Autor Thema: Die Templer als Bankhaus  (Gelesen 14488 mal)

Frater Linus

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Die Templer als Bankhaus
« Antwort #15 am: 20. August 2006, 19:25:17 »
Ich meine, einmal gelesen zu haben, dass sich der Pariser Tempel in der Vergabe von Krediten zu weit aus dem Fenster gelehnt hat und es (heute würde man es wahrscheinlich so nennen) zu massiven Abschreibungen kam, da insbesondere die französische Krone eine miserable Zahlungsmoral besaß. Die Spenden gingen immer weiter zurück und auch trotz Abstoßungen von unrentablen Besitzungen deckten die Einnahmen kaum noch die anfallenden Zusatzbelastungen.
Im Gegenteil: Ich glaube auch gelesen zu haben, dass dem Johanniter-Orden nach der Zuteilung der Rechtsnachfolge von der Krone eine offene Rechnung von 200.000 Pfund ins Haus flatterte. ("Der Prozeß gegen die Templer" von Poturzyn) Ich lege aber für meine Aussagen nicht die Hand ins Feuer.

Anja von Heidesee

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Die Templer als Bankhaus
« Antwort #16 am: 21. August 2006, 12:40:29 »
Hallo Frater Linus !

Ist ja sehr interressant,wie bist Du eigentlich als Benedektinermönch
zum Templerorden gekommen?
Trägst Du später auch mal die Kleidung des Templerordens oder bleibst
Du immer in schwarz?

Frater Linus

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Die Templer als Bankhaus
« Antwort #17 am: 21. August 2006, 14:17:51 »
Hallo Anja,

nein, ich werde immer Benediktiner bleiben. Die benediktinische Konförderation ist ein Orden päpstlichen Rechtes und der historische Templerorden wurde von Clemens V. für alle Zeiten aufgehoben, nicht verboten. Ich bin somit kein Gyrovage (RB 1,10).
Ich bin zwar auch Mitglied eines sog. Neo-Templerordens, obwohl dieser vom Jerusalemer Patriarch anerkannt und unter dessen Protektorat steht. ist er kein Orden nach Kanonischem Recht.
Ich habe festgestellt, dass die Regel der Templer viele erweiterte Grundzüge der Regula Benedicti hat (ist auch kein Wunder, da Bernhard v. Clairvaux mal Benediktiner war und einen Reformorden gründete, der die RB strenger auslegte. Wie wir wissen, war Bernhard maßgeblich an der Templerregel beteiligt). Ich kann auch sehr gut die Verschmelzung von Mönch und Ritter mit meinem monastischen Leben vereinbaren. Es ist eine Symbiose.  

*pope* Non nobis Domine non nobis sed nomini tuo da gloriam  *pope*

Martí

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Die Templer als Bankhaus
« Antwort #18 am: 21. August 2006, 15:47:14 »
Der eigentliche Gründer des Zisterzienser-Ordens war Stephan Harding, unter Bernhard von Clairvaux kam es zu der enormen Ausbreitung des Ordens...



Martí
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sino estelas en la mar...

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Benedikt von Söllbach

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Die Templer als Bankhaus
« Antwort #19 am: 21. August 2006, 16:54:01 »
um zum Thema zurückzukehren - welchen Einfluss hatten die Benediktiner auf das Finanzwesen der Tempelbrüder?
Probate spiritus si ex Deo sunt. ("Prüfet den Geist, ober er von Gott kommt" - Paulus)
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Anja von Heidesee

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Die Templer als Bankhaus
« Antwort #20 am: 21. August 2006, 20:30:34 »
Frater Linus!

 Du kannst uns darauf als Berufsmönch bestimmt eine Antwort geben.
 Vielleicht kannst Du Dich ja mal vorstellen!
  Du hast bestimmt eine interessante Entwicklung hinter Dir!
  Dein Grossprior im Templerorden(Werner Rindt) mag ja keine Internet-auftritte.Aber ich will nicht vom Thema abweichen!

Frater Linus

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Die Templer als Bankhaus
« Antwort #21 am: 21. August 2006, 21:53:43 »
@ Marti: da hast du recht, aber der geistige Vater ist und bleibt Bernhard. Stephan ist ein Fall für sich...

@ Benedikt: Ich mag keine Vermutungen aufstellen, aber Fakt ist doch, dass es in der Zeit des Wirkens des Templerordens bereits ein großartig funktionierendes "Finanzwesen" in den großen Abteien gab. Die Benediktiner geloben KEINE Armut (sondern nur Gehorsam, klösterlicher Lebenswandel und Stabilitas) und durch den Status der Reichsunmittelbarkeit, sowie der kirchlichen Exemtion durch Papst Zacharias 751 n.Chr. waren die Benediktiner-Abteien dem Einfluß des Ortsbischofs und des Adels entzogen. Somit konnten auch (wenn nicht im großen Maße) bestimmte "Reichtümer" in Form von Naturalien und sicherlich auch Edelmetallen in den Kellergewölben gelagert werden. Machen wir uns nichts vor, es gibt genug MA-liche Erzählungen, in denen von den reichen Mönchen geschrieben wird.
Ich denke mir, dass die Templer sich da einiges abgeschaut haben. Wäre ja auch nicht schlimm, falls es denn so gewesen ist. Zumindest die Funktion als Tresor für Land und Leute wurde von den großen Abteien übernommen. Die Äbte besaßen Markt-, Zoll- und Münzrecht (so auch unsere Abtei) und folglich auch entsprechende Einnahmen. Ich halte die Templer somit nicht für die Erfinder des "Bankenwesens", sondern sie perfektionierten es.
Ich hoffe, keinem die Illusion geraubt zu haben...  *pope*

@ Anja: Naja, man kann mich ja fragen, wenn man was wissen will.
Zur Darstellung auf der HP: Manchmal ist es besser, kein Öl ins Feuer zu gießen, denn es gibt nun einmal Menschen, die sind nicht an der Wahrheit interessiert, sondern daran, sich selbst um jeden Preis zu verwirklichen, aus diesem Grund kann ich das Verhalten von WR sehr gut nachvollziehen und unterstütze es zu 100%. Aber das hat nichts mit diesem Thema hier zu tun. Nur so als nota bene am Rande...