Um den Thread mit dem weißen Gürtel ja und nein nicht all zu sehr zu entfremden, mach eich hier mal einen neuen Thread zu dem Thema auf.
Ich habe meine ersten Erfahrungen im Schwertkampf im Kenjutzu gemacht, weil auch ich der Meinung war, daß edle Schwertkampfkunst aus Japan kommt und der Samurei das edelste ist, was die Kriegerkaste zu bieten hat.
Was wir als erstes lernen mußten war, daß das Katana die Seele des Samurei ist und somit auch so behandelt wird.
Das hieß:
- man läßt es nicht einfach rumliegen
- man zieht es nicht aus der Saya (Scheide) ohne Notwendigkeit
- man steckt es nicht in die Erde
- man benutzt es nicht wider die Art als Buschmesser oder zum Holzhacken etc.
Das nächste war, das auch die Art und Weise wie man ein Schwert trägt dem (kundigen) Gegenüber etwas sagt. Und das ist die Sprache des Schwertes.
Normalerweise wird das Schwert links im Gürtel getragen..
Man kann es aber auch in der Armbeuge tragen, vor allem, wenn man sich in dichtem Gedränge bewegt. Dadurch vermeidet man, daß die Saya, die oft edel lakiert ist, mit anderen Sayas zusammenstößt oder irgendwo aneckt, wo der Lack abplatzen könnte.
Tritt man jemandem gegenüber, so kann die Schwerthaltung schon vor dem ersten Wort den Verlauf des Gespräches entscheiden.
- die rechte Hand am Griff, die linke an der Saya istein Ausdruck höchster Aggressivität - der Kampf ist nahezu unvermeidlich.
- legt man hingegen beide Hände gekreuzt über die Tsuba (das Stichblatt) bedeutet das, daß man sich dem anderen ebenbürtig fühlt und in freundschaftlicher Absicht kommt.
Wird das Schwert nicht im Gürtel getragen, sondern in der Hand, bedeutet, wenn man es in der linken Hand trägt, mit der Wölbung nach unten (die Klinge eines Katana ist ja meist einschneidig und zur Schneide hin gewölbt) wiederum einen Ausdruck verdeckter Aggression. Man zeigt dem andern, daß man ihn nicht leiden kann ohne einen sofortigen Kampf zu provozieren. Allerdings kann man in dieser Haltung des Schwert blitzschnell ziehen und so auf einen Angriff reagieren. Diese Haltung drückt daher auch Mißtrauen aus.
Trägt man hingegen das Schwert in der rechten Hand mit der Wölbung (Schneide) nach oben, zeugt das von Vertrauen und Friedfertigkeit.
Kommt man an den Hof eines Höhergestellten, gibt man als niederer Samurei sein Schwert am Eingang ab. Ist man selbst so hoch angesehen, daß man sein Schwert behalten darf, dann trägt man es als Zeichen der Unterwerfung in der rechten Hand, so das die Saya nach vorn unten weist und der Griff nach hinten oben zeigt.
Soweit zu mir und meinem Schwert.
Wenn ich nun das Schwert eines anderen betrachten möchte, dann nicht so, wie ich das oft auf Märkten beobachte.
1. man zieht das Schwert eines anderen nicht in seiner Gegenwart aus der Scheide. Man zieht es nur ein kleines Stück heraus, gerade genug um die Klinge betrachten zu können und dies nicht ohne sich vielfach dafür zu entschuldigen, daß man dies tut und die Schönheit der Klinge und die Kunst des Schmiedes zu loben. Dabei dreht man sich leicht vom Gegenüber weg, dreht ihm aber auch nicht den Rücken zu. Bevor man es dem Besitzer zurück gibt, schiebt man das Schwert wieder vorsichtig in die Scheide zurück und überreicht es ihm dann natürlich mit der obligatorischen Verbeugung.
Ein Ausdruck allerhöchsten Vertrauens ist es, wenn der Besitzer uns auffordert das Schwert komplett aus der Scheide zu ziehen, damit wir auch die Spitze betrachten können. Das geht nur unter sehr aufwändigen Floskeln und selbst, wenn man nichts lieber täte als das und vor Neugier fast am Platzen ist, muß man dieses Ansinnen zunächst vehement ablehnen und erst nach mehrmaliger erneuter Aufforderung durch den Besitzer, darf ich das Schwert dann tatsächlich komplett entblößen.
Das war so das Ritual, bevor wir überhaupt mit dem Schwertkampf angefangen haben.
Vieles basiert natürlich auch auf der allgemeinen japanischen Höflichkeit und erscheint uns fremd und übertrieben.
Ich habe zu Hause jedoch aiuch ein "Fechtercredo" eines tchechischen Schwertmeisters, das in etwa in diese Richtung geht. Ich muß mal sehen, ob ich das hier reingestellt bekomme.
Diese Art von Etikette versuche ich auch meinen Schwertkämpfern zu vermitteln - ist aber schwer, sehr schwer. Zumal ich mich selber immer wieder daran erinnern muß und nicht aus Zeitmangel oder Bequemlichkeit darauf verzichte.
Gruß Berthold