schwere Kavallerie absitzen zu lassen, wenn der Gegner (Araber) selbst überwiegend beritten und damit sehr mobil war.
Nachteil ist nur, dass _ein_ Gaul für Reise _und_ Kampf im Outremer eigentlich zu wenig ist bzw. nicht optimal ist.

Die Sergeanten waren keine schwehre Reiterei, wie die Ordensritter sondern eine leichtere Form der Kavellerie! Ihre Pferde durften weder Überwürfe führen, noch gepanzert sein (im Gegensatz zu den Rittern). Dadurch waren sie wohl auch schneller und wendiger als die Ordensritter und haben darum mit den Turkopolen die Flanken gebildet, um den Gegner einzukreisen und endgültig niederzumachen, was der schwehre Angriff der Ordensritter übriggelassen hat. Was die Fußtruppen angeht, so muß man auch davon ausgehen, dass die Templer fast nie allein eine Schlacht führten, sondern mit weltlichen Streitkräften und den anderen Orden zusammenagierten. Dadurch konnten die Fußsoldaten sich aus den Truppen der weltlichen Fürsten und Könige zusammensetzen (meist Bauern, die ihrem Hernn Kriegsdienst schuldeten). Daher kommt ja auch der Begriff "Bauer" beim Schach!
Wenn es auf Patroillien des Pilgerschutzes zu Gefechten kahm, dann werden die Templer wohl außschließlich zu Pferd gekämpft haben!
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Frater Henrie


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Heinrich von Hohenfels

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Waren die Dienenden beritten?
« Antwort #7 am: 06. Mai 2007, 13:57:47 »
Die Sergeanten waren auch schwere Reiterei, denn wie es Siegfried ja auch schon festgestellt hat, hatten sie fast die gleiche Ausstattung wie die Ritter. Natürlich waren sie nicht nur schwere Reiterei, sondern dürften wir hier auch die anderen Waffengattungen haben. Leichte Reiterei, Armbrustschützen, Bogenschützen und so. Die Turkopolen dürften wohl hauptsächlich leichte Reiterei und berittene Bpgenschützen gewesen sein. Dass in den Kreuzzügen Bauern gekämpft haben, bezweifele ich mal. Auch in den europäischen Kriegen dürfte man Bauern nur im äußersten Notfall gefunden haben. Wozu gab es Söldner ?
Wenn ich als Landesherr meine Bauern "verheitze", wer bestellt dann bitte die Felder und bringt die Ernte ein ?

Gruß Heinrich

Neithan

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Waren die Dienenden beritten?
« Antwort #8 am: 06. Mai 2007, 19:34:17 »
@Fabianus es gab auch Fälle in der die schwere Reiterei abgestiegen ist obwohl der Gegner über starke berittene Kräfte verfügte.
Ein Beispiel dafür ist die Schlacht von Crecy, dort ließ Prinz Edward seine Reiterei absteigen damit sie die Bogenschützen schützen konnten, welche ja aufgrund ihrer Bögen die französische Attacke zum Stillstand brachten.
gruß Neithan

Fabianus

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Waren die Dienenden beritten?
« Antwort #9 am: 06. Mai 2007, 20:59:33 »
@ Bruder Henrie: Meines Erachtens sind berittene dienende Brüder schon schwere Kavallerie, da die Reiter selbst schwer gepanzert sind, was im Gegensatz zur leichten Kavallerie nicht unbedingt der Fall war.

@ Neithan: natürlich gibt es auch Fälle in denen die Ritter abgesessen einen größeren Nutzen haben. Bei der Schlacht von Grecy waren die Bogenschützen jedoch schlachtentscheidend. Wenn man nun gegen die "Araber" mit einer guten Kavallerie kämpft und selbst keine elitären Fernkampfeinheiten in großer Zahl hat, wäre es unsinnig seine eigene Kavallerie absitzen zu lassen.
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Benedikt von Söllbach

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Waren die Dienenden beritten?
« Antwort #10 am: 07. Mai 2007, 07:43:55 »
Danke für eure Posts!

Aber wie kommt Volfing darauf, dass die Sergenaten und Turkopolen die Flanken decken; in der Ordensregel steht doch, dass der Turkoplier seine Männer hinter den Rittern aufzustellen hat?
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