Autor Thema: Reit- und Lasttiere  (Gelesen 18463 mal)

Bruder Vitus

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Reit- und Lasttiere
« am: 23. Februar 2004, 12:24:45 »
Beim lesen der Regeln ist mir aufgefallen, daß die Pferde / Lasttiere manchmal genauer spezifiziert werden.
So kann der Marschall des Konvents statt eines Maultiers einen Turkoman haben. (101)
Ein dienender Bruder kann einen Turkoman als Reitpferd haben. (101)
Der Komtur von Jerusalem darf statt eines Maulesels einen Zelter haben. (110)
Der Komtur der Provinz Jerusalem darf alternativ dazu auch eine Mauleselin haben. (112)

Kann mir jemand den Turkoman und den Zelter genauer beschreiben ?
Weiß jemand, warum bei Mauleseln zwischen männlich und weiblich unterschieden wird, sonst aber nicht ?

Gruß
Bruder Vitus

Turkoman

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Reit- und Lasttiere
« Antwort #1 am: 23. Februar 2004, 12:37:52 »
Zelter ist der mittelalterliche Ausdruck für Tölter.

Tölt ist wie Schritt, Trab und Galopp eine Gangart bei Pferden. Allerdings eine, die nicht jedes Pferd läuft.
Soll besonders angenehm und erschütterungsfrei für den Reiter sein. Daher waren Zelter besonders bei weniger geübten Reitern, wie Klerus und Frauen, sehr beliebt.

Turkoman ist einfach ein Araberhengst.

Mauleselmäßig weiß ich auch nix. :-(

PAX!

Heinrich von Hohenfels

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Reit- und Lasttiere
« Antwort #2 am: 23. Februar 2004, 17:38:20 »
Der Zelter ist doch trittsicherer als ein anderes Pferd,
ist das korrekt ?

Gruß Heinrich

Pascal de Rennard

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Reit- und Lasttiere
« Antwort #3 am: 24. Februar 2004, 12:06:50 »
Der Zelter wurde im MA als Reittier, ob seiner bequemen Gangart, seiner Geschwindigkeit und seiner Trittsicherheit, bevorzugt.

Schaut mal hier zu den Pferdegängen: http://home.tiscalinet.ch/michaela.wiedmer/Spezialgange.htm

Zu den Mauleseln:

Maultier: Vater Esel, Mutter Pferd
Maulesel: Vater Pferd, Mutter Eselin

Beide Arten sind nicht in der Lage sich fortzupflanzen. Weshalb dann noch großartig zwischen Maulesel u. Mauleselin unterschieden wird? Evtl. sind Mauleselinnen etwas gutartiger und ruhiger als Maulesel. Nur ne Vermutung. Oder aber im MA wurde in eine Mauleselin etwas spezielles hineininterpretiert, wovon wir heute nichts mehr wissen.

Zu Maultieren (Esel u. Pferde auch) folgendes:
http://www.payer.de/entwicklung/entw084.htm


Gruß

Pascal

Isabella1192

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Reit- und Lasttiere
« Antwort #4 am: 24. Februar 2004, 16:02:13 »
Hm... also ich kann nur bestätigen, dass der Tölt sehr bequem ist für den Reiter :-)
Bin jetzt öfters ne Isi-Stute mit Naturtölt geritten (Pferd von meiner besten Freundin), da meine Anke ja so lange krank war *seufz*
Im Tölt kann man lange bzw. längere Strecken ohne/mit weniger  "Anstrengung" für Pferd und Reiter bewältigen....

Hm... über Maultiere und -Esel weiss ich eigentl. auch nur das was schon gesagt wurde....

Friedrich Von Rechberg

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Reit- und Lasttiere
« Antwort #5 am: 24. Februar 2004, 17:03:28 »
Also ich kann das mit dem Tölt auch bestätigen :) Eine Bekannte von mir macht Wanderritte über 100de von km und Tölt ist sehr angenhm, für den Reiter als auch fürs Pferd

Bruder Vitus

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Reit- und Lasttiere
« Antwort #6 am: 25. Februar 2004, 12:22:25 »
Das ist ja schon sehr interessant. Danke für die Antworten.
Allerdings wenn der Tölter statt eines Maulesels genommen wird, dann wird er ja wohl als Lasttier verwendet worden sein.
Wenn ein Turkoman explizit ein Hengst ist, dann frage ich mal die Pferdeexperten, ob von der Stärke oder der Wesensart bei den Arabern ein großer Unterschied ist.
Oder ist ein Hengst eben als Statussmbol wichtig ?

Weiß einer von euch, ob es damals schon unterschiedliche Pferde für die Verschiedenen Aufgaben gab? Oder gab es damals nur Araberpferde und Europäische Pferde?

Gruß
Bruder Vitus

Turkoman

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Reit- und Lasttiere
« Antwort #7 am: 25. Februar 2004, 13:55:01 »
Im allgemeinen wurden wohl nur Hengste geritten.
Jedenfalls von Europäern (ob das für Frauen auch gilt weiß ich nicht genau.)
Hatte wohl auch was mit Phallussymbol zu tun.

Araber sollen allerdings im allgemeinen überwiegend Stuten bevorzugt haben.

Es gibt einige Unterschiede im Auftreten und Wesen von Hengsten und Stuten. Welches Geschlecht allerdings "besser" ist, bleibt bis heute Ansichtssache und ist evtl. vom Verwendungszweck abhängig.
"Mehr hermachen" wird immer der Hengst, der ja von Natur aus imponieren will (Stuten oder Konkurrenten).

Auch in Europa gab es schon immer  (rgional) unterschiedliche Pferdetypen in unterschiedlicher Größe und Funktion.
Z.B. waren spanische Pferde schon damals als Schlachtrösser sehr beliebt, die bis in 12.JHD zurückzuverfolgenden Welsh-Mountain-Ponys sind lt. Überlieferung als "Begleitpferde" der Schlachtrösser verwendet worden. (Vermutlich Packpferde o.ä., denn als Reitpferde sind sie doch etwas zu klein, aber als Bergpferderasse extrem trittsicher.)

Die klar abgerenzen Rassen in diesem Sinne sind allerdings weit später.

Pascal de Rennard

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Reit- und Lasttiere
« Antwort #8 am: 25. Februar 2004, 17:41:04 »
Pax Bruder Vitus.

Nun, ob der Tölter dann als Lasttier verwendet wurde glaube ich nicht.  IMHO wurde er dann als Reittier ausserhalb der Schlachten verwendet, weil bequemer.

So besass ein Ritter in seiner Lanze neben seinem Streitroß auch einen Zelter, da dieser bequemer zu reiten war und um das Schlachtross zu schonen.

(Historische Waffen und Rüstungen - Liliane u. Fred Funcken - als Beleg verwendbar? - Für die Lanze             (Trupp) des Ritters?)

Gruß

Pascal

Bruder Vitus

  • Gast
Reit- und Lasttiere
« Antwort #9 am: 26. Februar 2004, 12:17:04 »
@Pascal,
wir reden hier über Komture, die vier Pferde haben durften. Also Schlachtross und Marschross hatten die außer dem Maultier/Zelter noch.
Und es wird ja extra darauf hingewiesen, dass sie statt  eines Maulesels eine Zelter haben durften.
Der Maulesel war sicher nicht als Reittier für den Komtur vorgesehen - hieraus leite ich ab, daß dieser Zelter dann wohl als Lasttier benutzt wurde.

Gruß
Bruder Vitus

Pascal de Rennard

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Reit- und Lasttiere
« Antwort #10 am: 26. Februar 2004, 14:36:35 »
Bruder Vitus, Du hast recht!

Habe ich nicht in meine Überlegung mit einbezogen, mea culpa.


Gruß

Pascal

Dietrich zu Veynau

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Reit- und Lasttiere
« Antwort #11 am: 26. Februar 2004, 18:40:58 »
Also mit den Pferde ist ja nun so eine Sache für sich ,
@Turkoman
Frauen ritten fast ausschließlich Stuten
Geistliche meist Walache
@ Pascal
Du kannst die Lanze nicht bei den Templern anwenden.
tempelritter waren anders geglieder .
Da die dienenden Brüder meist in der zweiten reihe standen .
Der HErr stellt uns jeden Tag eine neue Aufgabe !

Heinrich von Hohenfels

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Reit- und Lasttiere
« Antwort #12 am: 26. Februar 2004, 18:59:21 »
Moment mal, wenn ich mich nicht irre, steht das mit dem Zelter anstelle eines Maultieres nicht nur bei den Pferden eines Komturs, sondern auch bei den 3 Pferden eines Ritters. Da ich schon selbst auf nem Maultier geritten war, das größer als ein Araberhengst war, halte ich es nicht so sehr für abwegig, dass ein Ritter auch ein Maultier zum reiten benutzt hat, da ein Maultier auch trittsicherer ist.
Daher denke ich schon, dass der Zelter kein Lastpferd war.
Wie denken da die Pferdeexperden (z.B. Turkoman) ?

Gruß Heiko

Turkoman

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Reit- und Lasttiere
« Antwort #13 am: 26. Februar 2004, 19:01:15 »
@Dietrich:
Wieso soll es bei den Templern anders gewesen sein?
Wieso brauche ich sonst drei Pferde?

Ich denke schon, daß man hier -in gewissen Grenzen- diese Vergleiche ziehen kann.
Beim Orden gibt es die Diener Brüder und im Profanen die Sergenten. Das ist m.E. recht gut vergleichbar.

Sag mal, kannst Du mir die Quelle für Einteilung "wer reitet was" mal sagen? Würde mich sehr interessieren,
da ich mich schon die ganze Zeit frage, ob es z.B. überhaupt Wallache gegeben hat.

PAX!

Laurin de Géromin

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Reit- und Lasttiere
« Antwort #14 am: 26. Februar 2004, 20:32:59 »
hm.... ich will mich hier nicht als Pferde-Experte aufspielen, doch habe ich gelesen, dass ein Zelter ein sehr starkes pferd war, was (laut meiner Quelle) auf seine spezielle Züchtung aus rassenpferd und Ackergaul zurückzuführen ist...
deswegen eignet er sich bestimmt auch  sehr gut als Lasttier