Autor Thema: leichte Rüstung, leichte Bewaffnung?  (Gelesen 9595 mal)

Stephan de Schieritz

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leichte Rüstung, leichte Bewaffnung?
« am: 07. August 2008, 16:50:33 »
Pax vobiscum,

nun da ich mich ja auf meine Darstellung als Wundarzt festgelegt habe und dafür auch in den anderen Threads manche Hilfe bekam und sich meine Gewandung schnell entwickelt hat dadurch, hat sich eine neue Frage ergeben die ich mir nicht klar beantworten kann und wo ich euch wieder um Rat/Hilfe bitten wollte.

Ich habe mir das Buch "Bader, Medicus und weise Frau" besorgt und darin folgenden Text zum Thema Wundarzt/Feldarzt gefunden:

"Die Feldärzte waren in der Regel leicht bewaffnet und leicht gerüstet...()"

Was ist denn mit der "leichten Bewaffnung" gemeint? Ein Kurzschwert, Sax oder doch mehr an Waffen?

Was ist denn mit der "leichten Rüstung" gemeint? Ein Gambeson oder auch hier mehr an Rüstung?

Ich habe nun schon in einigen Büchern u.a. "Die alte Chrirurgie" denselben Hinweis gelesen......vielleicht könnt ihr mir da weiterhelfen.

Pax et Bonum
Stephan de Schieritz

Pascal de Rennard

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leichte Rüstung, leichte Bewaffnung?
« Antwort #1 am: 07. August 2008, 17:15:23 »
Pax tecum Stephan,

unter leicht gerüstet verstehe ich, wie Du schon erwähntest, einen Gambeson, Kettenhaube oder Kopfpolsterung,  evtl. noch Eisenhut und vielleicht einen Buckler.

Leicht bewaffnet verstehe ich so: Kurzschwert, Falchion, Keule, langes Messer - nicht alles auf einmal ;-)


So ergibt es für mich ein stimmiges Bild, was jedoch nicht bedeutet, dass es so belegt ist - nur meine Meinung.

Wedumir

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leichte Rüstung, leichte Bewaffnung?
« Antwort #2 am: 07. August 2008, 18:05:59 »
@Leichte Bewaffnung:  Langes Messer / Langsax oder Axt, würde ich sagen. Wobei ein "langes Messer" ja durchaus Schwertlänge haben konnte, aber eben nur einschneidig war.

@Leichte Rüstung: Ein nicht zu großer Schild (hast Du ja schon) und ein Kopfschutz wäre meine Interpretation.

Es ging doch wohl nur darum, im schlimmsten Fall nicht völlig wehrlos, kein leichtes Opfer zu sein.
Suilad o Wedumir - Grüße vom Waldschrat

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Stephan de Schieritz

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leichte Rüstung, leichte Bewaffnung?
« Antwort #3 am: 08. August 2008, 18:01:11 »
Und wie sieht es beim Gambeson aus? Muss es ein normaler dicker Gambeson sein oder geht da dann auch ein Ledergambeson der dünner ist?

Als Bewaffnung habe ich mich mal auf mein Falchion festgelegt und für den Kopf Polsterhaube und Eisenhut.

Svend Joergenson

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leichte Rüstung, leichte Bewaffnung?
« Antwort #4 am: 08. August 2008, 23:51:57 »
Hört sich doch gut an
Denke beim Gambeson kannst du das nehmen was dir besser past.

Stephan de Schieritz

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leichte Rüstung, leichte Bewaffnung?
« Antwort #5 am: 09. Oktober 2008, 17:10:16 »
Pax vobiscum,

ich möchte dieses Thema noch mal aufgreifen, da ich in einem Buch "Geschichte der Chirurgie" gelesen habe das Wundärzte auch Äxte trugen zur Verteidigung und zur Behandlung.

Daher nun folgende Frage für mich, ist es wirklich real machbar gewesen bzw. war es üblich das Ärzte mit Äxten amputierten?

Ich kenne nur die Knochensäge und die Amputationssichel bzw. Amputationsmesser.

Wenn es so war, welche Axt würdet ihr denn dann empfehlen mir zu tragen? Ich denke vom Gefühl her dann eher eine kleinere Axt die ich an meinen Gürtel hängen bzw. dort tragen kann.  

Zitat schreibe ich noch hier rein wenn ich es heute abend gefunden habe.

Was meint ihr dazu?

Bruder R

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leichte Rüstung, leichte Bewaffnung?
« Antwort #6 am: 10. Oktober 2008, 12:33:30 »
Ich kenne in diesem Zusammenhang den Bericht eines muslimischen Arztes, der über die Behandlungsmethoden eines fränkisches Arztes, das dieser einen Ritter mit einer Axt gerufen hat um ein Bein zu amputieren.
Muss mal schauen, wo das genau stand.

Der Baum

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leichte Rüstung, leichte Bewaffnung?
« Antwort #7 am: 10. Oktober 2008, 17:28:46 »
So hallo erstmal zusammen. Ich hab mich hier zwar noch nicht ausführlich vorgestellt aber zu diesem Thema muß ich jetzt auch mal meinen Senf dazugeben. Auch ich strebe eine Darstellung als Wundarzt an und beschäftige ich mich derzeit intensiv mit diesem Thema. Auch ich kenne das Buch daß Stephan erwähnt und kann durch meine Ausbildung als Rettungsassistent und Ex-Metzgereigehilfe auf einige Erfahrung in Wundheilung und dem Umgang mit einem Knochenbeil zurückgreifen. Fakt ist daß Knochen insbesondere die großen Knochen, beim abtrennen mit einem Beil meist Splittern und so eine vernünftige Wundheilung unwahrscheinlich machen. Höchstens Finger oder Zehen könnten evtl. mit einer Axt amputiert werden aber eigtl. ist auch daß pfusch.
Gruß
Floh

Wedumir

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leichte Rüstung, leichte Bewaffnung?
« Antwort #8 am: 10. Oktober 2008, 18:45:28 »
Werden nicht im arabischen Raum noch heute die Hände von z. B. Dieben mit dem Schwert "amputiert"? Das ist ja dann auch nicht viel anders, als mit der Axt.
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leichte Rüstung, leichte Bewaffnung?
« Antwort #9 am: 10. Oktober 2008, 23:18:12 »
Ich würde sagen wenn dann ist das eine Frage der Schneidengeometrie. Allerdings glaube ich nicht, daß es irgend ein Hiebwerkzeug gibt, daß Knochen nicht Splittern läßt. Das einzige Mögliche und sinnvolle Einsatzgebiet wäre eine Amputation direkt durch das Gelenk aber da würde es schon ein Messer tun, da kein Knochen durchtrennt werden muß. Ausserdem, und das wurde auch schon im Mittelalter so gemacht, müßen bei einer Amputation der Gliedmaßen, bevor eigtl. das Körperteil abgenommen wird die Gefäße aufgefunden und "abgeklemmt" werden da der Patient sonst in kürzester Zeit verblutet. Wie das sie Araber mit ihren Delinquenten halten weiß ich nicht, aber im Interesse des Patienten und der Heilung ist eine Amputation mit der Axt sicherlich nicht.

Alexander von Reutlingen

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leichte Rüstung, leichte Bewaffnung?
« Antwort #10 am: 11. Oktober 2008, 00:04:05 »
Speziell bei Kastrationen (für Eunuchen) wurde mit heißer Asche gearbeitet, die zum Stillen der Blutung eingesetzt wurde. Wäre also denkbar, dass es auch bei Verbrechern so gehandhabt wurde...allerdings wars bei Verbrechern ja auch irrelevant, ob sie an den Folgen gestorben sind.
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leichte Rüstung, leichte Bewaffnung?
« Antwort #11 am: 11. Oktober 2008, 10:57:07 »
Die Methode, Arterien nach einer Amputation abzubinden wurde erst 1542 vom französischen Chirurgen Ambroise Paré erfunden.

Die Wunde ausbrennen wäre noch eine Möglichkeit, doch ich denke nicht dass da jeder das grosse "Glück" hatte nach der Schlacht behandelt zu werden. Und selbst wenn lag die Überlebenschance bei nur 30 %. Die meisten wurden einfach auf dem Schlachtfeld elendig krepieren gelassen.

Auch über die Art wie das gemacht wurde kann man streiten. Bei Wundbrand musste das Ding ab, egal wie...

Gute Bücher zum Nachlesen:

Rüster: Alte Chirurgie, Verlag Gesundheit 1999
Rogers: Primitive Surgery, C. C. Thomas 1985
„Divide et Impera“

Komtur
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leichte Rüstung, leichte Bewaffnung?
« Antwort #12 am: 12. Oktober 2008, 15:00:43 »
Zitat
aber im Interesse des Patienten und der Heilung ist eine Amputation mit der Axt sicherlich nicht.
Nicht vergessen werden darf, dass damals auch viel auf Gott vertraut wurde. ER bestimmte, wann es Zeit war zu gehen.
Probate spiritus si ex Deo sunt. ("Prüfet den Geist, ober er von Gott kommt" - Paulus)
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Stephan de Schieritz

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leichte Rüstung, leichte Bewaffnung?
« Antwort #13 am: 12. Oktober 2008, 18:49:33 »
Zur Blutstillung wurden diese nicht abgeklemmt. Die einzigen Methoden die ich weiß waren das Ausbrennen mit dem Kautereisen oder siedend heißem Öl und das das vernähen der Wundränder danach. Andere Hinweise habe ich bisher noch nicht gefunden das schon abgeklemmt wurde. Die Ligatur etc. kam erst viel später auf. Das war dann schon im 15. bzw. 16. Jahrhundert als das Mittelalter zu Ende ging langsam. Da erst kamen die großen Namen wie Vesalius etc. auf. Im Mittelalter gab es noch Guy de Chauliac der ein Revolutionär war zu seiner Zeit.

Der Baum

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leichte Rüstung, leichte Bewaffnung?
« Antwort #14 am: 13. Oktober 2008, 13:33:42 »
Oh entschuldigung. Die Bemerkung "abklemmen" wurde von mir unüberlegt als Synonym zum durchtrennen und Verschluß der Arterien (z.B. durch Kauterisation) benutzt. Hab darauf nicht wirklich geachtet da es ja hauptsächlich um die Amputation mit der Axt ging. Es stimmt natürlich, daß Klemmen erst viel später aufkamen. Vernäht werden Gefäße eigtl. dann erst recht spät. Ich bitte die falsche Formulierung zu entschuldigen. Die Aussage des Satzes sollte eigtl. sein, daß eine Amputation mittels Axthieb wahrscheinlich sofort eine nahezu unstillbare Blutung hervorrufen würde.