Ich wollte mich nur kurz melden, da wir wohl alle wissen, wie das mit dem "Stille Post"-Prinzip teils ausufern kann und ich Informationen aus erster Hand (jap, definitiv erster Hand, nämlich vom Geschädigten selbst, mit dem ich zusammen im gleichen Verein bin) zu dem Vorfall in Poing habe. In Persona war ich nicht anwesend, da ich selbst zu dem Zeitpunkt aufgrund eines Trainingsunfalls in ärztlicher Behandlung war, aber ich habe mit dem Geschädigten mehr als nur eine Nachtwache nach dem Vorfall verbracht und mir von ihm alles in Einzelheiten schildern lassen.
Teilnehmer von zwei Sippen sollten mit Stangenwaffen (soweit vorhanden) für die berittenen Darsteller eine Gasse durch die Menge freihalten. U.a. eben auch unsere Leute. Wegen Verzögerungen standen also die Gewandeten herum, aber die Reiter kamen nicht und die Zuschauer fragten sich, was das Ganze mit der Gasse sollte. Der Veranstalter fragte dann spontan ob nicht kleinere "Gerangel" möglich wäre, um das Bild etwas aufzulockern. Weder die andere Sippe (mit der wir seitdem übrigens gut befreundet sind) noch unsere war auf eine Show eingestellt, daher waren nur ein wenig Zähnefletschen und "Waffe an Waffe halten" möglich.
Leifs Speer hatte eine angeschärfte Spitze, was ihm auch vollkommen bewusst war, deswegen drehte er den Speer um, so daß die Spitze nach oben wies und benutzte das stumpfe Ende, um in Bodennähe(!) mit einem unserer Speerträger einfach ein wenig Stecken an Stecken zu drücken. Das sah einer unserer Fürsten und schätzte die Situation falsch ein. Er sprang von hinten(!) mit ausgebreiteten Armen an Leif heran, just als dieser seinen Speer hob, um das "Gerangel" aufzuheben. Daher stürzte er mit dem rechten Unterarm in den Speer. Die Speerspitze durchbohrte den Arm, verletzte glücklicherweise jedoch "nur" die Haut und die Fascien der Unterarmmuskeln. Das sah sehr brutal aus, da der Unterarm komplett durchbohrt war, aber dauerhafter Schaden ist nicht entstanden und es war real das, was man unter einer Fleischwunde versteht.
Der Rettungshelikopter wurde vom Veranstalter sicherheitshalber gerufen (neben Feuerwehr und Polizei). Bis heute geht bei uns das Scherzwort, unser Fürst habe sich nur deswegen in den Speer gestürzt, um unseren Lageraufbau aus der Luft betrachten zu können. Der Speer wurde abgesägt und die Speerspitze in München im Krankenhaus aus dem Unterarm entfernt. Unser Fürst war bereits am Abend wieder im Lager.
(siehe auch
http://www.gaudium-equites.de/img/presse/2007/2007_06_10_sueddeutsche_teitung_ebersberger_neueste_nachrichten.pdf)
Es war also keineswegs und mitnichten eine Verletzung bei einem richtigen Schaukampf sondern ein astreiner Unfall.
Das erzähle ich hier deswegen in solcher Breite, da auf dem Markt selbst sofort die Gerüchteküche hochbrodelte und Leif (dem Speerträger der anderen Sippe) Mutwilligkeit unterstellt wurde. Das ging soweit, dass Teilnehmer anderer Lager Leif für den Angriff verprügeln wollten und er von seinen eigenen Leuten geschützt werden musste. Um allen zu zeigen, dass die Geschichte von dem mutwilligen Angriff nur Scheißhausparolen waren, wurde am nächsten Tag der Ablauf der Feldschlacht geändert. Leifs Sippe und die unsere kämpften Seite an Seite gegen den gesamten Rest des Poinger Marktes, um zu demonstrieren, dass in keinster Weise böses Blut herrschte und wir etwas gegen die Unterstellungen gegen Leif hatten.
Von Todesfällen bei Schaukämpfen habe ich noch nichts gehört, halte sie jedoch keineswegs für unmöglich, vor allem nicht, wenn z.B. Huscarl statt Codex Belli gekämpft wird. Ich selbst habe schon einige Situationen gehabt, in denen der kleinste Ausrutscher zu extrem schweren Verletzungen hätte führen können. Das mutwillige Totschlagen des Gegenübers halte ich für eine urban legend, aber jeder, der eine Waffe mit sich führt, sollte wissen, daß Unfälle passieren können und auch passieren. Wenn mein Gegenüber mit mangelhafter Rüstung blindlings gegen mich stürmt und ich nach Huscarl kämpfe, dann ist nicht ausgeschlossen, dass er sich schwere Treffer gegen Kopf, evtl. sogar Gesicht oder Stiche einfängt. Und ein Kopftreffer ohne Helm (ein klassischer Fall von selber schuld, imho) hat dann auch die entsprechenden Auswirkungen, das habe ich auch schon am eigenen Leib erfahren.
Aber nochmal: Das hat mit Feldschlachten nd
Schaukämpfen im klassischen Sinne nichts zu tun.