Autor Thema: Aufstände in den Kreuzfahrerstaaten?  (Gelesen 11179 mal)

Nicolas von Holzhuuse

  • Donat
  • Engagiert
  • ***
  • Beiträge: 419
    • Komturei Ortenau
Aufstände in den Kreuzfahrerstaaten?
« am: 08. Juli 2016, 11:45:33 »
Ich habe nun schon einige Bücher zu den Kreuzfahrerstaaten gelesen, mir ist aber aufgefallen, dass in diesen rund 200 Jahren kein Volksaufstand dokumentiert ist. Angriffe gegen die Kreuzfahrer fanden also durch fremde Heere oder mehr oder Raubzüge kleinerer Kontingente statt.
Hat da vielleicht jemand anders lautende Quellen?

Benedikt von Söllbach

  • Dienender Bruder
  • Administrator
  • Engagiert
  • ***
  • Beiträge: 3.361
  • Um 1193; Freier Ritterorden der Templer/Landsberg
    • http://beni.hallinger.org/history
Re:Aufstände in den Kreuzfahrerstaaten?
« Antwort #1 am: 10. Juli 2016, 22:29:50 »
Mir fällt dazu auch nichts ein. Sorry!
Probate spiritus si ex Deo sunt. ("Prüfet den Geist, ober er von Gott kommt" - Paulus)
Rule of the day:

Cornelius

  • Donat
  • Engagiert
  • ***
  • Beiträge: 398
Re:Aufstände in den Kreuzfahrerstaaten?
« Antwort #2 am: 15. Juli 2016, 17:49:32 »
Der Ausstellungskatalog "Knights of the Holy Land" hat ein wenig Infos zu fränkischen Siedlern, zeichnet darin aber eher das Bild eines latent gespannten Verhältnisses zwischen fränkischer Oberschicht und lokaler Bevölkerung. Volksaufstände wären mir auch neu, das gilt allerdings generell für den Nahen Osten vorm Ersten Kreuzzug.

Cornelius

  • Donat
  • Engagiert
  • ***
  • Beiträge: 398
Re:Aufstände in den Kreuzfahrerstaaten?
« Antwort #3 am: 20. Juli 2016, 08:34:10 »
Habe gerade nochmal einen weiteren Artikel in besagtem Katalog durchgeblättert und folgende Hinweise (S. 44f.) gefunden: In der Mitte des 12. Jhs. sind aus Nablus wohl mal 150 Muslime nach Damaskus ausgewandert, nachdem sie ihr fränkischer Herr übermäßig besteuert, körperlich gezüchtigt und sich mit ihrem religiösen Anführer angelegt hatte. Das soll aber wohl eher die Ausnahme gewesen sein; um 1184 waren die Muslime in Tyrus wohl vergleichsweise zufrieden. Kopfsteuer hatten alle Untertanen zu zahlen und Kontakte zwischen Franken und Muslimen waren formal untersagt, werden in der Realität aber häufig vorgekommen sein.

Soviel in Kürze; der Ausstellungskatalog sei also nochmal allen Interessierten ans Herz gelegt.

PS: Abgesehen vom Artikel über Waffen und Rüstungen, wie ich vorhin gesehen habe, der geht ja mal gar nicht.
« Letzte Änderung: 20. Juli 2016, 11:26:46 von Cornelius »

Nicolas von Holzhuuse

  • Donat
  • Engagiert
  • ***
  • Beiträge: 419
    • Komturei Ortenau
Re:Aufstände in den Kreuzfahrerstaaten?
« Antwort #4 am: 21. Juli 2016, 07:54:01 »
Danke für die Infos! Für mich stellt sich die Situation weiterhin so dar, dass es der normalen Bevölkerung in den Kreuzfahrerstaaten also ziemlich egal war, wer gerade herrschte. Was für mich darauf hindeutet, dass "die Franken" durchaus erträgliche Herrscher waren. In diversen Büchern wird zum Beispiel auch darauf hingewiesen, dass die Steuern niedriger waren als in den angrenzenden Ländern und dass die ansässige Bevölkerung gleich welcher Religion größere Freiheiten hatte.

Cornelius

  • Donat
  • Engagiert
  • ***
  • Beiträge: 398
Re:Aufstände in den Kreuzfahrerstaaten?
« Antwort #5 am: 21. Juli 2016, 08:51:52 »
Das würde ich nicht pauschalisieren (s. Gegenbeispiel). Bezüglich der Steuern fehlen wohl die Quellen für eine belastbare Aussage und "Freiheit" finde ich schwierig zu fassen. Die z. T. überwiegend christliche Bevölkerung hatte in den islamisch kontrollierten Gebieten in der Regel auch eine halbautonome Verwaltung (vulgo: "Zahlt die Kopfsteuer und ansonsten kümmert euch um euren eigenen Kram!") und natürlich das Recht auf Religionsausübung. Das scheinen die Franken genauso geregelt zu haben, ist ja auch praktischer. In dem Zusammenhang fällt mir ein, dass die Banu Munqidh, so erzählt es unser Anekdotenkönig Usama, zu Ostern die Prozessionen der Christen anschauen gingen, sozusagen ein Familienausflug. Einmal haben währenddessen die Ismailiten versucht, die Burg im Handstreich zu nehmen, da waren die natürlich die Bösen.