Salve,
weil in einem anderen Thread die Frage aufgekommen ist. Hier diesbezüglich mein aktueller Kenntnisstand; vielleicht können andere noch ergänzen oder korrigieren oder Quellen nennen.
Kurz bevor ich anfange- der Text bezieht sich grob aufs 13. Jhd. und auf den Raum zwischen Pyrenäen und Oder.
AketonWortherkunft: vom arabischen Al'Qton, vermutlich von französischen Kreuzfahrern übernommen und "einfranzösischt" zu "Akéton" oder "hoqueton", eingedeutscht zu "Aketon" oder "Ahketon". Al'Qton bedeutet übersetzt Baumwolle. Im englischen heißt Baumwolle heutzutage Cotton.
Funktion: Der Aketon wurde unter dem Kettenhemd getragen. Er verteilte die Energie, die ein Hieb auf den Körper einwirken ließ, im Zusammenspiel mit dem Kettenhemd auf eine größere Fläche. Außerdem machte es das Tragen des Kettenhemdes angenehmer, da es Scheuerstellen polsterte etc. Außerdem konnte ein Aketon aus mehreren Lagen Stoff das EIndringen eines Pfeiles in den Körper, wenn der Pfeil die Kette durchschlug und schon abgeschwächt war, verhindern. Selbst bei in Folge dessen auftretenden Prellungen o.ä. war die Infektionsgefahr von offenen Wunden nicht vorhanden, wenn der Pfeil im Aketon steckenblieb.
Aufbau: Außenmaterial schweres, wiederstandsfähiges Leinen, da über dem Aketon das Kettenhemd getragen wurde, wäre auch Leder denkbar. Innenmaterial vermutlich dünnes Leinen oder Hanf/Flachs. Der Aketon bestand vermutlich aus mehreren Lagen Stoff, entweder Leinen, Wolle oder auch Baumwolle (im Orient, ab ~1300 auch im Okzident), die übereinander gelegt und in Längsrichtung abgesteppt wurden.
Mehrere Lagen Stoff ergeben einen einigermaßen guten Schutz vor Schnitten und polster auch relativ gut, sobald sie fest miteinander vernäht sind; sie werden dann sogar recht hart.
Eine andere Variante ist es, den Aketon in Röhren abzusteppen und mit allerlei Zeugs zu Füllen- z.B. Stoffresten, Garn, Rosshaar, Werg (unversponnene, kurzfaserige Leinenfasern), Filz etc. Bei einem Aketon müsste die Füllung aber sehr dünn werden.
Form und Tragweise: Der Aketon war in aller Regel knielang bzw. maximal 2-3cm länger als das Kettenhemd. Er hatte lange Ärmel, an dem Fäustlinge gleich integriert sein _können_. Da ein Kettenhemd mit normalerweise angesetzten Fäustlingen getragen wurde, liefern Abbildungen keinen Aufschluss. Ebenso ist ein (dicker) Stehkragen möglich, der den gesamten Hals verdeckt. Andere Variante wäre ein Kollir. Der Aketon war vorne und hinten bis zur Hüfte geschlitzt.
Aketons wurden normalerweise unter dem Kettenhemd getragen. Da sie nur aus Stoff bestanden waren sie relativ günstig; wer das Geld für ein Kettenhemd besaß konnte sich den Aketon bestimmt auch leisten.
Schnallen, Riemen und Schnürungen sind als Verschluss eher unüblich. Normalerweise wurde der Gambeson geschlossen über den Kopf angezogen.
Besonderheit: Es gibt auch schon ab etwa 1250 vereinzelt Kettenhemden mit kurzen Ärmeln. Da unterhalbdavon nichts Aketon-ähnliches sichtbar ist, ging der Aketon anscheinend nur bis dahin, wo auch Kette war.
GambesonNamensherkunft: ungeklärt. Ich habe dazu bisher noch keine zufriedenstellende Erklärung gefunden; weiß da vllt jemand was?
Funktion: Der Gambeson verteilt die Energie einer auftreffenden Waffe auf eine größere Fläche. Außerdem schützt er bei entsprechender Fertigung vor Schnitten und Pfeilwunden. Die Wirkung eines _richtigen_ Gambesons in bezug auf Armbrustbeschuss wurde untersucht; die meisten Bolzen, die durch das vernietete Kettengeflecht kamen, blieben im Gambeson stecken. Nachzulesen auf
http://www.historiavivens1300.at .
Aufbau: Außenmaterial und Innenmaterial wie beim Aketon. Polsterung vermutlich ähnlich, nur wesentlich massiver. Ich habe in Sekundärliteratur von bis zu 40 Lagen Leinen gelesen. Ein solcher Gambeson würde auch wirksam vor Schnitten schützen, auch wenn einige Lagen Stoff zerfetzt werden würden. Alternative zu mehreren Lagen Stoff/Wolle oder "Platten" aus Wollfilz (s. obigen Link) wäre wie beim Aketon das Nähen vor Röhren, die mit Polstermaterial gefüllt werden. Je nach Füllmaterial hat das Auswirkung auf die Wirkung in Bezug auf Schnitten. Sollte mit Stoffresten gefüllt werden, würde dies weniger vor Schnitten schützen. Auf der Seite
http://www.medieval-crusader.de steht glaube ich, dass auch zu Zöpfen geflochtenes Rosshaar genutzt wurde. Wer mal einen solchen Zopf in der Hand hatte kann sich sicherlich vorstellen, dass das gut geschützt hat :-)
Form und Tragweise: Der Gambeson war in aller Regel knielang bzw. maximal 2-3cm länger als das Kettenhemd. Er hatte in der Regel lange Ärmel, an dem Fäustlinge gleich integriert sein _können_; allerdings sind auch kurzärmlige Abgebildet. Ebenso ist ein dicker Stehkragen möglich, der den gesamten Hals verdeckt. Andere Variante wäre ein Kollir. Der Gambeson war vorne und hinten bis zur Hüfte geschlitzt.
Gambesons wurden normalerweise als alleinige Rüstung getragen. Sie waren, da aus Stoff und anderen Textilien, für das Gros der Soldaten erschwinglich.
Schnallen, Riemen und Schnürungen sind als Verschluss eher unüblich. normalerweise wurde der Gambeson geschlossen über den Kopf angezogen.
Besonderheit: Es gibt einige Bildbelege, bei denen ein kurzärmliger Gambeson oder einer komplett ohne Ärmel über dem Kettenhemd getragen wurde. Dies diente wohl als Zusatzrüstung und schützte den Torso noch besser vor Hieben und Pfeilen.
QuellenJa, das ist das Problem. Diese Differenzierung ist das Ergebnis von mir sowie einigen anderen Leuten und noch mehr These als Faktum. Problematisch ist nunmal, dass es sich um eine Textilpanzerung handelt, die recht schnell zersetzt wird. Daher gibt es keine oder nur kaum Funde von Aketons/Gambesons. Außerdem ist es schwierig, auf Abbildungen Informationen zum Aketon zu finden, da über dem noch das Kettenhemd getragen wird. Vielmehr wird hier angenommen, dass ein Gambeson zu dick für unter ein Kettenhemd ist; einmal, weil es recht unbeweglich wird, einmal, weil man dann wesentlich mehr Material für Kettenhemd bräuchte und das den Preis erheblich erhöhen würde, und einmal weil die auf Miniaturen abgebildeten Personen alle zu schlank sind- hätten sie einen dicken Gambi drunter hätten sie breiter dargestellt werden müssen.
Auch in der Primärliteratur habe ich bisher wenig Hinweise auf Gambesons/Aketons gefunden. Deswegen stützt sich der Beitrag zu meinem Leidwesen nur auf einige Abbildungen, unbestätigte Sekundärliteratur (größtenteils aus dem Internet) sowie einigen Schlussfolgerungen. Das bisschen an Bild und Textmaterial werde ich aber noch im Laufe der Woche nachreichen.
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Das ist also wie gesagt mein Kenntnisstand und die Differenzierung von Gambeson und Aketon. Ich übernehme keinerlei Haftung für die Korrektheit des Textes ;-)
Nein, aber wenn jemand weitere Quellen, Korrekturen, Hinweise oder andere These hat, bitte her damit! :-)
Also dann.
Gruß,
Fabianus