Original von Benedikt von Söllbach
Genau das ist leider bei den Templern viel zu oft nötig, da wir bei weitem nicht so viele Fakten kennen, wie im sekularen Bereich. Genau hier liegt aber auch die eigentliche Gefahr bei den Templerdarstellern, oft macht man es sich zu leicht.
Da gebe ich dir vollkommen Recht!
Ich möchte an dieser Stelle gerne nochmal etwas verdeutlichen um Mißverständnissen vorzubeugen!
Wie Bruder Sigfrud und Bruder Benedikt sagten, besteht immer die Gefahr, das man es sich zu einfach macht, indem man Einzelbelege als allgemeinen Fakt hinstellt.
Wenn ich sage, das man von einem Einzelbeleg (z.B. Helm) - der zeitlich und regional genau zugeordnet werden kann, nicht automatisch folgern kann, das nun alle Helme zu der Zeit und in der Region so und nicht anders aussahen, dann gilt das im Umkehrschluß natürlich auch für Dinge die nur einmalig erwähnt werde, oder die logisch betrachtet "möglich" wären.
Um das Beispiel von Bruder Sigfrud aufzugreifen - selbst wenn Reis in geringen Mengen schon über die Seidenstraße nach Europa kam und damit
einigen Menschen bekannt war, heißt das eben noch lange nicht, das man beim Händler an der Ecke schnell mal einen Sack Reis kaufen konnte!
JEDER Einzelbeleg zeigt eben nur Möglichkeiten - keine Selbstverständlichkeiten oder gar eine "Mode"!
Wenn man dann noch von Möglickeiten ausgeht - also Dinge die machbar gewesen wären, aber ohne Beleg sind, dann befindet man sich
immer im Bereich der Spekulation.
Aber um in der Forschung überhaupt Fortschritte zu machen ist es manchmal unerläßlich zu spekulieren, denn nur dadurch kommt man auf neue Thesen und über die dann zu neuen Forschungsergebnissen!
Was ist eine These im wissenschaftlichen Bereich?
These allgemein kann auch eine Behauptung sein, aber im wissenschaftlich, historischen Bereich definiert man sie als etwas, was machbar, möglich und bekannt gewesen sein könnte, aber wo jegliche Belege zu fehlen - also weder etwas dafür noch dagegen spricht!
Diese wissenschaftliche These nimmt man dann als Denkmodel/Forschungsgrundlage und versucht sie zu
wiederlegen! (Ganz wichtig - wiederlegen, nicht belegen!)
Etwas was ich unbedingt wahrhaben möchte, kann ich irgendwie immer begründen, aber es wird so nicht anerkannt.
(Hier nehme ich mich nicht aus - auch mir passiert es dauernd, das ich eher versuche meine These zu belegen als zu wiederlegen - aber andererseits muß ja erstmal jemand die These aufstellen, damit dann überhaupt darüber diskutiert werden kann!)
Beispiel: Erich von Däneken sucht seit Jahrzehnten Belege für seine These und hat da auch viel zusammengetragen - er wird aber von allen Wissenschaftlern nur belächelt, denn dies ist der falsche Weg!
Wenn ich nun eine These, als Forschungsgrundlage habe und keine Belege dafür oder dagegen finde, dann kann ich im Rahmen der Forschung - in unserem Fall "experimentelle Archeologie" versuchen mich über den Weg des Machbaren dieser These zu nähern.
Das bedeutet ich kann zunächst versuchen herauszufinden ob es mit den damaligen Möglichkeiten überhaupt machbar war!
Wenn das zutrifft, kann ich schauen wer es wohl so gemacht haben könnte und daraus Rückschlüsse ziehen wie verbreitet es wohl war.
Ich kann dann zu dem Schluß kommen, das es möglich,einfach, billig und daher wohl sehr verbreitet war (Beispiel färben mit Zwiebel) - ABER damit ist es immer noch
nicht bewiesen!
In dem Fall habe ich diese These lediglich untermauert und ihr eine Daseinsberechtigung gegeben(als Forschungsgrundlage-
nicht als Factum!).
Eine These bleibt daher so lange eine These bis es neue Belege gibt!
Durch die experimentelle Archeologie kann man nur beweisen, das es möglich war - genau wie ein Einzelfund auch nur belegt, das es möglich war - aber man kann daraus trotzdem keine Regel ableiten!
Das heißt im Klartext, das derjenige der eine begründete These umsetzt, es genau so falsch/richtig macht wie jemand, der aus einem Einzelbeleg eine allgemeingültige Regel ableitet - nur hat derjenige mit dem Einzelbeleg immerhin in sofern Recht, das es das ja mindestens einmal gab!
Aber auch hier gilt eben, das Dinge die einmal erwähnt oder bildlich dargestellt werden auch keine allgemein gültige Regel bedeuten!
Zur Verdeutlichung: Jemand der von dem bekannten Fresko ableitet das auf allen Templerhelmen ein schwarzes Kreuz aufgemalt war, macht es genauso falsch oder richtig wie jemand der sagt es gab schon Reis - also gibts nun zu jeder Mahlzeit Reis! Um hier nun weiter zu kommen muß man zwangsläufig logisch spekulieren - aber man kommt nie zu einer fundierten Aussage! Es gibt immer nur ein "wahrscheinlich" oder "nicht so wahrscheinlich" - also eine These oder lediglich eine Behauptung!
Das ist aber ein immer wieder startender Prozess; man muss immer wieder alte Fakten hinterfragen und neu aufrollen, nur so wird es Wissenszuwachs geben.
Genau so sehe ich das auch Bruder Benedikt - so sind dann auch meine "ketzerischen" Fragen zu verstehen!
Ich will niemandem wiedersprechen, auch nichts absprechen, sondern nur über andere Fragestellungen, logische Argumente oder Vergleiche mit weltlichen Belegen versuchen Dinge, die nicht eindeutig mehrfach belegt sind auch mal aus einer anderen Sicht zu beleuchten um darüber dann evtl neue Erkenntnisse zu gewinnen!
Denn Wissenschaft heißt fragen - alles andere führt zu Stagnation und festigt Vorstellungen in unserem Denken, wodurch es neue Erkenntnisse dann schwerer haben!
Mal wieder viel zu lang geworden - aber nötig, damit keine Mißverständnisse aufkommen.
Auch möchte ich hier einen Anreiz geben zu hinterfragen und dabei gleichzeitig einen "Brückenschlag" zwischen der "A"- Fraktion und den "Freidenkern" ermöglichen, denn beide Seiten sind wichtig um nicht auf der Stelle zu treten und letztlich ein für alle befriedigendes Ergebnis zu bekommen!
In diesem Sinne - PAX liebe Brüder und Schwestern! *pope*
Grüße
William