Schöne Geschichte, William! *smoky*
Zurück zu den Sätteln:
Tavard (s. unten) führt an, es gäbe bis ins 12. Jhd. kaum Unterschiede zwischen Militär- und Zivilsätteln. Er beruft sich hauptsächlich auf den Teppich von Bayeux.
Ab diesem Zeitpunkt beschreibt er eine Art Reitkissen, wie von Beni oben angesprochen, später dann Sättel mit kleinem Vorderzwiesel und flachem Hinterzwiesel, die Ähnlichkeiten mit den heutigen englischen Sätteln aufweisen (im weiteren Sinne).
Meine persönliche Interpretation zu diesem Thema sieht folgendermaßen aus:
Sättel vor dem 12. Jhd. hatten einen Sattelbaum aus Holz mit zwei seitlichen Trachten und einem Vorder- und Hinterzwiesel. Fakt, dazu gibt es Funde.
Hätte ich nun einen Zivilsattel bauen wollen, hätte ich die seitlichen Trachten beibehalten (der Stabilität und Bequemlichkeit für Pferd und Reiter wegen) und hätte die Zwiesel verkleinert. Das Ganze mit einem Leder abdecken und fertig ist der Sattel.
Es gibt Funde bzw. Rekonstruktionen von Merowingersätteln nach diesem Vorbild. Auf einer Zeichnung würden sie wohl wirken wie eine reine Lederauflage, da man die Zwiesel kaum sieht.
Zu den Reitkissen habe ich mir auch ein paar Gedanken gemacht.
Es wäre möglich, das besagte Trachtensättel zum Polstern eine dickere Lederauflage, eben ein Sattelkissen, hatten.
Heutige Sättel der spanischen Hirten (Vaqueros) sind nach einem ähnlichen Prinzip gebaut.
Wenn man unter modernen Sätteln ein Modell sucht, dass fürs MA passend wäre, würde ich zu eben diesem Sattel, dem Vaquera, raten.
Der vielzitierte Portuguesa passt m. E. eher für die Renaissance.
Ebenfalls recht nett ist der Camarguesattel, er weist ebenfalls gewisse Parallelen zu MA-Sätteln auf.
Ich hätte ich an Literatur anzubieten:
Dugue Mac Carthy, La Cavalerie Francaise et son Harnachement
Mac Carthy zeigt die Entwicklung der militärischen Zäumungen von der Frühzeit bis in die Moderne auf. Er bezieht sich mancherorts auf Violet le Duc.
Zahlreiche Abbildungen von Funden, Originalzeichnungen und Interpretationen.
Französischer Text
Mein Favorit:
Christian Tavard, Sattel und Zaumzeug, Du Mont Verlag
Ein wunderschöner Bildband über Pferdezäumungen durch die gesamte Weltgeschichte; viel aus dem MA, aber auch Zäumungen aus anderen Kulturkreisen und Zeiten.
Bildband; Funde, Zeichungen, Abbildungen wechseln sich ab, umfangreicher und informativer Text.
Beide Bücher sind leider nicht einfach zu beschaffen, da nur antiquarisch zu bestellen (wenn überhaupt). Über Fernleihe funktioniert recht gut.
Dann gibt es noch einen Band aus der Reihe der Themsefunde (The medieval Horse and its Equipment o.ä.). Zahlreiche Abbildungen von Originalfunden, allerdings fast durchweg Metallgegenstände wie Trensengebisse, Hufeisen, Steigbügel u. ä.