Autor Thema: Hygiene im Mittelalter  (Gelesen 10039 mal)

Deutschherrenritter

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Hygiene im Mittelalter
« am: 09. August 2007, 14:28:08 »
pax -

ich öffne hier einen neuen thread der sich mit den hygienischen gepflogenheiten im mittelalter beschäftigen soll.

Zitat:
Ordensregel 28
Alle Ordensbrüder sollen grundsätzlich die Haare so geschnitten haben, daß sie von vorn und von hinten regelrecht und ordentlich anzuschauen sind. Auch beim Voll- und Backenbart soll diese Regel unabänderlich beobachtet werden, damit kein Wildwuchs oder Mangel an Anmut dort bemerkt werde. Denen, die dem höchsten Schöpfer dienen, ist die innere wie äußerliche Reinheit sehr nötig nach dem Zeugnis dessen selbst, der sagt: "Seid rein" (Jes 1,16), weil "ich rein bin" (Hiob 33,9).

so ist ( mir) nun bekannt, daß sich die ordensregel 28 auf die haarpflege bezieht , innere und äußere reinheit sind -quasi nur bildlich gesehen -eins .

wie stand es aber mit anderen ständen und völkern ?

so ist von den sarazenen ja wohl wieder eine  reinlichkeit im entgegengesetzten extrem bekannt.........


hier vorab schon mal ein post von ISOBEL das sich mit meiner eröffnung überschnitten hat  - danke übrigends !

Also die Hydiene wurde im Mittelalter schon "Groß" geschrieben, das "stinkende" MA kam erst im 15.-16. Jahrhundert, da wurde gepudert, und eingeduftet. Man glaubte nämlich, dass durch das viele Waschen der natürliche Fettfilm der Haut flöten geht

Hier mal ein Text über das Baden.


Das Baden
Eine andere städtische Einrichtung gab es noch, die im Leben der Bürger einen wichtigen Platz einnahm, und dem Vergnügen als der Hygiene diente: Das Badehaus. Badestuben wurden schon im 13. Jahrhundert in allen Städten benutzt, wahrscheinlich auch in den größeren Dörfern. Arme gossen sich mit warmem Wasser ab, Reiche ließen sich vom Bader in tiefen, bottichartigen Wannen mit Lauge abreiben. Auf das Reinigungsbad folgte meist noch eine Art Schwitzbad: auf heiße Steine wurde Wasser gegossen und dadurch so dichter Dampf erzeugt, daß der Badende bald in Schweiß kam; dann wurde er nochmals vom Bader abgegossen. Essen und Trinken, Mädchen und Musik gaben diesen Badestuben immer mehr den Charakter von Vergnügungsorten, und schon früh führte die Geistlichkeit einen heftigen Kampf gegen die Auswüchse des Badelebens. Erst im 15. Jahrhundert fand eine Trennung in Männer- und Frauenbadanstalten statt. Wie sehr aber das Bedürfnis nach dem Reinigungsbad auch unter den niedrigen Ständen ausgeprägt war, zeigt die Sitte, daß für kleine Dienste und Hilfeleistungen oft ein sogenanntes Badegeld verabreicht wurde. Aus allen mittelalterlichen und späteren Vorschriften und Beschreibungen gewinnt man den Eindruck, daß der mittelalterliche Mensch mehr auf Sauberkeit und Körperpflege gab als die Menschen des 16. und 17. Jahrhunderts.


das habe ich noch über die regeln der zisterzienser des 12.jhd. gefunden......

Zitat
Den ganzen Körper wäscht man nur am Samstagabend, um sich würdig für den Sonntag vorzubereiten; dann werden auch die Kleider gewechselt. Das Bad wird nach Möglichkeit vermieden. In einer Klosterordnung der Zisterzienser heißt es: "Sonst pflegen sich die Menschen, wenn sie rasiert sind, zu baden. Die Mönche aber sollen es nur zweimal jährlich tun, zu Weihnachten und zu Ostern. Da kann jeder baden, der will. Sonst darf es nur mit Erlaubnis des Abtes geschehen, wenn es die Gesundheit erfordert." Die Fußwaschung war eine religiöse Übung der Demut und kann nicht zu den hygienischen Maßnahmen gezählt werden.

Benedikt von Söllbach

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Hygiene im Mittelalter
« Antwort #1 am: 09. August 2007, 15:51:44 »
Vermutlich folgten die Templer auch hier den Zisterziensern.
Also unter der Woche das "kleine Bad" mit dem Handtuch dass ihnen zusteht, und am Samstag eine größere Wäsche; baden nur zweimal jählrich bzw auf Anordnung.

Wo hast du das Zitat entnommen?
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Deutschherrenritter

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Hygiene im Mittelalter
« Antwort #2 am: 09. August 2007, 16:48:16 »
ist aus dem

"Virtuellen Museum der Wissenschaft von Kurt Paulus"

- zu finden unter

 http://www.amuseum.de

..... eine sehr interessante seite - musst unter medizin / cibazeitung reingehen......

gruß

Benedikt von Söllbach

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Hygiene im Mittelalter
« Antwort #3 am: 09. August 2007, 17:23:50 »
Danke!!!
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Benedikt von Söllbach

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Hygiene im Mittelalter
« Antwort #4 am: 26. September 2009, 18:51:06 »
Ich hab hierzu noch was gefunden. Gerd Zimmermann schreibt recht ausführlich über die Hygiene bei mittelalterlichen Mönchen.

Die wuschen sich durchaus öfters im Jahr, man darf "baden" nicht mit "waschen" gleichsetzen.
Beispielsweise wurde nach dem Aufstehen die Hände und das Gesicht gewaschen, vor dem Essen und nach dem Austreten die Hände.
Andere Orden als der Zisterzienserorden hatten teils noch mehr Waschungen, z.b. vor Gebeten etc.

Wir dürfen also davon ausgehen, dass der Tempelbruder durchaus täglich sein Gesicht gewaschen hat und auch die Hände nicht dreckig waren, zumindest im Kloster.
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Hygiene im Mittelalter
« Antwort #5 am: 02. Oktober 2009, 18:05:40 »
Heutzutage wird ja häufig das Baden mit dem Waschen gleichgesetzt.
Aber ich kenne das Thema noch von meiner Oma her. Da war es durchaus noch üblich, wenn überhaupt, einmal die Woche ein Vollbad zu nehmen. Weitaus häufiger wurde "nur so" gewaschen, mit Schüssel und Waschlappen.
Nicht Baden heißt also nicht zwangsläufig Stinken.  *smoky*