Autor Thema: Kalebasse  (Gelesen 19742 mal)

Frater_Thomas

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Kalebasse
« am: 07. September 2008, 13:04:55 »
Hallo, da gerade Herbstanfang ist, die "Kürbissaison" beginnt und ich schon länger mit dem Gedanken spiele mir eine Wasserflasche zu basteln würde mich interessieren ob schon jemand Erfahrung mit einer Kalebasse hat.
Also mit der Herstellung, Haltbarkeit und speziell die Befestigung mit einem Riemen etc. (gibt es dafür Belege? )

mfg
Thomas
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Benedikt von Söllbach

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Kalebasse
« Antwort #1 am: 07. September 2008, 13:28:53 »
Ich habe eine Kalebasse und kann das nur empfehlen.

Mit der Aufzucht solltest du im Frühling beginnen und erstmal im Zimmer vorziehen. Wenns dann draußen Frostsicher ist (um den April), kannst du sie nach draußen setzen, bevorzugt an einen sonnigen Platz. Ein paar Stangen zum Ranken sind sehr gut, da die Früchte dann größer werden.

Nach der Ernte werden die Kürbisse dann einfach getrocknet. Sobald man die Kerne im inneren rasseln hört, schneidet man die Frucht oben auf und entfernt das Fruchtfleisch; kleinere scharfkantige Steine sind da gut geeignet. Danach weiter trocknen lassen, ab und zu spülen. durch das trocknen verholzt die Äußere Schicht komplett und wird relativ stabil.
Anmerken muss ich noch, dass meine selbstgezüchteten Kürbisse die Ernte nicht mehr gesehen haben, denn sie wurden vom Hagel erschlagen :( Ich kenne das also nur theoretisch.
Ich habe aber zur Hochzeit eine Flasche geschenkt bekommen.

Geschmacklich hat man, vor allem bei neuer Flasche, einen leichten Kürbisgeschmack. Mittlerweile schmecke ich die erste halbe Stunde nach dem befüllen aber überhaupt nichts mehr. Danach lässt sich der Kürbisgeschmack nur erahnen; natürlich wird er immer stärker.
Die Flasche sollte nachts geleert werden und zum trocknen aufgehängt werden.
Zum Tragen habe ich eine Hanfschnur mit einem Prussikknoten befestigt, das klappt wunderbar.

Belege habe ich erst fürs 13. Jhd gefunden. Die Kürbisart ist aber schon sehr lange in Europa bekannt und genutzt, siehe Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Flaschenkürbis
Es ist sehr stark anzunehmen, dass sie als Gefäß auch hierzulande genutzt wurde, für den Mittelmeerraum sehe ich keine Probleme.
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Niclais van Poele

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Kalebasse
« Antwort #2 am: 07. September 2008, 16:21:59 »
Aber Achtung, meines Wissens nach gibt es da 2 unterschiedliche Arten !!  Afrikanischer und europäischer flaschenkürbis.  War mir auch neu , wurde aber eines besseren belehrt.
Aber fragt mich bitte net wie an die unterscheidet. *g* Keine ahnung von Pflanzen, die verrecken bei mir immer so schnell *g*

Bestimt findet man noch was zu dem Thema im Netz, aber ich geh lieber wieder an meinem handgenähten Wollzelt schaffen.

Benedikt von Söllbach

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Kalebasse
« Antwort #3 am: 07. September 2008, 17:42:31 »
Soweit ich weiß, ist bei der "damaligen" Form der obere "Knubbel" stärker ausgeprägt. Mit Belegen nachweisen konnte mir das aber noch keiner; es gibt auch, gerade am Beginn des HoMis, offenbar keine Abbildungen.
Bin aber ebenfalls kein Botaniker, aber laut Wiki wurde auch in Europa die Pflanze schon im Mittelalter kultiviert - es wäre also schon denkbar, dass es die andere Form ebenfalls schon gab, sie aber nicht abgebildet wurde.
Wie gesagt, bin kein Botaniker und kann nur spekulieren.
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Frater_Thomas

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Kalebasse
« Antwort #4 am: 07. September 2008, 21:30:08 »
@Beni
Ich erinnere mich noch irgendwo gehört/gelesen zu haben das der Kürbis mit Bienenwachs ausgegossen wurde, damit müsste man ihn vllt nicht übernacht zum trocknen aufhängen.
Hab noch zwei Fragen.
Wird der Kürbis am Halsansatz abgeschnitten, oder lässt man noch ein Stück "Hals" stehen? und Was ist ein Prussikknoten?
Der Bezug des Kürbises ,denke ich, wird ein geringeres Problem darstellen, meine Oma hat ein paar Kürbise und in der Nähe von Neuburg gibt es im Herbst auch wieder ein "Kürbisfest".
Könntest du mir vllt bitte noch die Belege fürs 13 Jhd. schicken?
Vielen Dank

mfg
Thomas
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Benedikt von Söllbach

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Kalebasse
« Antwort #5 am: 07. September 2008, 21:48:10 »
Das mit dem Wachs habe ich auch gelesen, ist denke ich aber unnötig. Vor allem ist es wohl nicht ganz einfach, die Flasche richtig auszugießen, wegen der Form.

Die flasche wird ganz oben am Hals aufgeschnitten, nur ein kleines Stück, so dass man eine schöne Öffnung erhält. Das Loch von meiner ist etwa so groß wie eine Ein-Euro Münze.

Ein Prussikknoten ist ein Knoten, der die schöne Eigenschaft hat, dass er einfach zu legen ist und sich selber zuzieht. Man kann ihn benutzen um etwas an etwas anders zu binden, z.b. den Brotbeutel an den Mittelmast des Zeltes. Oder eben die Kalebasse an einen selbst:

Prinzipiell hat man eine fertige Schlaufe und zieht sie durch sich selber mehrmals um einen Gegenstand (z.b. Kalebassenhals) herum. Wenn das Bild nicht reicht, einfach mal bisschen danach Googeln. Ein wirklich einfacher, aber vielfältig nutzbarer Knoten.

Die Belege habe ich mir nicht weggespeichert, muss ich raussuchen.

[edit] hab grad bei einem schnellen google folgenden Thread bei TV gefunden:
http://tempus-vivit.net/taverne/thema/977/seite/2
Zitat
Flaschenkürbisse tauchen bereits in der "Capitulare..." von Karl d. G. auf.
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Frater_Thomas

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Kalebasse
« Antwort #6 am: 07. September 2008, 21:54:11 »
Danke für die schnell Antwort. Ich Depp hab Prussikknoten falsch geschrieben, kein wunder das google da nichts findet ;)
"Die flasche wird ganz oben am Hals aufgeschnitten..."  
Besteht da bei einem langen hals dann nicht die Gefahr das er abbricht? Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, das so ein Kürbis recht stabil ist ...

Es eilt nicht, also lass dir mit den Belegen Zeit  *smoky* .
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Thomas

Benedikt von Söllbach

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Kalebasse
« Antwort #7 am: 07. September 2008, 22:00:28 »
Doch, das ist wie Holz, vorausgesetzt, er ist korrekt getrocknet worden. Aufpassen muss man natürlich immer noch, aber das ist bei Keramik ja nicht anders.

Es kommt darauf an, wie lang der Hals ist, wo man ihn am besten schneidet.
Ich hab als Beispiel mal ein aktuelles Bild von mir angehängt, bei dem ich die Kalebasse trage.
Man muss etwas genauer hinsehen, aber man erkennt, wo die Kalebasse angebunden ist. Das ist ungefähr auf Höhe des kleinen Kreuzes.
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Kalebasse
« Antwort #8 am: 11. September 2008, 08:43:47 »
Hier mal nen Bild von einer unserer Kalebassen:

http://www.pixum.de/members/reinebergerpilger/?act=a_view&album=2931193&i_pos=6&page=1&ktw=844a2b81a1568fdd785073a97d863a1f

Hier handelt es sich wohl um eine nicht europäische Art.
Wir haben aber noch 2 Kalebassen die hier im Deutschland gezogen wurden. Die sind etwas gräulich-fleckig. Die Form ist aber genauso.
(Haben wir frisch hier auf nem Flohmarkt gekauft und selbst getrocknet.)

Wir können es nur empfehken die Kalebasse innen mit Bienenwachs zu versiegeln. (So wie man es auch bei den Lederflaschen macht!)
Der Geschmack des Wassers ist ohne Wachs doch serh "nussig".
(Sehr gewöhnungsbedürftig!)
Außerdem trocknet die Innenand ohne Wachs nicht so schnell ab.
Das kann fiesen Schimmel geben! das schlimme ist, dass man den dann nicht mal sieht! *grusel*

Benedikt von Söllbach

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Kalebasse
« Antwort #9 am: 11. September 2008, 10:05:09 »
Also meine ist eher gelblich mit Flecken draußen.
Der Geschmack des Wassers ist, wie gesagt, anfangs der von Wasser, danach dann leicht holzig; den Kürbis schmeckt man dann auch. Das ist aber in keiner Weise unangenehm oder so.

Ich vermute, die Form des Kürbises hängt auch davon ab, wie er wächst, also ob die Frucht liegt oder frei hängt. Wie so oft in anderen Bereichen, müssen wir uns wohl von der Vorstellung der Normkalebasse verabschieden ;)

Meine ist von der Art "Lagenaria siceraria", und die gibts seit spätestens Karl dem Großen auch im deutschen Raum.
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Kalebasse
« Antwort #10 am: 11. September 2008, 16:50:06 »
Habe jetzt auch mal meine Kalebasse hochgeladen. Habe aber leider keine Ahnung welch Art es sich handelt. Aber auch vielleicht interessante Verknotung.

Habe sie allerdings nur einmal benutzt. Bin dann auf die wesentlich stabilere Lederfeldflasche umgestiegen...  *headbangl*
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Johannes vom Gollenstein

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Kalebasse
« Antwort #11 am: 26. September 2008, 22:33:19 »
Ich habe in diesem Jahr erstmals einen Versuch unternommen, mir einen solchen Flaschenkürbis selber zu ziehen.
Auf der Packung sahen sie genau so aus, wie ich sie gerne haben wollte: Gelb mit einem Knubbel oben und einem Knubbel unten.
Ich also fleißig Samen verbuddelt.
Inzwischen hat dieses Untier von Pflanze fast meinen ganzen Garten bevölkert (der nicht gerade klein ist!), aber Kürbisse sind nur 2 ausgebildet.
Allerdings wurden die nicht annähernd so wie gepant.
Die Dinger sind RIESIG, grün, haben einen mordsdicken Bauch und einen ewig langen dürren Hals. Ähneln einer Weihnachtsgans...

So wie die Dinger gewachsen sind, eignen sie sich wirklich kaum zum mitschleppen....

Johannes vom Gollenstein

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Kalebasse
« Antwort #12 am: 17. Oktober 2008, 16:43:52 »
Hat vielleicht jemand eine Idee, wo man Samen für die typischen Kürbisflaschen bekommen kann?
Ich hatte welche gepflanzt, auf der Verpackung ware die "richtigen" drauf und heraus kamen völlig andere...

Wedumir

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Kalebasse
« Antwort #13 am: 17. Oktober 2008, 19:13:29 »
Die einzigen Samen für Flaschenkürbisse, die ich mal gefunden hatte, sahen dann auch so aus, wie Du sie beschreibst.

Ich schaue mich überall, wo ich Kürbisse sehe, nach einer passenden Kalebassenform um. Die scheinen aber bei uns hier nicht üblich zu sein.

Falls Du eine findest, einfach kaufen, die Kerne rausnehmen, waschen und bis zum nächsten Frühjahr aufheben. Das klappt in der Regel ganz gut.
(Und mir Bescheid sagen. Ich hätte dann auch gerne ein paar von den Kernen...  *smoky* )

ADDIT: In der Vorweihnachtszeit ist hier wieder "Markt der Kontinente". Da werde ich mal bei den Afrika-Ständen die Augen offen halten. Aber meist gibt's da nur fertig ausgehöhlte Kalebassen, mit typisch afrikanischen Mustern verziert. *blödfind*
Suilad o Wedumir - Grüße vom Waldschrat

*Die Feder ist ... schmächtiger als das Schwert*

Benedikt von Söllbach

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Kalebasse
« Antwort #14 am: 17. Oktober 2008, 20:37:39 »
Ich hatte meine Samen damals im internet Ergoogelt. Kostenpunkt waren 3 Euro inkl. Porto.
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