Autor Thema: Von der Wahl des Meisters  (Gelesen 4428 mal)

Benedikt von Söllbach

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Von der Wahl des Meisters
« am: 19. Oktober 2008, 23:42:49 »
Ich wurde im letzten Komtureikapitel meines Ordenshauses über die Meisterwahl gefragt. Da ich es nicht mehr genau wusste, (war schon etwas her, dass ich mich damit beschöftigt habe) habe ich mich heute Abend nochmals intensiv mit diesem Teil der Ordensregel auseinander gesetzt und eine Zusammenfassung erarbeitet. Ich poste sie auch mal hier im Forum, da das sicherlich für den ein- oder anderen interessant ist:

Zitat
Tod des Meisters
Wenn der Ordensmeister in der(Ordens-)Provinz Jerusalem (zum Zeitpunkt der Niederlegung des Artikels Hauptsitz des Ordens und vergleichbar mit dem Kgr. Jerusalem) verstarb, dann war der Ordenmarschall sofort ein temporärer "Ersatzmeister". Es war nun seine Aufgabe, die Begräbnisfeier des Meisters zu organisieren, die in Form eines Kapitels abgehalten wurde. Zur der Trauerfeier sollten vom Marschall alle Noblen des Königreiches Jerusalem inklusive der wichtigen Kirchenmänner eingeladen werden. alle Alle Brüder der Provinz sollten innerhalb von 7 Tagen nach dem Tod des Meisters 200 Paternoster beten. Die Kleidung des Meisters wurde, wie es auch Brauch war, wenn er eine neue Garnitur bekam, den Leprösen gespendet. Die restliche Ausrüstung ging, wie bei jedem anderen verstorbenen Bruder, an den Orden zurück. Für den Meister gab es eine Kerzenfeier.

War der Marschall nicht im Lande, so sollte der Provinzialkomtur des Landes Jerusalem wie er verfahren.
Verstarb der Meister in einer der Provinzen Tripolis oder Antiochia, sollte der jeweilige Provinzialkomtur wie der Marschall verfahren.

Wahl des Großkomtures
Nachdem diese Feierlichkeit zu Ende war, informierte der Marschall (oder der Vertreter, s. oben) alle Provinzialkomture in Outremer. Diese trafen sich an einem vereinbarten Tag und Ort und wählten zusammen mit dem Marschall und dem Konvent (der Konvent ist die Gesamtheit der bewaffneten Brüder des Hauses Jerusalem bzw. des Haupthauses!) den Großkomtur. Der Großkomtur war ab diesem Zeitpunkt der neue "Zwischenmeister" und hatte volle Weisungsbefugnis wie der Meister. Alle mussten ihm wie dem Meister gehorchen. Für die Wahl reichte die Mehrheit der Stimmen der Brüder.

Nach dieser Wahl bestimmt der Großkomtur zusammen mit den Provinzialkomturen von Tripolis und Antiochia, sofern sie anwesend sein konnten, sowie weiteren Provinzialkomturen als Ratgeber, den Ort und Tag der Meisterwahl. Die weiteren Provinzialkomture wurden vom Großkomtur und den beiden Provinzialkomturen bestimmt.
Alle Teilnehmer dieser Wahl, sowie der Konvent (=bewaffnete Brüder, s. oben), erschienen dann unaufgefordert mit ihren vertrauenswürdigsten Brüdern am vereinbarten Treffpunkt.

Wahl des Wahlvorstandes
Dort wird dann der Meister in einem komplizierten Verfahren gewählt. Bei diesem Verfahren gibt es einige Gottesdienste und sonstige interessante Vorgänge.
Der Großkomtur wählt zusammen mit der Mehrheit der anwesenden Brüder 2-3 (oder mehr) Kandidaten für den Wahlkomtur. Der Wahlkomtur ist soetwas wie ein Wahlvorstand. Er sollte möglichst viele Sprachen beherrschen und ein gläubiges, demütiges und ruhiges Wesen haben.
Die Kandidaten wiederum bekommen vom Großkomtur je einen Ritterbruder zur Seite gestellt und entfernen sich dann aus dem Kapitel.

Die Kandidaten beteten nun die ganze Nacht, und diskutierten über ihre Wahl. Nach der Matutin betete dann jeder für sich und dachte über die Wahl nach. Die Brüder durften dabei mit niemandem sprechen. Niemand durfte die Wahlgemeinschaft verlassen (wie bei der Papstwahl). Gebetet wurde bis Tagesanbruch, wenn die Glocke zur Prim läutete. Danach wurde die Prim, Sext und Terz gebetet und nachmittags dann die Wahl verkündet: Der Großkomtur verlangte, dass der Wahlkomtur und sein zur Seite gestellter Ritterbruder vor das Kapitel treten.
Dann wurde nochmals gebetet.

Wahl der Wahlmänner
Der Wahlkomtur und sein Ritterbruder wählten anschließend weitere zwei Brüder. Diese vier Brüder wählten nochmals zwei Brüder. Diese sechs Brüder wählten wieder zwei Brüder und so ging das weiter, bis sie 12 Brüder waren. Diese 12 Brüder sollten aus unterschiedlichen Ländern kommen und sich aus ach Ritterbrüdern und vier Dienenden zusammensetzen. Die zwölf (in Anlehnung an die Apostel) wählten nun einen Kaplansbruder als Symbolischen Christus, sodass sie dreizehn waren.
Nun legten sich alle Brüder auf den Boden und beteten zusammen. Danach stehen die 13 Wahlmänner auf und werden vom Großkomtur als Wahlmänner bestätigt und ob ihrer wichtigen Aufgabe ermahnt. Der Wahlvorstand bittet den Großkomtur um das Gebet der Brüder und verlassen das Kapitel, um zu einem für die Wahl geeigneten Ort zu gehen.

Wahl des neuen Meisters
Jetzt erst ging die eigentliche Meisterwahl los:
An dem Ort beraten sich die 13 über den zukünftigen Meister. Zur Wahl ist ebenfalls die Mehrheit der Brüder nötig. Falls uneinigkeit herrschte, gingen die Wahlbrüder schweigend ins Kapitel zurück und bitteten um das Gebet der Brüder. Sie beteten alle gemeinsam, ohne dass die Wahlmänner etwas über den Wahlfortschritt sagten. Danach gingen sie zurück und berieten weiter.
Haben sie sich geeinigt, gehen sie ins Kapitel zurück. Daraufhin wird streng formailisert der neue Meister verkündet und das "Te Deum" gesungen; abschließend folgen formalisierte Gebete.


Phu, ganz schön kompliziert, diese Wahl.... ;)
Das war nach der Meinung einiger Autoren deswegen so kompliziert, weil man dem HERRN genug Möglichkeiten geben wollte, Einfluss auf die Wahl zu nehmen.
Probate spiritus si ex Deo sunt. ("Prüfet den Geist, ober er von Gott kommt" - Paulus)
Rule of the day: