Original von Benedikt von Söllbach
Es ist aber auch so, das einfache Hauskomture als Präzeptoren in den Dokumenten auftauchen.
Auch hier hilft es mal wieder die Herkunft der Wörter zu überprüfen um das Durcheinander zu verstehen:
Komtur - stammt aus dem französischen
Präzeptor - stammt aus dem Lateinischen
Meister - stammt aus dem deutschen
Sie sind alle drei identisch, was ihre Bedeutung (Im Zusammenhang mit den Templern) angeht und sagen frei übersetzt das es sich um den "Vorstand" handelt.
Der Begriff sagt also nichts über die Größe der Komturei oder über irgendwelche hirarchischen Dinge aus!
Wenn man also in der Beschreibung einer Komturei einen der drei Begriffe liest, sind diese als synonym anzusehen - anders wenn es um größere Strukturen geht, dann kann jeder der Begriffe auch den "Chef" einer übergeordneten Struktur meinen.
Daher ist es eben wichtig immer die Funktion (meist Ortsangabe) mit zu nennen.
Gleiches gilt dann entsprechend für die Häuser (deutsch), Präzeptura (latein) und Komturei (französisch) - auch hier ohne weitere Angaben synonym!
Beispiel: Bruder Franz kann Komtur/Präzeptor/Meister eines Hauses/Komturei/Präzepturei sein und zusätzlich noch eine höhere Funktion haben - also z.B. Meister/Präzeptor/Komtur einer Ballei oder gar einer ganzen Region - es ändert sich am Titel nichts - nur der Zusatz sagt etwas über seine hirarchische Position aus.
Lediglich bei den "Spitzenpositionen" gibt es dann klare Unterscheidungen. (z.B. Bannerherr, DER Turkopole, etc) aber selbst da setzt sich die einheitliche Bezeichnung zuweilen fort und wird nur über dem Ortszusatz entsprechend höher bewertet - z.B. Komtur der Stadt Jerusalem - hier geht die Bedeutung dann eben über den reinen Hauskomtur hinaus - aber eben nur durch den Zusatz "Jerusalem".
Die Templer hatten also nicht so deutliche hirarchische Unterteilungen wie wir es aus modernen Armeen kennen - auch bei den klerikalen Orden gab es da eindeutigere Titel.
Also bei der Bewertung einer Position immer den "Zusatz" (meist Ortszusatz) als tatsächliche "Größe" sehen - Z.B. Meister/Komtur/Präzeptor von England ist dann eben höher als Meister/Komtur/Präzeptor von Kleinkleckersdorf! *smoky*
Anders sieht es bei dem Begriff Bailli aus:
Zitat wikipedia (weltlich)
Bailli
Der Bailli (oder bailiff) verwaltete das Königreich in Abwesenheit des König oder seiner Minderjährigkeit mit den Kompetenzen eines Regenten, zum Beispiel während der Gefangenschaft Balduins II. und der Jugend und Krankheit Balduins IV. Im 13. Jahrhundert regierte der Bailli im Wesentlichen selbst wie ein König und war der mächtigste Mann im Reich, zumal die Könige üblicherweise ausländische Monarchen waren, die nicht dauernd im Nahen Osten lebten.Dementsprechend könnte man sagen, das der Bailli der Stellvertreter des nächst Höheren ist - also kann er z.B. Komtur/Präzeptor/Meister eines kleinen Hauses in der franz. Provinz sein und zusätzlich Bailli Frankreichs - dann wäre er der Stellvertreter des Großmeisters in Frankreich und somit der "Chef" der Region - ebenso kann aber wieder der einfache Titel genannt werden und dann nur durch den Ortszusatz entsprechend hervorgehoben - also z.B. Meister/Komtur/Präzeptor von Frankreich.
Um da nicht zu sehr zu verwirren (bei Doppelpositionen) wird dann teilweise folgende Beschreibung gewählt:
Komtur von Dijon und Bailli Frankreichs
Ist aber z.B. der Komtur/Präzeptor/Meister des Hauses Kleinhausen grade auf Reisen, dann kann auch sein "Bailli" (Stellvertreter) die Komturei/Präzepturei solange führen.
Also generell gilt: NUR die Ortsangabe sagt etwas über die tatsächliche Position im Orden aus!Ich hoffe ich konnte etwas helfen den zunächst merkwürdigen "mischmasch" zu verstehen. *smoky*
Original von der_Frank
(zu der "Nebenbeifrage": Kommende sehe ich als Synonym für Komturei; Priorat ist eine übergeordnete Verwaltungseinheit zB Priorat Deutschland, dem ein Präzeptor vorstand, der wiederum Mitglied des Generalkapitels war)
Klares
Nein - Komturei/Präzepturei sind, ohne weitere Zusätze, zunächst synonym! (Die Freimaurer unterscheiden da klar - aber eben nicht mittelalterlich korrekt! )
Priorate im Sinne der klerikalen Bedeutung hatten die Templer nicht!
Denn Prior ist ein rein klerikaler Titel
Zitat Wikipedia:
"Priorat steht für:
einen meist von einer Abtei abhängigen und einem Prior oder einer Priorin geleiteten monastischen Konvent"
Ein Prior (von lat.: prior = der Erstere, der Obere[1]) – bzw. in Frauenklöstern Priorin – ist ein klösterliches Amt.
In Orden, die keinen Abt kennen, ist der Prior der Vorsteher des Klosters. Sein Vertreter ist der Vikar oder der Subprior, beispielsweise bei den Dominikanern, Karmeliten und Kartäusern.
In Klöstern, die einen Abt als Vorsteher haben, ist der Prior dessen Vertreter, beispielsweise bei den Benediktinern, Zisterziensern oder Trappisten. In diesen Orden gibt es darüber hinaus auch Klöster, die nicht den Rang einer Abtei haben und von einem Prior oder einer Priorin geleitet werden. Sie werden daher mit Priorat oder Priorei bezeichnet und können abhängig oder unabhängig von einer Abtei sein. Im Mittelalter wurde die Priorin eines abhängigen Konventes auch Magistra genannt
Sehr schön erklärt und übersichtlich zusammengefaßt auch nochmal hier (leider nicht kopierbar): http://books.google.de/books?id=0amqA81gDO0C&pg=PA134&lpg=PA134&dq=Pr%C3%A4zeptorei+komturei&source=bl&ots=SlhXTIcDvy&sig=UjfOXYUFuk5mR8eLbOndwCvJim0&hl=de&ei=0G9_TOPzEY3eONjSweMO&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=10&ved=0CDYQ6AEwCQ#v=onepage&q=Pr%C3%A4zeptorei%20komturei&f=falseAus: Die Ritter des Herrn: Geschichte der Geistlichen Ritterorden Von Alain Demurger,Wolfgang Kaiser
Gruß
William
Anhang div. Textzitate:
"Die Via Francigena kam aus Frankreich, überquerte den Colle del Moncenisio, führte in das Susa-Tal bis Turin hinab. Heute kann man den Weg der Pilger in umgekehrter Richtung nachvollziehen und noch Zeugen der alten mittelalterlichen Straße finden.
Die Präzeptur von Sant'Antonio di Ranverso war eine wichtige Raststation für Pilger und wurde 1186 mit einem dazugehörigen Spital gegründet.""Der Komtur (auch Kommentur ;lat. commendator - Befehlshaber) war bei den geistlichen Ritterorden der Obere einer Kommende (auch Komturei). Er war als Statthalter des Groß- bzw. Hochmeisters also derjenige Ritter, dem die Güter des Ordens für Rechnung desselben zur Verwaltung anvertraut (commendare) waren und zwar so, dass die einzelnen Mitglieder wie andere Regularkanoniker (canonici regulares) daraus ihren Unterhalt erhielten und nichts Eigenes besitzen durften. Obgleich in den Statuten den Komturen nur gestattet wurde, für sich aus den Einkünften so viel zu verwenden, wie zum standesmäßigen Unterhalt notwendig war, kannte doch die spätere Observanz keine Rechnungsablage mehr.
Durch Aufnahme in den Orden traten die Ritter nur in ein dem der Domicellaren bei den Stiftern ähnliches Verhältnis (hatten also weder Sitz noch Stimme im Kapitel) und rückten nach dem Alter in die Kommenden ein. Mehrere Kommenden bildeten eine Ballei (Provinz), der ein Bailli bzw. Landkomtur (commendator provincialis) vorgesetzt war.
Aufgaben
Der Komtur übte neben der Vermögensverwaltung auch alle Befugnisse der Obrigkeit wie Landverleihung, Steuerwesen und Gerichtsbarkeit aus.
Beim Johanniterorden war er ferner weltlicher und geistlicher Vorgesetzter für die Ordensbrüder und Diener sowie die Priester jener Kirchen, deren Patronat er innehatte. Der Komtur selbst besaß weder die Priesterweihe noch wurde er von den Ordensbrüdern gewählt, sondern ausschließlich vom Großprior/Prior berufen. In den frühen Jahren des Komturwesens wirtschaftete man auf Rechnung und musste die Überschüsse an die Ordenskammer abliefern. Später genügte die Zahlung eines Jahreszinses. Der Komtur besetzte die Pfarrämter seiner Komturei."[1]
1.Zeitschrift Johanniter Heft 2/2007