Tagesablauf nach der Regel

[Benedikt von Söllbach]

Hallo zusammen,
mir ist gerade durch Johannes von Gollsteins Frage aufgefallen, dass im Forum nirgends eine Zusammenfassung über den Tagesablauf zu finden ist.

Vor Jahren hatte ich schonmal eine solche Übersicht gebastelt, die ich euch hiermit gerne zur Verfügung stellen möchte (PDF im Anhang).
Die Übersicht bezieht sich auf einen mittleren Tag im Sommer, die Zeiten wären also anhand des Sonnenstandes zu variieren.
Die Horenzeiten der Horen sind wohl tendenziell etwas "knapp" eingezeichnet, es dient als grober Richtwert. Vor allem gings mir um die grobe zeitliche Lage und die Abhängigkeiten.

[Johannes vom Gollenstein]

Gute Idee!

Gibt es eigentlich gesicherte Erkenntnisse über Dinge wie Waffentraining u. ä.?

[Benedikt von Söllbach]

In der Ordensregel ist von einem Trainingsplatz die Rede, außerdem erwähnt die Regel den "Buhurt", also eine Schlachtnachstellung zu Trainingszwecken.
Ansonsten ist die Beleglage dünn, aber warum sollten wir annehmen, dass ein militärisch organisierter Orden nicht trainiert hat?

[Johannes vom Gollenstein]

DAS trainiert wurde, halte ich für unstrittig. Anders wäre ein geordneter Anritt nicht möglich.
Hätte mich interessiert, wie das in den Tagesablauf integriert wurde, weil aller Umgang mit Pferden zeitintensiv ist.

[Cornelius]

So wie das aussieht, hätten die Brüder ja eh nur zwei Zeitfenster dafür gehabt, vormittags und nachmittags. Der Norwegische Königsspiegel aus der Mitte des 13. Jhs. empfiehlt auch zweimal täglich Training in Harnisch, mit Schild oder Buckler. Wenn man bedenkt, wie vielfältig eine militärische Ausbildung damals aussehen konnte (Ringen, Schirmen, was vermutlich das Fechten mit Klingenwaffen beinhaltet, Buhurt etc.), dann kann ich mir gut vorstellen, dass man jeden Tag wenigstens irgendetwas davon gemacht hat, sofern man nicht zu den Schreibtischtätern gehöre.

Schicke Übersicht, nebenbei! Nur das Layout der zwei Seiten sieht seltsam aus, die sind bei mir im Acrobat gegeneinander verschoben.

[Benedikt von Söllbach]

Danke für den Laypouttipp, ich habe die Liste mal auf eine Seite eingedampft.

[Raimundus von Bilicis]

Nun ich denke da die Brüder ja schon ausgebildete Krieger gewesen sind, wenn sie in den Orden eintraten, das sie sicher jeden Tag einige Stunden Waffentraining absolviert haben.
Man darf aber nicht vergessen, das es auch genügend Brüder gegeben hat, die nicht als kämpfende Truppe zum Einsatz kamen. So lassen sich die üblichen Verrichtungen, die in einem Kloster damals notwendig waren, auch auf viele Hände verteilen. Zusätzlich gab es auch noch genug Personal für die niederen Arbeiten.
Ich bin jetzt mit der Pferdepflege nicht so vertraut, aber allein dafür wird eine immense Zeit angesetzt gewesen sein.  Dazu kommt ja ausserdem noch, das die Brüder, die nicht in den Kampfgebieten stationiert waren, sicher mit ganz anderen Aufgaben befasst waren, als der doch recht kleine Anteil der kämpfenden Truppe im Outremer. Natürlich werden auch die Brüder, die nicht im Kampfgebiet lebten, trainiert haben, aber sicher nicht so umfangreich. Erfahrungsgemäß ist Schwertkampftraining im Sommer in voller Schutzmontur derartig kräftezehrend, das es kaum länger als 2 Stunden gedauert haben wird. Das gleiche gilt natürlich für alle anderen Waffen, die verwendet wurden.

[William]

Zwar nur grob angerissen und ohne zeitlichen Rahmen, finden sich ja auch Hinweise in der "Laudatio" zu den Tätigkeiten der Brüder.

Was die Pferdepflege angeht, so wissen wir ja aus der Regel, das sich Ritterbrüder - ohne Knappe - selber darum kümmern sollten.
Dazu gehört neben dem täglichen Füttern, Striegeln, Ausmisten auch das tägliche Bewegungs-Training, damit sie ausdauernd und muskulös bleiben und wissen was zu tun ist - Pferde vergessen sehr schnell!

Bei drei Pferden pro Ritter (ohne Knappe) kann man dann locker von 2-3 Std. täglich ausgehen (wobei berittenes Kampftraining dann mit reinzählt)

Wenn ein Knappe die Arbeiten im Stall übernehmen konnte, und auch am Kampftraining beteiligt war (immerhin Teil seiner Ausbildung) kann es sicherlich auf 1- max. 2 Std. pro Ritter reduziert werden.

[Cornelius]

Erfahrungsgemäß ist Schwertkampftraining im Sommer in voller Schutzmontur derartig kräftezehrend, das es kaum länger als 2 Stunden gedauert haben wird. Das gleiche gilt natürlich für alle anderen Waffen, die verwendet wurden.

Man kann auch im Bloßfechten mit Schwert und Buckler viel für's (zumindest Duell-) Fechten tun, das wäre dann weniger aufwendig. Aber selbst wenn nicht – mit zwei Stunden pro Tag kann man durchaus zufrieden sein.