Autor Thema: Kuchen im Mittelalter ??  (Gelesen 29174 mal)

Lazarus v. Akkon

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Kuchen im Mittelalter ??
« am: 13. August 2006, 10:31:37 »
Hi
Ich habe mir neulich mal gedacht.
Back doch mal nen Kuchen fürs lager,nur mit den damals zur Verfügung stehenden Zutaten.
Also Mehl war klar.
Honig statt Zucker geht ja auch.
Butter gabs.
Aber welche Arten der Teiglockerung ?
Backpulver ,Hirschhornsalz und Pottasche sind chemische Erfindungen der Neuzeit.
Hefe wird erstmalig im 16ten jahrhundert erwähnt.
Was bleibt also ?
Gabs im Frü oder Hochmittelalter keinen Kuchen?
mfg

Lazarus von Akkon
Du weist du bist ein richtiger Reenactor wenn.....
.... dir klar ist das Mittelaltermärkte nix mit deinem Hobby zu tun haben.

Katharina v. Breitenbache

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Kuchen im Mittelalter ??
« Antwort #1 am: 13. August 2006, 13:06:56 »
ich denke, kuchen gab es sicher (z.b: pfannkuchen?). aber nicht so wie heute...

was passiert denn eigentlich, wenn man nen kuchen ohne backpulver macht? *nochnieausprobierthab* und wenn man statt mehl auch noch stärke nimmt? macht das den teig nicht etwas lockerer?
Deus qui accingit me fortitudine et conplanavit perfectam viam meam                  
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Richard von der Au

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Kuchen im Mittelalter ??
« Antwort #2 am: 13. August 2006, 18:26:05 »
Zitat aus dem Forum "www.frag-mutti.de"

"Gerade so richtig schön beim Backen und dan plötzlich merken, dass man kein Backpulver mehr hat? Kein Problem:
Alkohol treibt den Teig genauso gut. Man gebe bis zu vier Esslöffel Rum in den Teig."

Darüber hinaus soll der Stollen germanischen Ursprungs sein. Somit nehme ich an, daß bei Kuchen hauptsächlich Hefeteig zur Anwendung kam.

Da Sauerteig bereits in der Bibel (z.B 1.Korinther 5) bekannt war, ist auch der Einsatz von gesüßtem Brot denkbar.

Im Mittelalter fanden Natron und Pottasche bereits in der Glasherstellung Verwendung, also warum, dann nicht beim Backen.


Gruß
Richard

Lena von Schönau

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Kuchen im Mittelalter ??
« Antwort #3 am: 21. August 2006, 19:34:08 »
Erstaunlich darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht....

deshalb habe ich mir meine MA-Kochbücher rausgeholt und Tatsache, alle Kuchen die es dort gibt sind Pies! Also Mürbeteigformen, die mit irgeneiner, meist mir Eiweiß gelockerten Masse gefüllt sind! Der Teig selbst besteht also nur aus Butter, Mehl und Honig/Zucker!

Dennoch glaube ich mich erinnern zu können, daß Peter Lutz in seinem Buch "Herrenspeis und Bauernspeis" bereits Krapfen mit Hefe zubereitet (leider hab ich das gerade verliehen und kann das also nicht verifizieren)

Jedoch weiß ich, daß es Zucker (Rohrzucker) bereits gab, er wurde aus Sizilien oder Andalusien importiert, trotzdem war er wohl zu teuer um ihn einfach so zu verbacken! Im Gegensatz zur landläufigen Meinung (Cuba=Zuckerrohr=Zucker ist in Amerika oder Karibik heimisch) kommt Zuckerrohr nämlich aus Asien und später Europa! Auch hat man Rohrzucker eher zu medizinischen Zwecken verwendet.

Also, raus aus den Kuchen, wenn man es genau nehmen will!

Isobel

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Kuchen im Mittelalter ??
« Antwort #4 am: 22. August 2006, 16:16:41 »
Auf der Site von http://www.nordzucker.de ist die Geschichte des Zuckers beschrieben.

Dort heißt es zu 1205 Zitat:
"In Deutschland verbreitet erst die Liebeslyrik der Minnesänger allmählich die Kunde vom süßen Stoff."

Es war jedoch bis vor 200 Jahren wohl ein Privileg der Reichen.
Meist wurde Honig genommen- zum Beispiel für Honigkuchen.

Lena von Schönau

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Kuchen im Mittelalter ??
« Antwort #5 am: 26. August 2006, 15:02:05 »
...da bleibt für mich imernoch das Problem, daß Honig aufgrund der enthaltenen Enzyme manchmal ganz schön wilde Sachen mit meinen Zuckerbäckereien anstellt!

Sobald er erhitzt wird verflüchtigt sich das Problem, aber ich habe schon so manche flüssig gewordene Quarkcreme o.ä. aus dem Kühlschrank gezogen und den Honig verflucht!

Im Zweifelsfall greife ich dann halt wieder auf Rohrzucker zurück! Leider!

Frater Linus

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Kuchen im Mittelalter ??
« Antwort #6 am: 29. August 2006, 10:42:32 »
Leider bin ich kein Experte fürs Kochen, ich krieg noch nicht einmal ein Spiegelei hin, aber ich habe einmal von einem Mitbruder aus Andechs gehört, dass damals die Mönche Brot nahmen, um Bier zu brauen, da das Brot gärte (oder so ähnlich). Dann hat man angeblich etwas davon als Treibmittel fürs Backen nutzen können (?) Ich habe da nur mit einem halben Ohr zugehört, da mich das Thema aus den o.g. Frustrationserlebnissen nicht wirklich tangierte. Aber so ähnlich war es zumindest im Kloster. Ich lege aber nicht meine Hand dafür ins Feuer...

 *pope*

Gerolf

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Kuchen im Mittelalter ??
« Antwort #7 am: 26. September 2006, 00:05:59 »
also in der bibel wird HEFE erwähnt

also müßte sie auch in der antike schon bekannt sein
wo die römer und griechen viel wein getrunken haben.

bibeltext je nach bibel wohl:

Psalm 75:8

daher hefe als gärmittel würde ich in betracht ziehen

Neithan

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Kuchen im Mittelalter ??
« Antwort #8 am: 26. September 2006, 08:50:53 »
Die Ägypter haben ja auch schon in der Antike Bier gebraut daher war bei ihnen die Hefe schon bekannt.
gruß Neithan

Lena von Schönau

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Kuchen im Mittelalter ??
« Antwort #9 am: 26. September 2006, 19:12:26 »
Beim Bier brauen, ist das was anderes, da hat man soweit ich weiß keine Hefen zugefügt, sondern darauf vertraut, daß sog. Flughefen aus der Luft das Bier/Met zum gären bringen!

Beim Kuchen auf solche Hefen zu hoffen....nun ja, bevor sich da was ansetzt, winkt dir der Schimmel schon zu!!!

Gerolf

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Kuchen im Mittelalter ??
« Antwort #10 am: 28. September 2006, 13:30:22 »
Aber womit hatt man in der antike wein hergestellt?

trauben einfach liegengelassen bis sie gären?
heute wird hefe verwendet (weinhefe, auch für Met).


und die bibel berichtet auch von hefe
bleibe dabei hefe gab es schon (nicht als flughefe sondern richtig)

Bruder Rainald

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Kuchen im Mittelalter ??
« Antwort #11 am: 28. September 2006, 14:01:04 »
Psalm 75:8? (75-8) sondern Gott ist Richter, der den einen erniedrigt, den andern erhöht.

Ich weiß ja nicht, ob ich daraus auf Hefe schließen würde, oder hab ich die falsche Stelle?

In den frühen Hochkulturen gab es mWn schon aufgegangenes Brot, allerdings wußte man dort nur, dass man eine bestimmte Masse zugeben muss. Was da genau passiert war logischerweise unbekannt. ich denke, dass aufgegangenes Brot fürs HMA unpassend ist. Selbst im Bayrischen Reinheitsgebot (!512) wird keine Hefe erwähnt.

@Gerold Was den Wein betrifft: was früher so hieß würdest du heute eher Essig nennen.... *pfeifl*

Die Argumentation mit der Antike lasse ich persönlich nicht gelten. Legionäre hatten z.B. genagelte Stiefel, um 1230 wäre das hingegen total fehl am Platz.  Im SMA wären sie hingegen wieder adäquat *smoky*

Neithan

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Kuchen im Mittelalter ??
« Antwort #12 am: 28. September 2006, 17:33:04 »
Dein Problem mit der Antike versteheich  jetzt erstmal nicht, weil bist du der Meinung dass sämtliche Sachen die es in der Antike gab nochmal neu erfunden wurden? Weil dass würde deine Argumentation im Endeffekt bedeuten.
Ob der Wein damals wirklich eher nach Essig als nach Wein schmeckte sei jetzt mal dahingestellt, Fakt bleibt dass er aus Trauben gemacht wurde und alkohol enthalten war. Daher musste dieser ja auch erzeugt werden.
gruß Neithan

Gabriel von Kettenhofen

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Kuchen im Mittelalter ??
« Antwort #13 am: 28. September 2006, 17:54:09 »
Passt nicht zu Kuchen, sondern zum Wein:

Der Wein früher schmeckte eine Zeit lang schon nach Wein. Nur da die Haltbarkeitsstoffe noch nicht so ausgefeilt waren, ist er schnell durch die Gärmückchen etc. zu Essig übergegangen. Das passiert meinem Vater (als Hobbywinzer) gelegentlich heute auch noch.
Servo! (Ich diene!)

Bruder Rainald

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Kuchen im Mittelalter ??
« Antwort #14 am: 28. September 2006, 18:04:41 »
Zitat
Original von Neithan
Dein Problem mit der Antike versteheich  jetzt erstmal nicht, weil bist du der Meinung dass sämtliche Sachen die es in der Antike gab nochmal neu erfunden wurden? Weil dass würde deine Argumentation im Endeffekt bedeuten.

Nö, meine Argumentation bedeutet, dass es Sachen, die es in der Antike gab im Mittelalter nicht unbedingt auch noch gegeben hat und dass es daher kein Beweis ist, wenn es etwas in der Antike gab.