Autor Thema: (3. und) 4. Juli: gedenket Hittin!  (Gelesen 7395 mal)

fahrender Scholar Gerlach

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(3. und) 4. Juli: gedenket Hittin!
« am: 04. Juli 2008, 10:06:50 »
Seid gegrüßt, edle Herren.
Obgleich ich weiß, dass Ihr solcherart Erinnerungen wohl kaum benötigt, so möchte ich Euch doch gemahnen, Euren Altvorderen gerade am heutigen Tage in einer stillen Stunde zu gedenken.

Obgleich der Untergang des mächtigsten Heeres der Christenheit, das sich bis dato jemals einem Feinde entgegengestellt hatte, nicht zuletzt dem Kleingeist des ersten unter den Templern geschuldet war, so finden sich doch neben Hochmut und Untugend vor allem leuchtende Beispiele von Heldenmut und Ritterlichkeit, in vorzüglichem Einvernehmen mit Unerschrockenheit und wildem Kampfesmut!

Wenig genug wissen wir über Leben, Denken und Fühlen unserer Ahnen, doch unseren Respekt haben jene, die selbst im Untergang treu blieben, allemal verdient.
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Wer sich mit der Schlacht von Hittin (auch Hattin) vertraut machen möchte, der muss vor allem diesen Text lesen:

Peter Herde "Die Kämpfe bei den Hörnern von Hittin und der Untergang des Kreuzritterheeres (3. und 4.Juli 1187). Eine historisch-topographische Untersuchung"
in: Studien zur Papst- und Reichsgeschichte, zur Geschichte des Mittelmeerraumes und zum kanonischen Recht im Mittelalter, Band 2 , erster Halbband.

Herde hat seinen Artikel aus dem Jahr 1966 für diese Ausgabe (2002) überarbeitet, aktualisiert und erweitert. Es ist das Referenzwerk für die Schlacht, das auf rund 50 Seiten keine Fragen offen lässt. Abgerundet wird der Artikel mit einer Reihe von Farbfotos des Geländes.

Wohl dem, an dessen Wohnort sich eine Universität befindet, denn sonst wird kaum eine Bibliothek dieses spezielle Werk führen.
der lîp will gerne fehten an die heiden:
sô hât jedoch daz herze erwelt ein wîp...
(Friedrich von Hausen, Dichter im Gefolge Barbarossas)

Siegfrud von Burgund

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(3. und) 4. Juli: gedenket Hittin!
« Antwort #1 am: 04. Juli 2008, 13:47:00 »
Ehre und Andenken den Helden, die in dieser Schlacht gefallen sind. Wir haben zwar die Schlacht verloren. Aber nicht unseren Glauben.

Per dominem et rexum moriemur. Deus lo vult.

Hab Dank Bruder für diesen Hinweis.

Heinrich von der Losheide

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(3. und) 4. Juli: gedenket Hittin!
« Antwort #2 am: 04. Juli 2008, 14:00:39 »
Ehre den Toten.....und gerade unser Großmeister trägt eine große Mitschuld an der Niederlage.....   *sadangel*
Nie zu Fall und nie aufs Knie, es lebe die Templer Infantrie!

Heinrich von Hohenfels

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« Antwort #3 am: 06. Juli 2008, 11:21:53 »
Der Verrat des Grafen von Tripolis war dran schuld. Doch niemals "unser" Gerhard de Ridefort.

Heinrich von der Losheide

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(3. und) 4. Juli: gedenket Hittin!
« Antwort #4 am: 06. Juli 2008, 21:47:40 »
leider war der zwist zwischen rideford und raimund und die damit verbundene strikte gegenhaltung ridefords dafür verantwortlich,dass das heer richtung hattin gezogen ist
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Alexander von Reutlingen

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(3. und) 4. Juli: gedenket Hittin!
« Antwort #5 am: 06. Juli 2008, 21:50:39 »
Und danach mehrte unser Großmeister die Schande, indem er kostbare Burgen des Ordens für seine Freilassung opferte.
Es gibt zwei Dinge, die unendlich sind: der Weltraum und die Dummheit des Menschen. Obwohl...beim Weltraum bin ich nicht ganz sicher. (-Albert Einstein)

Heinrich von Hohenfels

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« Antwort #6 am: 07. Juli 2008, 13:37:59 »
Ja ich habe auch den Demurger gelesen.
Es gibt auch zeitgenössische Berichte, die von einem Verrat des Grafen reden. Siehe Helen Nicholson, Knight Templar - A New History. Was ist wenn diese Berichte stimmen ?

Sind wir vieleicht alle zu sehr von Demurger beeinflusst ?

Hätte Ridefort etwa den Burgbesatzungen befehlen sollen sich auch niedermetzeln zu lassen ?

Auch wenn die Aktion an den Quellen von Cresson ziemlich blöd war und Hattin ja komplett nach hinten los ging, hat es Ridefort danach wieder geschafft mit den Templern an der Belagerung von Akkon teilzunehmen. Hier ist er ja dann auch heldenhaft in Kampf gestorben.

Heinrich von der Losheide

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(3. und) 4. Juli: gedenket Hittin!
« Antwort #7 am: 07. Juli 2008, 14:15:29 »
kein templer durfte sich aus der gefangenschaft herauslösen lassen..nicht durch geld..nicht durch andere sachen.. rideford ist und bleibt das schwarze schaf der templer-großmeister


ich weiß nur das der graf irgendwie ne alte abmachung  mit saladin hatte was seine länderreien/frau die dort lebte  anging...dies hatte jedoch keinerlei einfluss auf seine taktik..denn er wollte ja lieber eine verteidigung aufbauen und den strategischen vorteil nutzen den, jerusalem geboten hätte  ....,
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fahrender Scholar Gerlach

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« Antwort #8 am: 07. Juli 2008, 16:00:45 »
Liebe Freunde,
ich kenne die historischen Details nur so gut wie die meisten anderen hier,  aber meiner Ansicht nach ist doch dieses ein bedeutsamer und tragischer Vorgang:
"(...) jetzt warf er [Rainald von Chatillon] dem Grafen von Tripolis Sympathien für den Sultan, Feigheit und Verrat vor, und der Templermeister Gerhard von Ridefordia schloss sich ihm an. (...) Doch setzten sich seine [Rainalds] Argumente schliesslich durch und man beschloss am Abend des Donnerstags, nicht gegen Tiberias vorzurücken. In der Nacht ging jedoch der Templermeister, der sich nicht überzeugen ließ, in das Zelt des Königs, und es gelang ihm, den schwachen Guido von Lusignan umzustimmen." (Herde 2002: 112).

Damit nahm das Verhängis seinen Lauf, wie wir wissen. König und Templermeister bestimmten hier tragischerweise gemeinsam den Anfang vom Ende.

Allerdings darf man die militärhistorische Betrachtung keinesfalls allein stehen lassen, wenn man dem Geschehen gerecht werden will.
Besonders der Templermeister war in einem Dilemma gefangen, das wir heute rational zwar kaum noch nachempfinden können, das aber damals eine zentrale Richtlinie darstellte, die sehr wirksam das Verhalten der Ritter steuern konnte.

Herde gibt nämlich völlig richtig zu bedenken: "Freilich  ist zu bedenken, dass es schlecht mit dem ritterlichen Ehrenkodex zu vereinbaren war, Eschiva in Tiberias ihrem Schicksal zu überlassen; bei den meisten Baronen wird die Einsicht in die Erfordernisse der militärischen Lage mit dem persönlichen Ehrgefühl im Widerstreit gestsanden haben, und Baha al-Din [muslimische Chronist] sagt ausdrücklich, dass die Christen um ihrer Ehre willen den Marsch nach Tiberias antraten." (a.a.O. 113)

So war Gerhard von Ridefordia im Hinblick auf seine Entscheidung aus heutiger Sicht gewissermaßen auch ein Gefangener seines Kodex, was man zumindest bei der Beurteilung berücksichtigen sollte.
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Alexander von Reutlingen

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« Antwort #9 am: 07. Juli 2008, 20:16:35 »
Dennoch entschuldigt es nicht den (zum DEUTLICHEN Nachteil des Ordens verursachten) Bruch der Regeln, dass er sein Leben freikaufte auf Kosten von Burgen, die vom Orden gehalten wurden.

Als Großmeister hätte er ein Beispiel geben sollen und diese Regel hochhalten sollen, wie es Odo Saint-Armand tat.
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Charles v. säbelberg

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« Antwort #10 am: 11. Juli 2008, 16:14:28 »
Weehrte Brueder,

die Schlacht von Hattin und wie es dazu kamm und auch das danach war eine Schande fuer den Orden und ganz Outremer,es war der anfang vom Untergang.Die einzelnen Brueder der Orden,Templer wie Hospitaliter,aber besonders die Lazarus Ritter in der ersten Angriffswelle waren die wahren und tragischen Helden des ganzen.Das diese grausam starben (wenn sie gefangen wurden) und der Grossmeister läst sich frei kaufen,weisst deutlich darauf hin wie dieser es mit der Ritterlichkeit nahm und das er absolut ungeeignet war ein Grossmeister eines Ritterorden,den Templer,zu sein.Sein Verhalten war einen Grossmeisters unwuerdig.

Gott zum Grusse

Charles

Heinrich von Hohenfels

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« Antwort #11 am: 14. Juli 2008, 09:32:53 »
Jetzt mal noch eine "dumme" Frage, wo steht eigentlich, dass er sich frei gekauft hat ? Bitte Primärquelle.

Ich habe das immer so gesehen, dass er frei gelassen wurde.

Die Templer hätten nach Hattin ihre Burgen nicht mehr halten können, warum sollte man sie dann nicht übergeben und die Kräfte an einem Punkt sammeln. Wenn ich mich jetzt nicht irre, tat dass Rideford und verteidigte Tortosa (war es, glaube ich) erfolgreich.

Auch übten die Templer nach der Schlacht von Hattin keine Kritik an ihrem Großmeister. Wieso kritisieren WIR dann Gerhard de Rideford so ?

Würde sagen, wir führen die Diskussion an seinem Todestag weiter.

Ich halte ihn für einen besseren Großmeister als die beiden, die den "Kopf in den Sand gesteckt hatten" und in den Zisterzienserorden eingetreten sind.

Gruß Heinrich

fahrender Scholar Gerlach

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« Antwort #12 am: 14. Juli 2008, 14:53:09 »
Aus Euren anderen Worten spricht Wahrheit, Edler von Hohenfels, aber dieses ist bedenklich:

Zitat
Original von Heinrich von Hohenfels
Auch übten die Templer nach der Schlacht von Hattin keine Kritik an ihrem Großmeister. Wieso kritisieren WIR dann Gerhard de Rideford so ?

Wir sind die Nachgeborenen, die den Vorzug haben, das Handeln unserer Ahnen mit Abstand und aus der Perspektive der gerade nicht unmittelbar Betroffenen sehen zu dürfen. Weiterhin sind wir frei von irrationalen, vormodernen Zwängen wie blindem Glaube an die Richtigkeit des Tuns einer Obrigkeit oder gottgegebener Herren.
Daher stellen sich einige Fragen und es für uns ist legitim, sie zu stellen, Im Gegensatz zu den Templern jener Zeit.

Recht gebe ich Euch jedoch, dass an einem einzelnen Element einer Handlung des Großmeisters nicht seine ganze Person in ihrem Wirken gemessen werden darf.
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