Autor Thema: Schildbespannung  (Gelesen 13013 mal)

Charles v. säbelberg

  • Engagiert
  • ***
  • Beiträge: 731
Schildbespannung
« am: 26. Januar 2008, 19:56:52 »
Geehrte Brueder,
mit was bespannt mann am besten ein Holzschild,Leder oder Leinen.Wenn Leder was fuer eins muss man nehmen.
Dank an jeden Recken fuer jede Antwort.

Gott zum Grusse

Charles

Lancelot Graf von Rothenfels

  • Globaler Moderator
  • Engagiert
  • ***
  • Beiträge: 1.415
  • Globaler Moderator
Schildbespannung
« Antwort #1 am: 26. Januar 2008, 20:23:28 »
Salve Charles -

..der Idealfall sollte Rohleder sein. In unseren Breiten aber eher sehr schwer zu bekommen :-(

Vielleicht bekommst du in Schweden eher was von einem Rentierzüchter / Kürschner oder dgl.

In ermangelung eines Rohlederstückes das groß genug für meinen Normannenschild gewesen wäre habe ich nacheinander 3 Schichten rohen Leinens - mit Knochenleim getränkt - auf den Schild aufgebracht und nach der vollständigen Trocknung und Bemahlung den Rand mit Rohleder ( aus aufgeweichten Hundekauknochen ) vernagelt.

Den mit Rosshaar gefüllten Armpolster habe ich nicht genietet sondern mit gewachsten Tiersehen an den Schild genäht.

Hoffe dir ein wenig geholfen zu haben -
Komthur des DO - Kommende Burg Schleynitz

"HELFEN - WEHREN - HEILEN"

Für Gott, das heilige Reich und das Vaterland !

Marco

  • Mitglied
  • **
  • Beiträge: 35
  • Jede Kultur hat Ihre Tradition des edlen Kriegers, so denn auch wir!
Schildbespannung
« Antwort #2 am: 28. Januar 2008, 20:02:33 »
Hallo!

Vorweg, da ich mich bisher nur theoretisch damit beschäftigt habe, ist mein Vorgänger sicher der bessere Ratgeber.

Rohhautleder, habe ich schon des öfteren auf Ebay gesehen. Dann auch speziell angeboten für Schildbespannungen.

Ich kenn einer Version der Bespannung, in der auf Rohhaut, eine zusätzliche gekalkte Leinenschicht kommt, um die Farben besser ausehen zu lassen. Ich hoffe ich hab jetzt nichts falsches gesagt. Ich meine diese Version stammt aus dem bekannten Buch über die Herstellung eines Reiterschildes.

Was ich oft überlege ob die Bespannung, wenn man das Schild zu Kämpfen benutzt, nicht recht schnell reißt?

Konnte nie jemand fragen!

Grüße!

Marco
Hie Waibling! Deus Lo Vult!

Ekkehard von Lemberg

  • Engagiert
  • ***
  • Beiträge: 219
  • Stelle denn Komtur des Templerlagers "Akkon 1238" (zu Dortmund) dar...
    • http://www.bird-eating-spiders.de
Schildbespannung
« Antwort #3 am: 28. Januar 2008, 23:16:04 »
Gott zum Gruße,

eigentlich wollte ich ja in diesem Forum nie wieder eine Antwort schreiben, doch da es schon spät ist und ich auch das eine oder andere Glaserl Wein intus habe, hier mein Teil dazu:

Nun ist dies ja ein "Templerforum" und eine Templerregel besagt, dass "Überzüge über Schilden und Lanzen" für Ordensbrüder nicht gestattet sind! Ist nur die Frage, inwieweit dies für einen Bezug mit Leinen/Leder usw. gilt. ICH habe meine Schilde teilweise mit Leinen bespannt und danach bemalt. Leder, d.h. Rohhaut, habe ich lediglich für den Schildrand benutzt, um Schläge auf die Kante des Schildes abzufangen. Übrigens wirkt die Bemalung des "Leinenschildes" fast wie eine Verklebung, d.h. die Farbe zieht förmlich das Leinen auf das Holzschild!

Bei Kämpfen wird natürlich die Oberfläche des Schildes stark beschädigt. ICH finde aber, dass dadurch das Schild extrem an "Authentizität" gewinnt, wenn man Risse, Scharten und Winkelhaken erkennt! Ein Schild wie frisch aus der Fabrik macht einfach nicht viel her! Gilt übrigens für alle Ausrüstungsgegenstände (Kettenzeug, Wappenrock, Helm, Schwert...)!

Vielleicht habe ich ja etwas geholfen (mein Beitrag soll bitte niemandem auf die werten Füße treten!)

Ekkehard
Sich erheben...immer und immer wieder, bis die Lämmer zu Löwen werden!

Midan von Malterstorp

  • Engagiert
  • ***
  • Beiträge: 520
Schildbespannung
« Antwort #4 am: 29. Januar 2008, 10:36:21 »
Aus Erfahrung kann ich sagen, das eine Schutzschicht Rohhaut oder Leder notwendig ist, wenn man etwas länger an seinem Schild Freude haben will. Gerade Rohhaut ist extrem haltbar. Einen ganzen Schild habe ich nicht nicht bezogen (aus Kostengründen). Nach etwas mehr Training sollte der Kämpfer auch lernen nicht jeden Schlag mit der Kante aufzufangen, sondern über die Schildhaltung eine breitere Auftrefffläche zu bieten. Bei scharfen Schwertern wäre ansonsten der Schild zu schnell hin.
Dieser Schutz ist sicher nicht als verbotener "Überzug" zu werten. Das wäre wohl praxisfremd.
pax vobiscum

Niclais van Poele

  • Gast
Schildbespannung
« Antwort #5 am: 29. Januar 2008, 21:02:00 »
Also wenn man sich Orginale in Marburg anschaut sind diese alle mit Leinen oder/und Rohhaut überzogen und dann mit einer Schicht Kreidegrund übrzogen.

Mehr muss man eigentlich nicht zu diesem Thema sagen. Einfach so bauen wie die Orginale. :-)

Marco

  • Mitglied
  • **
  • Beiträge: 35
  • Jede Kultur hat Ihre Tradition des edlen Kriegers, so denn auch wir!
Schildbespannung
« Antwort #6 am: 01. Februar 2008, 03:42:30 »
Das das Schild beim kämpfen immer beschädigt wird, ist mir natürlich klar. Es sieht natürlich auch besser dadurch aus, da es kein Paradeschild ist.

Meine Frage war mehr ob evtl ein so großer Riß im Leinen oder Leder entsteht, daß das Leder oder Leinen aufklafft! Da hab ich jetzt ja eine Antwort dazu. Ich hab mich sicher zu ungenau ausgedrückt.

Grüße!

Marco
Hie Waibling! Deus Lo Vult!

Felx

  • Engagiert
  • ***
  • Beiträge: 135
    • http://www.projekt-erster-kreuzzug.de
Schildbespannung
« Antwort #7 am: 01. Februar 2008, 08:23:16 »
Hallo.

ICH habe bei meinem Schild zunächst als Holz ein weiches, langfasriges Holz gewählt. Birke/Pappel bietet sich da an. Eiche und Buche ist kurzfasrig und neigt zum brechen ! Auch wenn sich natürlich Eiche und Buche cooler anhört ... beim Schwertkampf taugt es auch mit scharfen Waffen nichts !
Der Trick dabei ist es, auf der Vorderseite etwas aufzuspannen, das den Schnitt hemmt.

Im Konkreten Fall eines Schildes bedeutet das beispielsweise:

Holz
Leinen
Leinen
Leinen
Rohhaut.

Durch die Rohaut und das darunter liegende Leinen wird der Schlag ausgebremst und aufgehalten. Im Idealfall bevor die Klinge zum Holz durchdringt. (Prinzip Schusssicherer/Stichhemmender Weste.. viele Lagen eines Materials bremsen den Schnitt aus)

Durch das weiche Holz wird der Schlag zudem gedämpft, was zur Folge hat, dass die Wucht aus dem Schlag genommen wird.

einfaches Beispiel: nimm mal ein Stück Eisendraht und versuch ihn mal auf einem harten Untergrund mit einem Hammer flach zu hauen. Das wird problemlos gehen.

Jetzt nimm mal als Untergrund weiches Holz. Der Draht wird sich eher ins Holz reindrücken als Flach zu werden.

Jetzt nimm mal Buche oder Eiche (natürlich in Schildstärke und nicht als Baumstamm...) der gleiche Draht wird flach gedrückt, leicht ins Holz gerammt und ggf. kann es dir passieren, dass die Eiche oder Buche einfach bricht.

Zu deiner Frage:

Wenn du die Rohaut über den weichen Schild spannst dann wird die Wucht deines Schlages durch das weiche Holz aufgefangen und deine Rohhaut bekommt maximal eine Delle. Aber KEINEN Riss. Beim Schildrand verändert sich das ähnlich. Allerdings kann es da vereinzelt (kommt auf die Stärke der Rohhaut an) zu Rissen kommen.


Bezugnehmend auf die Templerregel:

Im Mittelalter war es bei den "Rittern" üblich, dass man sich auf dem Schlachtfeld so rausputzt, dass man wiedererkannt wird.

Dazu wurde allerlei Spielerei mit allen möglichen Arten von Zusatzmaterial betrieben. Leder inclusive. (z.B. Reliefschilder)

Zu den Regeln merke:

Wenn es schlicht und einfach ist und effektiv JA

Wenn es nur schick ausschaut : NEIN

Rohaut und Leinen auf dem Schild ist zwingend notwendig, damit das Teil auch ausreichend Schutz bietet. Ist keine Bespannung auf dem Schild dann lässt es sich so problemlos spalten wie ein Stück Brennholz.

Schilder waren zwar einweg-wegwerf-objekte... allerdings sollten sich schon während der Schlacht Schutz bieten.

Ein Schild, das nach einem Schlag nicht mehr zu gebrauchen ist, ist absolut ineffizent und das ist etwas, das die Templer verstanden. Effizient zu arbeiten.


Gruß Felx
"Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk und übt nicht mehr für den Krieg"


Projekt erster Kreuzzug

Michael von Adelesfeld

  • Gast
Schildbespannung
« Antwort #8 am: 01. Februar 2008, 11:12:13 »
Hallo,

man bedenke ebenso, das ein mittelalterlicher Schild aus Holzplanken hergestellt wurde und nicht, wie heute üblich aus Sperrholzplatten.

Die einzelnen verarbeiteten Holzplanken sind zwar für sich gesehen sehr stabil, aber die Verbindungen zwischen den einzelnen Planken waren eine Schwachstelle. Letztlich ist es so, das ein heutiger Sperrholzschild sogar haltbarer ist, als ein historisches Original, da eben diese Schwachstellen nicht existieren.

Allein diese "Empfindlichkeit" historischer Schilde macht einen Überzug zwingend notwendig.

Ansonsten ist es tatsächlich so, wie Felx es beschreibt, sprich, was den Effekt eines Überzuges angeht.

Gruss

Michael

Benedikt von Söllbach

  • Dienender Bruder
  • Administrator
  • Engagiert
  • ***
  • Beiträge: 3.360
  • Um 1193; Freier Ritterorden der Templer/Landsberg
    • http://beni.hallinger.org/history
Schildbespannung
« Antwort #9 am: 01. Februar 2008, 11:43:48 »
Nach Expermienten von Jan Kohlmorgen ist nicht die Leimung, sodnern das dünne Holz die Schwachstelle. Bei seinen Versuchen (so sagte er mir) brach das Holz immer neben der Leimung.

Dennoch verleiht der rohhautüberzug dem Schild enorm an Stabilität, da dadurch auch die Vibrationen besser verteilt und verkraftet werden.
Probate spiritus si ex Deo sunt. ("Prüfet den Geist, ober er von Gott kommt" - Paulus)
Rule of the day:

Niclais van Poele

  • Gast
Schildbespannung
« Antwort #10 am: 01. Februar 2008, 18:24:27 »
Tja wenn mein Laptop nicht abgeraucht wäre häte ich euch noch dutzende Bilder von den Schilden in Marburg liefern können.  Übrigens sind dort auch schilde dabei die geflickt sind.  ZB. wurde bei einem eine stelle noch mal mit Rohhaut überzogen und mit Kreidegrund verkleistert.  

Eine Fahrt nach Marburg lohnt sich wirklich.

Gruß
Niclais

Gunter

  • Mitglied
  • **
  • Beiträge: 21
Schildbespannung
« Antwort #11 am: 21. Februar 2009, 12:52:22 »
Hallo zusammen,

wie ist das eigentlich mit dem aufbringen des Rohleders am Rand des Schildes, wurde das Leder nur verklebt, oder noch z.B. mit geschmiedeten Nägeln befestigt?

Gruß
Gunter

William

  • Engagiert
  • ***
  • Beiträge: 2.025
  • Komtur der Komturei Celle
Schildbespannung
« Antwort #12 am: 21. Februar 2009, 13:43:39 »
Hallo Gunter,

das Rohleder wird zunächst einige stunden in Wasser gelegt um es weich zu machen.
Danach wird es auf den Schildrohling gespannt - so straff wie möglich.

Ich habe dazu die eine Seite mit kleinen Nägeln am Schildrand festgenagelt und dann die andere Seite unter Zug aufgezogen und dann rundum ebenfalls am Rand vernagelt.

Dann gut trocknen lassen und den innen überstehenden Rand abschneiden - naß abschneiden geht besser, dann aber nicht zu knapp, da sich das Leder beim Trocknen zusammenzieht und dadurch ein starker Zug ausgeübt wird. Wenn dann schon zu knapp genagelt oder geschnitten wurde, kann es ausreissen.
Deshalb kann kleben auch mit modernen mitteln nicht funktionieren - einmal weil das rohleder ja naß ist und zum anderen, weil Kleber nicht so gut bei Abscherbeanspruchung hält.

Anmerkung - die Nägel für die Handriemen und den Umhängegurt vor dem Bespannen mit Rohhaut nicht vergessen - ist mir vor lauter Eifer beim ersten Schild passiert  *jokely*

Gruß

William
Ist es nicht klüger zu akzeptieren, dass man nichts Genaues weiß, als sich auf tönernen Füßen Wahrheiten aufzubauen?

Nicolas von Holzhuuse

  • Donat
  • Engagiert
  • ***
  • Beiträge: 419
    • Komturei Ortenau
Schildbespannung
« Antwort #13 am: 24. Februar 2009, 09:23:45 »
Kurze Frage zu "beschädigten" Schilden: klar sieht aus heutiger Sicht ein beschädigtes Schild besser aus. Aber: wäre damals ein Ordensritter mit einem beschädigten Schild unterwegs gewesen? Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass ich mit einem mehr als nur oberflächlich (Kratzer) beschädigten und damit möglicherweise instabilen Schild meine Komturei verlassen würden. Das Schild war ja im Gegensatz zu einem Schwert oder einem Kettenhemd eher billig herzustellen.

William

  • Engagiert
  • ***
  • Beiträge: 2.025
  • Komtur der Komturei Celle
Schildbespannung
« Antwort #14 am: 24. Februar 2009, 09:41:30 »
Zitat
Original von Nicolas
Kurze Frage zu "beschädigten" Schilden: klar sieht aus heutiger Sicht ein beschädigtes Schild besser aus. Aber: wäre damals ein Ordensritter mit einem beschädigten Schild unterwegs gewesen? Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass ich mit einem mehr als nur oberflächlich (Kratzer) beschädigten und damit möglicherweise instabilen Schild meine Komturei verlassen würden. Das Schild war ja im Gegensatz zu einem Schwert oder einem Kettenhemd eher billig herzustellen.

Da gebe ich dir Recht, denn von einem sicheren Schild hing oft das Überleben ab!

Aber da nicht immer Zeit, Handwerker oder Material zur Verfügung standen, würde ein "notdürftig" repariertes Schild auch ganz passend aussehen - zumindest für einen Trupp Ordensritter auf der "Durchreise".

Gruß

William
Ist es nicht klüger zu akzeptieren, dass man nichts Genaues weiß, als sich auf tönernen Füßen Wahrheiten aufzubauen?