Autor Thema: Ursprung der Tempelherren  (Gelesen 8635 mal)

De Duppy

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Ursprung der Tempelherren
« am: 05. Mai 2010, 21:44:39 »
Eine grosse Frage zum Ueberdenken an die Sie

diese Frage beschaeftigt mich seit Jahren und bis i dag habe ich keine Antwort gefunden, dabei befinde ich mich allerdings in guter Gesellschaft. Ich glaube nicht dass Sie eine Antwort darauf finden aber vielleicht kønnen Sie mir bei denken helfen und vielleicht auch unerwartete Ideen und Gedanken dazu finden:
Was war es das den Papst dazu bewog der Gruendung der Tempelherren seinen Segen zu geben und wie gelang es der sehr kleinen Gruppe von Adligen der zweiten und dritten Søhne (mer eller mindre aus gutem Haus) in so kurzer Zeit (wenigen Jahren) zu einem der einflussreichsten und reichsten Ritterorden zu werden.. Verdienste im Kampf werden nicht gewesen sein – sie waren naemlich zu dieser Zeit in keine (soweit bekannt) Kampfhandlungen verwickelt.
An die Sagen und Traeume von der Bundeslade die sie angeblich unter dem Tempel Salomons gefunden haben kønnten glaube ich nicht, sowenig wie das sie durch den Besitz des Turiner Grabtuches solche Macht bekommen haben (denn dieses war zu der Zeit nicht nicht gemacht (14,jht.).
Vielleicht ist das der groesste Raetsel der  Tempelherren...
Ich bitte um Ihre Gedanken und Ideen. Danke!
dD
Immobilis in inmobli

William

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Ursprung der Tempelherren
« Antwort #1 am: 05. Mai 2010, 22:12:16 »
Die Gründung des Ordens fiel in eine Zeit des Umbruchs - also könnte man sagen, das sie zur rechten Zeit am rechten Ort waren.

Zum einen wurde das weltliche Rittertum immer mehr zu einer Plage, wie wir es ja auch sehr schön in der Laudatio des Bernhard von Clairvaux nachlesen können, zum anderen strebte der Papst einen Zusammenschluß der Ost und Westkirche an. (Der Basileus war weltliches und religiöses Oberhaupt in Byzanz!)

Die Neue Idee des Kreuzzuges entstand ja nicht nur aus dem Hilfegesuch des Basileus, sondern sollte ja auch die Agressionen in Europa, durch den Mangel an Land und Lehen, in eine politisch sinnvollere Richtung lenken.
Außerdem konnte man mit den wenigen Poulains das eroberte Land kaum halten  - zumal diese ja selber ständig in Fehde lagen - daher war natürlich ein stehendes Heer, das dazu den christlichen Idealen des "neuen" Rittertums am nächsten kam die perfekte Lösung.

Ritter die sich von der Kirche leiten ließen wie Mönche!
So sah es zumindest zu Beginn für den Papst aus - also zu verlockend um nicht zuzugreifen! *smoky*

Man darf dabei nicht vergessen, das viele Päpste den Traum von einer religiösen und weltlichen Führung träumten - dazu braucht man aber nicht nur gläubige, sondern auch kampfstarke und unabhängige Gefolgsleute, die dem Papst treu ergeben sind!

Da es ja nun aber gar nicht dem gottgegebenen Standesdenken entsprach Mönch und Ritter in einer Person zu sein, mußten völlig neue Rahmenbedingungen geschaffen werden ,die die Ritterorden aus der Gewalt weltlicher und kirchlicher Herren herauslöste.

Sicher hatte zu Beginn niemand wirklich mit dem enormen Erfolg des Ordens gerechnet , so das später einige Rechte auch wieder leicht eingeschränkt wurden - aber da der Papst, als Gottes Stellvertreter auf Erden, ja unfehlbar sein sollte, konnte später kein anderer Papst die enormen Privilegien wieder zurücknehmen.

Wozu auch - nachdem die Templer nominell dem Papst unterstanden, hatte dieser ein recht starkes Privatheer, das er ja sogar gegen den Kaiser einsetzte.

Außerdem bildeten die Ritterorden ein starkes politisches Gewicht in Outremer - viel mehr als hunderte betende Pfaffen und somit war die Kirche nicht nur bei strategischen Einsätzen direkt involviert und nahm am Ruhm teil, sondern es war auch ein starkes Argument gegen die Byzantiner und die Ostkirche, die ja eigendlich die Ländereien gerne selber einbehalten hätten.

Letzlich war dies für alle wichtigen Ziele jener Zeit die perfekte Lösung und der Paspt erkannte den enormen Wert dieser Idee - auch wenn er die volle Tragweite seiner Privilegien sicher zu Beginn noch nicht absehen konnte.

Ob er ebenso freizügig gewesen wäre, wenn der Orden zu der Zeit bereits schon mehrere hundert Ritterbrüder gehabt hätte, ist daher die Frage. *smoky*

Ich hoffe ich konnte dir damit einige Denkanstöße geben. *pope*

Sicher gab es noch eine Reihe anderer Gründe, aber wie du schon schreibst, lag es sicherlich nicht an einer Bundeslade, dem heiligen Gral oder sonst etwas in diese Richtung, denn ein solches Relikt hätte man damals sehr Spenden- und Prestigewirksam "vermarkten" können und niemals irgendwo heimlich versteckt! *jokely*

Gruß
William
Ist es nicht klüger zu akzeptieren, dass man nichts Genaues weiß, als sich auf tönernen Füßen Wahrheiten aufzubauen?

Benedikt von Söllbach

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Ursprung der Tempelherren
« Antwort #2 am: 06. Mai 2010, 09:51:50 »
Ich glaube auch, dass die These "Schnell zu Macht und Reichtum" innerhalb weniger Jahre aus einer zu undetaillierten Betrachtungsweise und zeitlicher Verzerrung resultiert.

Die alleinige Unterstellung unter den Papst erhielten sie erst durch die Bulle "Omne Datum Optimum", also erst gut 10 Jahre (!) nach der Anerkennung am Konzil von Troyes. Vorher unterstanden sie dem König von Jerusalem sowie dem Stiftsherren der Grabeskirche. Selbst nachher waren sie aber mancherorts abhängig; in Spanien wurden sie nie ganz unabhängig und der König hatte seine Finger tief im Spiel. Die Ansicht, die Templer wären vollkommen autonom gewesen, stimmt so nicht. Wirklich Unabhänig waren sie nur in manchen Regionen.

Wirklich reich waren sie zudem in der Anfangszeit (also erste Hälfte 12. Jhd) auch nicht. Krieg kostet wirklich eine Menge Geld und Ressourcen, das wird gerne vergessen. ich glaube, mal einen Bericht gelesen zu haben, in dem stand, dass manchmal in Ordenshäusern sogar das Nötigste fehlte.
Die Schnekungen verliefen auch nach dem Zeitgeist und dadurch in Wellen. Während das Heilige Land bis Mitte des 12. Jhds ein Top-Thema war und viele Spenden und Rekruten bescherte, wandelte sich das Bild gegen Ende des 12. Jhds - sehr schön zu sehen ist das an den Kreuzzügen, denn der dritte war der eigentlich letzte Versuch, Jerusalem zu erobern. Die nachfolgenden Kreuzzüge hatten andere Ziele. Dementsprechend schwanden auch die Schenkungen. Die vielen Niederlagen bescherten herbe finanzielle Einbußen.

Die Stärkung der Position im heiligen Land hat auch mit dem Zusammenfall der weltlichen Herrscher zu tun, es beschrieb sogar ein Chronist (sorry, hab vergessen, welcher, aber Christian Vogel hat das zuletzt geschrieben), dass kaum mehr weltliche Führer da wären, um das Land zu leiten.
Die Ritterorden (nicht nur die Templer!) füllten also gerade dort ein Machtvakuum aus.

Vor der Anerkennung der Regel waren sie ebenfalls schon existent, wenn man den Legenden glauben darf, neun Jahre.

Williams Zusammenfassung "Zur richtigen Zeit am richtigen Ort" trifft es also ganz gut, aber man muss auch hier differenzieren und das Bild der "Superorganisation" in Frage stellen.
Viele Aspekte haben die Blüte der Ritterorden begünstigt, das ist nicht nur den Templern alleine so ergangen.
Probate spiritus si ex Deo sunt. ("Prüfet den Geist, ober er von Gott kommt" - Paulus)
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