Autor Thema: Ordensregel als Buch auf Reisen und im Feld.  (Gelesen 8070 mal)

Gottfried von Saarebruck

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Ordensregel als Buch auf Reisen und im Feld.
« am: 06. September 2015, 14:22:38 »
Pax vobiscum

Ich bin gerade dabei mir eine Ordensregel anzufertigen für das Lager.
Jetzt Frage ich mich ob der Orden die komplette Ordensregel oder ne abgespeckte vorm für Feld hatte.

Die horen wurden ja im Feld anders abgehalten wohl auch die Messe. Gibt's da Infos?
Und war die Ordensregel bei jedem Bruder der Lesen konnte oder nur bei den Geistlichen?
Pauperes commilitones cristi templique salomonis

Benedikt von Söllbach

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Re:Ordensregel als Buch auf Reisen und im Feld.
« Antwort #1 am: 13. September 2015, 22:09:54 »
Hallo,
Zitat
Ich bin gerade dabei mir eine Ordensregel anzufertigen für das Lager.
Cool, wie genau gehst du vor? Ich habe so ein Projekt auch mal durchgezogen und die Buchbinderei hat mir viel Spaß gemacht.
Wir nutzen sie, um z.B. beim Essen daraus vorzulesen.

Zitat
Jetzt Frage ich mich ob der Orden die komplette Ordensregel oder ne abgespeckte vorm für Feld hatte.
Soweit mir bekannt ist, gab es keine separate Regelversion für das Feld. Es gibt etliche Artikel, die sich mit dem Leben im Feld befassen, allerdings gab es mit hoher Wahrscheinlichkeit kein "Buch", das mit auf Reisen ging. Die Regel war ja recht geheim...

Zitat
Die horen wurden ja im Feld anders abgehalten wohl auch die Messe. Gibt's da Infos?
Ja, schau dir mal die Artikel 10, 383 und 286.
In meinem Buch schreibe ich auf S. 64 dazu folgendes:
Zitat von: Buch: Hallinger, B.: Milites Templi
"Bei den Gebetszeiten wurde zwischen Brüdern, die auf Feldzug waren, und solchen, die sich in einem Konvent aufhielten, unterschieden: Wenn die Brüder im Feld standen, und keine Messe gelesen wurde, sollten sie täglich für sich 60 Paternoster beten: 13 zur Matutin, neun zur Vesper und sieben zu jeder anderen Hore. Brüder in Ordenshäusern, die nicht zur Messe gehen konnten, mussten dagegen mehr Paternoster als die Brüder im Feld beten, nämlich für die Prim, Terz, Sext, Non und Komplet jeweils 14, für die
Vesper sogar 18.


Zitat
Und war die Ordensregel bei jedem Bruder der Lesen konnte oder nur bei den Geistlichen?
Es gab wohl bei weitem nicht so viele Regelbücher wie Ordenshäuser. Wenn ich die Ordensregel richtig deute, lag üblicherweise beim Provinzialkomtur eine Regel, auf die aber nicht jeder Bruder Zugriff hatte (wohl nur die Amtsträger).
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Gottfried von Saarebruck

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Re:Ordensregel als Buch auf Reisen und im Feld.
« Antwort #2 am: 20. September 2015, 15:51:25 »
Dachte an handschrift. Und ein Buch mit handgeschöpftem Papier.
Eingebunden in Leder und Deckel und Boden mit Holz verstärkt.

Dachte da es wohl eher im Felde auf vergehen und die pflichten geht. Auch Gebetbuch.
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Re:Ordensregel als Buch auf Reisen und im Feld.
« Antwort #3 am: 22. September 2015, 17:23:19 »
Ich denke nicht, dass die Herrschaften ihre Regeln so schlecht im Kopf hatten (größere Bedeutung oraler Tradition, geringe Komplexität der Strafen, wenn ich mich nicht täusche, genereller Ermessensspielraum etc.) und Feldzüge so lange dauerten, dass sowas sofort entschieden werden musste. Aber als Zugeständnis ans Reenactment: Pergament würde als Beschreibstoff besser passen (die Italiener fangen im fortgeschrittenen 13. Jh. mit dem Schöpfen an, der Orient deutlich eher); evtl. gibt es die Regeln auch digitalisiert (müsste ich mal googeln), dass man eine als Vorlage nehmen könnte (oder man druckt sich gleich ein Faksimile...). Vom Getty-Museum gibt's ein schickes Video zum Thema: https://www.youtube.com/watch?v=1aDHJu9J10o

Benedikt von Söllbach

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Re:Ordensregel als Buch auf Reisen und im Feld.
« Antwort #4 am: 27. September 2015, 12:40:20 »
Zitat
evtl. gibt es die Regeln auch digitalisiert
Ja, gibt es seit längerer Zeit => http://forum.templernetzwerk.de/index.php?topic=4295.0 :)

Wegen Ideen zur Umsetzung:
Hier habe ich meine Regel bebildert: http://beni.hallinger.org/history/gallery.php?g2_itemId=2655
Genommen habe ich damals Elefantenhaut als Pergamentersatz, dessen Farbe ich aus einem Querschnitt von einer Hand voll Originalen (digital, aber mit Farbkorrekturband) bestimmt habe. Ich habe daheim auch ein Stück Pergament und die Optik ist zwar nicht dieselbe, aber deutlich "rustikaler" als mit handgeschöpftem Papier, und vermutlich auch günstiger in der Umsetzung (wobei das Papier nicht billig war).
Die Bögen waren aus praktischen Gründen A3 (ergibt also A4-Seiten im Buch)

Handgeschrieben wäre natürlich extrem cool gewesen, aber bei der Menge an Text säße ich wohl heute noch dran, zumal meine kalligraphischen Fähigkeiten dafür nicht ausreichen :(
Es wurde daher in weiten Teilen Laserdruck; allerdings mit mittelalterlicher Type. Der Text sieht somit "mittelalterlich" aus, ist aber gleichzeitig auch lesbar (was für die praktische Verwendung für mich wichtig war). Vom Spiegel und Aufbau habe ich mich ebenfalls an originalen orientiert.
Das ist aber natürlich wegen der vielen Kompromisse meiner Meinung nach eher als "ambientig" einzustufen, wobei es der Bachritterburg standhielt.


Welche Gebete hättest du dir fürs Gebetsbuch denn gedacht? Die Ordensregel selbst wird schon ein ordendlicher Schinken, ich würde dir zu zwei verschiedenen Büchern raten. Alexander von Cleve und ich arbeiten momentan an einer Art "standardisierten" Stundengebeten, siehe die anderen Threads in diesem Bereich. Dazu haben wir Lederkoperten gebaut, in die wir die neuen Gebetshefte relativ leicht einbinden können (was bei einem fertigen Buch sehr schwer wird). Bilder gäbe es hier: http://beni.hallinger.org/history/gallery.php?g2_itemId=4633 und auch hier haben wir trotz der Reduzierung auf einen konkreten Tag (bzw. einer konkreten Ausgestaltung der jeweiligen Hore) schon einiges an Papier produziert...


@Cornelius: Das Video ist sehr inspirierend. ich hatte kein Pergament für die Bünde und habe auf Hanf gebunden. Das hat gut geklappt. Was am Ende über den Druck gesagt wird, damit sich das Pergament nicht wölbt, würde ich (habe ich) vorsichtshalber auch bei Papier machen, insbesondere, wenn es auf Lager im Einsatz ist. Das Buch ist damit auch irgendwie kompakter beim Transport und besser zu handhaben. Mittlerweile habe ich meinem Regelbuch auch eine Lederhülle spendiert, damit ists jetzt wirklich gut geschützt.
« Letzte Änderung: 27. September 2015, 12:46:59 von Benedikt von Söllbach »
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