Im Thema
http://templer-forum.de/index.php/topic,2795.msg33005.html#msg33005 ("Allgemein - Ausführungen zum Topfhelm") ist mir aufgefallen, das da meiner Meinung nach ein Punkt in den Ausführungen nicht stimmt. Da ich im Thema selbst nicht antworten kann, eröffne ich deshalb dieses.
Diesen Abschnitt meine ich:
"Eisenhut und Anfänge des Topfhelms (12. Jahrhundert)
Nach dem 2. Kreuzzug (1147-1149) tauchte der Eisenhut im Abendland auf. Sein kennzeichnendes Merkmal war eine breite Krempe. Der Eisenhut war der typische Kopfschutz der Fußsoldaten, der vor allem von den Schanzarbeitern getragen wurde, die sich gegen Beschuss von der Mauer schützen mussten. Der Eisenhut wurde im 13. Jahrhundert auch von Rittern getragen, die ihn über die Ringelkapuze (Hersenier) stülpten. Einige Eisenhüte verfügten über ein Naseneisen. Diese wurden im Laufe der Zeit zu einer maskenförmigen Visierplatte (Barbiere) mit zwei Sehschlitzen und Atemlöchern verbreitert, die an den Helm genietet wurde. Indem man schrittweise die Ohren und Seitenpartien des Kopfes bedeckte, entwickelte sich gegen Ende des 12.Jahrhunderts ein vollständiger Eisenschutz für den Kopf, der dann als Topfhelm bezeichnet wurde." Diesen Abschnitt halte ich für falsch. Der Topfhelm entwickelte sich meiner Meinung nach nicht aus dem Eisenhut, sondern aus "dem Ritterhelm" des 11. und 12. Jhd., nämlich dem Nasalhelm. Da sich im Hochmittelalter (gegen Ende des 11. Jhd.) die Art der Lanzenführung (von "freihändig" in "unter die Achsel geklemmt/eingelegt") änderte, konnte der Ritter nun gezielter und mit mehr Wucht stechen. Daraus ergab sich ein erhöhtes Schutzbedürfnis für die Kopfregion. Das Naseneisen bot wenig Schutz gegen z.B. nach oben abrutschende Schildtreffer und man begann im 12. Jhd. die Naseneisen in unterschiedlichen Varianten zu vergrössern. Man findet auch Bildbelege (z.B. das Rolandslied des Pfaffen Konrad) wo mehrere unterschiedliche Nasalformen nebeneinander abgebildet sind. Hier ein paar Nachbauten als Beispiele. Alle sind an zeitgenösische Quellen angelehnt.
(Bildquelle: ich)
In den Primärquellen findet man (quasi in fast ganz Europa) ab der Mitte des 12. Jhd. Abbildungen, die solche Naseneisenformen zeigen. Auch komplette "Gesichtsplatten" sind ab dieser Zeit bereits langsam zu finden. Die Helmglocke veränderte ihre Form ebenfalls langsam von einer spitzen zu einer eher runden Form. Knapp vor 1200 tauchen (wenn ich mich recht erinnere in England) erste Topfhelme mit flacher Helmglocke auf, die sich darauf hin in ganz Europa verbreiten. Ebenfalls um diese Zeit (kurz nach 1200) existieren bereits erste Quellen von Topfhelmen mit Nackenplatten. Bis 1250 bildet sich dann in verschiedenen Schritten (und Formen) der vollständige Topfhelm heraus. Mancherorts auch bereits deutlich eher. Ab dem späten 13. Jhd. (eher um bzw. ab 1300) began man, unter den Topfhelm noch einen Unterhelm (Hirnhaube/frühe Beckenhaube) zu tragen, da man mit dem schweren Topfhelm (wenn der Lanzenangriff zum erliegen kam) so gut wie nichts sah, wenig hörte und kaum Luft bekam.
So konnte man den Topfhelm (oder eher "Kübelhelm") nach oben hin vom Kopf abstossen (er hing an einer "Waffenkette", die entweder am Sattel, Gürtel oder später auch an Ösen, die auf der Brust des Ritters befestigt waren), sah und hörte wieder etwas, bekam Luft und man hatte trotzdem noch einen "Minimalschutz" auf dem Kopf. Nahm das Gefecht wieder "Fahrt auf", war der Helm nicht verloren und amn konnte ihn wieder aufsetzen.
Anbei noch eine recht brauchbare Übersicht zur Helmentwicklung (in die unterschiedlichen Varianten, etc.) von Lehnart, die ich bei pinterest fand.
(Bildquelle: pinterest.com)
Dies mal so als "Kurzzusammenfassung" zu diesem Thema.