Autor Thema: Woher kamen die Kapläne?  (Gelesen 9087 mal)

biedermann

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Woher kamen die Kapläne?
« Antwort #15 am: 28. Februar 2007, 08:18:45 »
@Benedict
... also gibt es für Kapläne des Ordens auch ein Leben, eine Karriere außerhalb des Ordens.

@ Erpho
Besten Dank für Dein Durchforsten der Quellen.


Und da kommt mir in den Sinn:
Wenn es sowas wie einen regelmäßigen Visitationszyklus gegeben hat- wovon ich ungeprüft ausgehen - gab es Berichte an den Hl.Stuhl.
Insbesondere, als ja Templer einzig papstzuständig waren.
Selbige Pergamente sollte es doch noch wo geben. Und mit ihrer Hilfe wären vermutlich alle Fragen über etwaige vermuteten, tatsächlichen oder phantasierten Niederlassungen zu klären.
Und die Quellen von damals sind doch schon freigegeben- oder nicht?
Dann könnten wir uns hier eine Menge an Vermutungen und Theorien sparen.

biedermann
Na denn Prost! Wer Tippfehler findet, darf sie gern behalten...

Erpho

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  • Erpho
Woher kamen die Kapläne?
« Antwort #16 am: 28. Februar 2007, 12:06:07 »
@ biedermann:

Mit den Visitationen ist das so eine Sache. Ich spreche mal aus Erfahrung: Der Visitator wohnt mindestens drei Tage in einem Konvent mit und nimmt an allen Veranstaltungen teil. Er erstellt einen Bericht, der an den zuständigen (bei den Benediktinern ist es zumindest so) Abt-Präses geht. Dieser kann mit dem Abtprimas Rücksprache halten, wenn es gravierende oder essentielle Probleme in einem Konvent gibt. Die Visitationsberichte gelangen nicht zum Hl. Stuhl und unterliegen der Klassifikation "semper saeculorum", d.h., sie werden niemals veröffentlicht und bleiben "immer und auf ewig" verschlossen.
Nun kann ich natürlich nicht behaupten, dass auch damals bei den Templern eine ähnliche Struktur vorherrscht, wie in der heutigen Zeit. Zumindest mussten die Gesandtschaft der Templer am Hl. Stuhl (und die hat es gegeben, da S.H. Papst Clemens V. in der Anfangszeit des Pontifikats über jene Legaten Kontakt mit dem Großmeister unterhalten hatte) im Auftrag des Großmeisters Rechenschaft über die Entwicklung und das Wirken des Ordens leisten. Diese Regelung betrifft seit dem ausgehenden 11 - 12. Jahrhundert alle Orden unter päpstlichem Protektorat. Sollten, was ich persönlich eher nicht glaube, Abschriften von Visitationsprotokollen vorhanden sein, unterliegen sie auch nach über 700 Jahren dem "semper saeculorum". Damit in heutiger Zeit ein Gesandter eines Ordens dem Hl. Vater diesen Rechenschaftsbericht überbringen kann, wurde bei den Orden die Institution der Generaläbte (Dominikaner, Franziskaner, ect.) und des Abtprimas (Benediktiner) geschaffen.
Der Hl. Stuhl gab lediglich die Prozeßakten frei, die im unmittelbaren Zusammenhang mit den Akten standen, die ohnehin nach der Plünderung Napoleons in Rom als verloren galten und später irgendwo anders auftauchten. Da Napoleon das Geheimarchiv durchsuchen ließ, wurden manche Dokumente (absichtlich?) falsch eingeordnet, damit sie nicht auffindbar waren. So geschehen mit dem Chinon-Dokument. Die meisten Prozeßakten haben (Ausnahmen bestätigen die Regel) KEIN "semper saeculorum". Zumindest habe ich das so in Erinnerung.
"Mane nobiscum Domine, quia advesperascit!"