Hallo!
Ich beschäftige mich gerade mit Ulrich Lehnarts "Kleidung u. Waffen der Früh- und Hochgotik" und dem Thema "Untergewandung".
Dort stellt Ulrich eine Theorie der "enganliegenden, faltenlosen Reiterunterhose" auf. Diese soll einen engen, bequemen und funktionellen Schnitt haben und etwa so lang wie eine Bermuda sein, als Material kommt zb. Hirschleder in Frage. Als Grund nennt er die Faltenbildung einer normalen Bruche, diese begünstigt das wundreiten. Belege für solche Unterosen finden sich laut Lehnart ab mitte des 14.Jhds (Urkundlich).
(Quelle: Seite 44, Schnittmuster: Seite 21)
Ich finde diese Theorie plausibel und habe da konkret soetwas wie eine kurze Lederhose vorm geistigen Auge. Meine Frage ist jetzt an euch, was haltet ihr von dieser Theorie und was habt ihr so "drunter an" (wenn ich so indiskret fragen darf, ansonsten bitte nicht steinigen
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Meine zweite Frage, die ich auch gerne in diesem Thread klären würde betrifft die Untergewandung unter der Kutte und unter dem Gambeson.
Leider habe ich hier im Forum und auf der Böhler Seite keine Informationen bezüglich Untergewandung gefunden
Laut der französischen Templerregel hat ein Seargeant (und auch die Ritterbrüder) folgende Ausrüstung:
Regel 138:
[...] "Ferner kommen ihnen zu: eine Pferdedecke, zwei Hemden, zwei Beinkleider, zwei paar Strümpfe und ein kleiner Gürtel, den sie über das Hemd schnallen sollen."[...]
Die Beinkleider sind sicher Bruchen und die Strümpfe Beinline, oder?
Das Hemd interpretiere ich als eine Cotte - Lehnart schreibt allerdings, dass diese im 12 Jhd. Knöchellang war, was ich mir für den Kampf als unpraktisch vorstelle.
Unter der Kutte wäre sowas allerdings denkbar, oder trägt man unter der Kutte nichts mehr?
Vielleicht wäre jeweils auch ein langes und ein kurzes Hemd für "Zivil" und Kampf besser?
In Ospreys "Hospitaller (1)" ist auf Tafel E die Ausrüstung nach den Statuten von 1206 abgebildet, darunter findet sich ein langes Hemd und eine lange Cotte, beide Längen schätze ich auf etwa mitte des Schienbeines. (Soweit ich mich erinnere ähneln sich die Statuten der Templer und Hospitaliter)
Laut Lehnart wäre das Hemd unter der Cotte zu tragen - was ich mir recht warm vorstelle: Hemd->Cotte->Gambeson oder Kutte *schwitz*
Allerdings behandelt Lehnart die höfische Mode, die ja für Orden nur bedingt gilt.
In Ospreys "Knight of Outremer" sieht man auf Tafel A ein Knöchellanges Kleidungsstück, welches unter dem (Knielangen) Aketon getragen wird und sehr warscheinlich eine Cotte ist (unter dem möglicherweise ein Hemd getragen wird, wenn man Lehnarts Aussagen miteinfließen lässt)
Zusammengefasst würde ich jetzt so vorgehen: 2x Cotte, beide Knielang, damit ich nach dem Kampf wechseln kann. Das wäre ein guter Kompromiß zwischen Lehnarts Aussagen, der Bebilderung der beiden Ospreys und praktischem Nutzen.
Auf das Hemd unter der Cotte verzichte ich aus termischen Gründen. Ausserdem sieht es eh keiner
Was ist eure Meinung zu meinen beiden Fragen und meinen Gedanken?