Autor Thema: Aketon / Gambeson mit Hanf?  (Gelesen 22322 mal)

Gebuin

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Aketon / Gambeson mit Hanf?
« Antwort #15 am: 20. September 2007, 08:41:54 »
Normalerweise wurden Gambesons mit Rosshaar gefüllt vieleicht deswegen :)

Benedikt von Söllbach

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Aketon / Gambeson mit Hanf?
« Antwort #16 am: 20. September 2007, 10:24:19 »
Zitat
Normalerweise wurden Gambesons mit Rosshaar gefüllt vieleicht deswegen
Wie kommst du darauf, und auf was nimmst du Bezug?
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Benedikt von Söllbach

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Aketon / Gambeson mit Hanf?
« Antwort #17 am: 11. Oktober 2007, 08:53:40 »
So, die Hanflieferung ist gestern gekommen :)

Wenn ich Zeit habe, werde ich da teststücke draus basteln.
Die dicke Platte wirkt mir ganz gut geeignet, wenn sie auch schon echt dick ist, vielleicht reicht auch die mittlere. Die dünne ist definitiv zu dünn, da braucht man sicherlich 4- und mehr Lagen.
Je dicker das Gewerk ist, desto gröbere Fasern und desto größere Einschlüsse sind übrigends drin - von daher wäre die mittlere dicke ganz gut.
Ach ja, die mittlere dicke sieht tatsächlich den Hamsterplatten *ziemlich* ähnlich - wer also günstige Platten für seine Hamsties haben will...... :)

Ok, ich melde mich dann wieder hier, wenn ich Ergebnisse habe.

@Gebuin: was meintest du oben?
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Aketon / Gambeson mit Hanf?
« Antwort #18 am: 11. Oktober 2007, 09:50:28 »
Original von Benedikt von Söllbach
 - Die Füllung erinnert mich auch an Hanf, ich war mir damals aber nicht sicher und dachte eher an tierisches Haar.

Ich glaube Gebuin bezog sich auf diese Aussage von dir.
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Benedikt von Söllbach

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Aketon / Gambeson mit Hanf?
« Antwort #19 am: 11. Oktober 2007, 13:03:50 »
Achso, ja das wäre möglich. Es waren definitiv dickere Fasern, also könnte Rosshaar zutreffend sein - allerdings war die Füllung recht hell, von der Farbe in etwa so wie das Hanffließ dass ich jetzt daheim hab.

Leider gabs über die Haube nichts zu lesen :(
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Aketon / Gambeson mit Hanf?
« Antwort #20 am: 11. Oktober 2007, 19:23:46 »
*hust*
gibs dafür auch nen Beleg?

Benedikt von Söllbach

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Aketon / Gambeson mit Hanf?
« Antwort #21 am: 11. Oktober 2007, 20:10:16 »
Um es kurz zu fassen: Ich denke, deine Frage kann ich mit "Ja" beantworten :)
Einzig die verarbeitung stimmt nicht, da das Hanffließ, das ich habe, maschinell produziert wurde. Eine solche Größe ist zwar auch händtisch möglich, aber im Mittelalter wohl unpraktisch gewesen.
Wer mag, kann seine Platten natürlich auch in handliche größen zerschneiden, wenn er will :D


Es gibt für das Hochmittelalter meines Wissens keinen Beleg was Textilrüstungen anbelangt, desshalb ist das alles natürlich Spekulation.

Allerdings ist Hanf eine der ältesten Nutzpflanzen der Menschheit und dabei relativ anspruchslos, sie wächst auf vielen Böden, näheres unter Wikipedia.
Hanf wurde für normale Textilien benutzt. Ausserdem ist Hanf recht robust - witterungsbeständig und relativ Schnittfest. Hanf lässt sich ebenfalls zu platten filzen.
Es spricht also vieles für die Verwendung als Polstermaterial in Textilrüstungen.
Mehr als z.b. Pferdehaar, da die Verfügbarkeit von Hanf höher gewesen sein dürfte als die von Pferdehaar, das sich noch dazu schwerer verarbeiten lässt.
(es wird sicher auch Rüstungen gegeben haben, die aus solchen exotischen Materialien gefertigt waren, denke ich)
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Benedikt von Söllbach

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Aketon / Gambeson mit Hanf?
« Antwort #22 am: 19. November 2007, 20:27:36 »
Sooo, ich habe jetzt 4 Teststücke fertig:
A) 10mm x1
B) 5mm x1
C) 5mm x2
D) 3mm x2

Meine Favoriten sind D und A. Ein Polstertest mit Kette steht allerdings noch aus, aber D ist definitiv am flexibelsten, bietet dabei aber auch akzeptable Polsterwirkung.
C polstert auch recht gut, ist aber schon relativ steif, steifer als A. Dafür hat es auch eine bessere Polsterwirkung als A.
Vermutlich sollte man kombinieren und für gerade Teile (vor allem die Arme) dickere Varianten benutzen, während man die Gelenke flexibel hält.

Ich lasse nochmal von mir hören, wenn ich mehr weiß.
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Benedikt von Söllbach

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Aketon / Gambeson mit Hanf?
« Antwort #23 am: 14. Januar 2008, 08:25:19 »
Ich habe jetzt mal ausführliche Tests mit den einzelnen Typen gemacht.
Am flexibelsten ist D, mir scheint, dass im Verlgeich durch die dünneren, aber zahlreicheren Lagen auch die Schutzwirkung im Vergleich zum Gewicht am besten ist.
An weichen Stellen reichen mir zwei Lagen, wie das Teststück gezeigt hat. es dürfte auch Knochenbrüche und starke Prellungen an den Armen verhindern, angenehm ist es jedoch dann nicht.
Es emfpielt sich also, dort noch nach Bedarf und eigenem Schmerzempfinden nachzufüttern, sprich, vielleicht 3 oder sogar 4 Lage in Erwägung zu ziehen.

ich werde mir wohl demnächst eine Ladung bestellen, davor rechne ich noch den groben Bedarf aus.
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Aketon / Gambeson mit Hanf?
« Antwort #24 am: 14. April 2008, 17:37:40 »
Zitat
Original von Benedikt von Söllbach
Naja, mein jetziger ist ja mit Polsterwatte gesteppt, was ich definitiv nie wieder machen würde. Das war mein "Anfängerfehler".
Tja.



Kannst Du mir sagen, welche Probleme Du mit Polsterwatte hattest? Außer das Dir vielleicht etwas warm geworden ist? Warm wird es ja beim Kämpfen immer, wenn man Gewicht mit sich rumträgt, gepolstert und lang angezogen ist und sich oft in schneller Geschwindigkeit bei hohen Temperaturen übers Schlachtfeld bewegt. Aber besser schwitzen als Verletzungen.:-)) Meinst Du mit Polsterwatte Sattlerwolle? Oder ist Polsterwatte etwas anderes? Gebrauchte Sattlerwolle ist übrigens umsonst und sehr viel leichter vom Gewicht, als Stoffreste.

Roßhaar soll durch seine Starrheit bei bestimmten Stoffen durch die Nähte kommen. (Hab ich selbst daher nie versucht, ist aber natürlich authentisch :-)).

Benedikt von Söllbach

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Aketon / Gambeson mit Hanf?
« Antwort #25 am: 14. April 2008, 18:37:46 »
Zitat
Kannst Du mir sagen, welche Probleme Du mit Polsterwatte hattest?
Ja gerne, das Problem ist, dass nach nun zwei Saisonen die Polsterwirkung nahezu auf null gesunken ist. Die Polsterwatte ist extrem zusammengefallen.
Mit Polsterwatte meine ich übrigends Polsterfließ, das in der Möbelindustrie verwendet wird - ich weiß nicht, ob es das gleiche ist, wie Sattlerwolle. Es handelt sich um luftiges weißes Polyesterzeug, das anfangs einen sehr vielversprechenden Eindruck gemacht hat.
Schade eigentlich, denn vom aussehen ist der Aketon eigentlich ganz nett.

Vom Hanf erhoffe ich mir eine bessere Klimatisierung als bei der Polsterwatte, aber das sehe ich eher als Nebeneffekt. Ich halte Flachs oder Hanf als Füllung wesentlich Wahrscheinlicher als Roßhaar oder Wollstoff.

Zitat
(Hab ich selbst daher nie versucht, ist aber natürlich authentisch
Ich kenne keinen Fund, der Roßhaar belegen würde. Abgesehen davon kenne ich gar keinen Fund, jede Füllung ist also Spekulativ. Es gibt nur wahrscheinlichere und unwahrscheinlichere ;)
Wollstoff ist sehr unwahrscheinlich, da das Herstellen des Stoffes viel zu kostspielig war, als ihn dann als Füllung zu verwenden. Wahrscheinlicher ist dagegen Wollfilz - oder eben Hanffilz, mit dem ich jetzt experimentiere.

Mittlerweile nähe ich übrigens die Vorderseite des neuen Aketons. Das Hanffließ lässt sich hervorragend verarbeiten, es ist bei weitem nicht so störrisch und verzugsanfällig wie die Polsterwatte. Das liegt zum großen Teil daran, dass das Hanf im Gegensatz zur Polsterwatte nahezu kein Volumen (wenige Millimeter, wenn überhaupt) beim Absteppen verliert.
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« Antwort #26 am: 15. April 2008, 14:14:06 »
Ok, ich vermute, dass Polsterflies evtl. doch was anderes ist. Unter Sattlerwolle werden bei den Sattlern meines Vertrauens unterschiedliche Stoffe verstanden. Dabei bezieht sich die Verwendung meiner Sattler rein auf Reitsättel. Zum einen kenne ich daher Polyesterwolle (synthetische Wolle, die kein Problem mit Wasser hat und wie Watte aussieht), Hanffasern und Kokosfasern. Diese drei werden wohl als Sattlerwolle tituliert. :-) Wobei ja Hanffasern für Dich evtl. interessant wären?*g  Ich weiß aber nicht, wie sich Hanffasern bzgl. des Stopfens und zum Stoff verhalten, hab ich auch noch nicht in der Hand gehabt.

Ich selbst stopfe gerade meinen Gambi mit Polyesterwolle und werde wohl selbst die Erfahrung machen, wie diese in 2-3 Jahren aussieht, beim stopfen ist sie auf jeden Fall prall und polstert sehr gut. Ein Freund von mir hat seinen Gambi so seit 2 Jahren und bisher kein sichtbaren Verlust an Füllmaterial zu vermerken. Sattlerwolle steppen anstatt stopfen - da kann ich mir Probleme gut vorstellen :-). Ansonsten müssen Sättel nach einigen Jahren Polyesterwolle aufgearbeitet werden, da die Polsterung abnimmt. Die sitzen aber auch täglich auf dem Ledersattel. Da heutzutage das Füllmaterial der Sättel von Sattlerwolle auf GelPads umgestellt wird, haben Sattler oft Mengen an gebrauchter Sattlerwolle, die sie selbst nur wegwerfen und ich daher umsonst bekomme.

Polyesterwolle ist zwar nicht authentisch, ich mach aber mal meine Erfahrung mit. Schade, dass es keine Funde gibt. Tierhaare oder Naturstoffe (solange sie in der jeweiligen Region existierten) sind gewiß wahrscheinlicher. Gab es dann Hanf als Pflanze im Hochmittelalter schon bei uns??

Benedikt von Söllbach

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Aketon / Gambeson mit Hanf?
« Antwort #27 am: 15. April 2008, 14:33:53 »
Hanf ist einer der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit und wurde schon in der Jungsteinzeit verwendet.
Ich habe gelesen, dass du Stopfst - darüber wird ja vortrefflich gestritten.
Ich persönlich halte Absteppen für wahrscheinlicher, da so Schwachstellen an den Nähten vermiede werden und insgesamt Stoff gespart werden kann - beim Stopfen braucht man breitere Bahnen, da sich der Stoff mehr verzieht. Beim Steppen wirds außerdem alles nicht so steif.
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« Antwort #28 am: 15. April 2008, 15:30:51 »
Interessant - das mit dem Hanf als ältester Kulturpflanze !

Da es ja keine Fundstücke gibt, kann da gern weiter vortrefflich drüber gestritten werden, ob steppen oder stopfen. :-) Ich hab nur ein paar cm mehr Zugabe Stoff beim Stopfen, mein Oberstoff ist sehr robustes Rohleinen - die Nähte haben keinerlei spürbare Belastung seit 5 Jahren. :-) Ich überarbeite meinen Gambi grad zum 2.Mal, habe also schon 2 Mal aufgetrennt und wieder zugenäht. Ich persönlich empfinde eine bessere Polsterung beim Stopfen, als beim Steppen, wenn ich mit vollem Körpereinsatz in einen Schildwall renne *g. Als zu steif empfinde ich es gar nicht, ich kann alles damit machen. Steif ist eher ein Lederlamello oder Metallamello drüber :-).

Benedikt von Söllbach

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« Antwort #29 am: 15. April 2008, 15:36:17 »
Ich weiß jetzt nicht mehr wo (denke aber im Tempus-Vivit!), aber ich habe gelesen, dass anzunehmen ist, dass die Polsterröcke (vor allem die unterhalb von Rüstung) nicht so dick gepolstert waren, wie wir sie heute rekonstruieren.
Was als Argumente herangezogen wurde, weiß ich leider nicht mehr, aber sie hörten sich plausibel an.
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