Hallo Thomas,
der Grund wieso Leinen kein Krapp (Beizenfarbstoff) an nimmt ist der, das Leinen als pflanzliche Faser mit einer glatten Schicht, der undurchlässigen Cutigula umhüllt ist. Krapp kann in der Faser angereichert werden wie Indigo, aber dafür muss die Cutigula künstlich zerstört werden, was im Alkalibad passiert. Das ganze nennt man mercerisieren.
Die Mercerisation wurde Mitte des 19. Jhdts. von einem Franzosen entdeckt, der Natronlauge durch ein Baumwolltuch siebte und feststellte, das sie die Fasern aufquoll und danach andere Eigenschaften hatten.
Wenn man mit Beizenfarbstoffen wie Krapp, Wolle oder Seide färben will, wird das Färbegut in einer Metallsalzlösung "gebeizt". Das Metallsalz geht mit dem Eiweiß der Faser eine Verbindung ein (aus dem Hut weiß ich nicht, wie die genau heißt). Danach wird in der Farblösung gefärbt. Die Farbstoffe verbinden sich dann mit dem Metallsalz und dem Eiweiß zu einer Komplexverbindung. Diese Verbindung ist nicht wasserlöslich und dadurch waschecht.
Küpenfarbstoffe sind in der oxidierten Form (z.B. Indigo) nicht wasserlöslich und können sich daher nicht mit der Faser verbinden. Sie müssen daher erst chemisch reduziert ("verküpt") werden, um sie in ihre wasserlösliche Form, (die sog. Leukoform) zu überführen. Bei Indigo sieht die Leukoform leicht grünlichgelb aus. In dieser Form können sie auf die Fasern aufziehen. An der Luft oxidiert der Farbstoff dann wieder und geht in seine nicht wasserlösliche Form zurück.
Da hier kein Eiweiß für die Bindung nötig ist, funktioniert diese Färbung sowohl für tierische (Wolle, Seide) als auch für pflanzliche (Leinen, Baumwolle) Fasern.
Zu den Küpenfarbstoffen gehören Indigo (aus der Indigopflanze oder aus Waid) und Schneckenpurpur.
@Michael, ich habe eine Antwort-Mail gekriegt: das Bliaut ist schlicht eine Mehrfachfärbung und das grüne Kleid ist eine Dreifachfärbung mit Waid in Kombination mit Reseda.
Liebe Grüsse, Sanni