Autor Thema: Knappe-Alter-Ritterschlag  (Gelesen 9464 mal)

Charles v. säbelberg

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Knappe-Alter-Ritterschlag
« am: 28. März 2009, 12:54:14 »
Weehrte Brueder,

wenn man so einige Buecher ueber die Templer gelesen hat,z.B."der letzte Templer" von Alain Demurger fällt einem auf das viele Ritter im Knappenalter in den Orden als Ordensritter aufgenommen wurden.Bestes Beispiel Jack de Moley,wenn seine aufgezeichneten Aussagen aus den Prozesberichten stimmen,war er noch im Knappenalter in den Orden aufgenommen worden..Ob wohl das muss ich zugeben sind die Geburtstage zur dieser Zeit auch alle sehr wage.
Aber die frage ist,wurden die Knappen im Orden zu Ritter geschlagen oder waren viele schon sehr jung(laut den Buecher teils schon mit 12 oder 13 Jahren)zu Rittern geworden und in den Orden eingetreten.Das gleiche ist auch bei Johanniter und Malteser nachzulesen,das es dort im MA. Ritter gab(im Orden) die grade 15 Jahre alt gewesen sein muessen,wenn ihre Geburtsdaten stimmen.

Gott zum Grusse

Charles

Benedikt von Söllbach

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Knappe-Alter-Ritterschlag
« Antwort #1 am: 28. März 2009, 16:37:18 »
Nach den Ordensregeln musste er bereits Ritter sein, wenn er aufgenommen worden ist.
Allerdings wurde er auch als Ritter aufgenommen, wen er as irgendeinem Grunde den ritterschlag noch nicht erhalten hatte, ihn aber erhalten würde; in dem Fall hat er die Erhebung wohl in Zusammenhang mit der Aufnahme eralten.
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William

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Knappe-Alter-Ritterschlag
« Antwort #2 am: 02. August 2009, 13:56:17 »
Grüße Brüder,

es gibt einen zeitgenössischen Bericht aus England, wo ein Ritter - einen Tag bevor er selbst dem Orden beigetreten ist - seinen 11 jährigen Sohn zum Ritter schlägt, damit dieser ebenfalls als Ritter eintreten kann.
Dieser Jüngling wurde später selber ein bedeutender englischer Komtur, daher ist es wohl auch überliefert.

Ich denke das dies keine Ausnahme war, denn aus der in den Prozessakten überlieferten Aufnahmezeremonie geht hervor, das auch gleichzeitig Angehörige, bzw Freunde mit aufgenommen werden konnten.

Es gab zwar eine grobe Altersvorgabe, aber diese wurde sehr flexibel gehandhabt - man bedenke, das viele Knappen das Erwachsenenalter gar nicht erreichten und der "Ritterschlag" nicht verbindlich an ein Alter gebunden war. Auch sollte sich ein "Jungritter" erst seine Sporen verdienen - d.h. mindestens ein Jahr durch die Lande ziehen und bei unterschiedlichen Herren dienen um an deren Seite sein "Handwerk" zu vervollkommnen und Ruhm und Ehre zu erwerben.

Dementsprechend mußte ein "Ritteranwärter" zwar vor dem Ritterschlag eine Ausbildung genossen haben, aber es gab keine "Abschlußprüfung" - also mußte er zwar die Grundlagen kennen, aber noch kein "Experte" sein um zum Ritter geschlagen zu werden - eben daher kommt ja der Spruch mit den Sporen verdienen.

Bei Massenritterschlägen wie sie vor oder nach großen Schlachten üblich waren, wäre so eine Überprüfung des Ausbildungsstandes auch gar nicht möglich gewesen - es gibt auch keine Überlieferung wonach dort nach dem Alter gefragt worden wäre!

Somit kann die von Benedikt zitierte Stelle der Regel auch dahingehend interpretiert werden, das ein Jüngling (Knappe) der aufgrund seiner ritterlichen Herkunft und seiner Ausbildung bei Aufnahme ebenfalls in den Ritterstand erhoben werden konnte - so er denn gewillt war die Gelübte abzulegen.

Dem gegenüber stehen dann diejenigen, welche als Knappen, für Geld oder Gottes Lohn, dem Orden beitreten - natürlich immer mit der Absicht diese ebenfalls später als Ritter zu gewinnen -  aber diese Knappen sind eben noch nicht bereit die Gelübte abzulegen, nutzen aber die Gelegenheit sich gut ausbilden zu lassen - evtl auch weil der Vater zu arm oder zu unbedeutend ist, um eine entsprechende Ausbildung selber durchzuführen (evtl auch Waisen von ritterlicher Abstammung oder Söhne von exkommunizierten oder kriegsversehrten Rittern die so eine Ausbildung, aus welchem Grund auch immer, nicht selber durchführen/beenden konnten)  

Edit: Das der Orden eben viele dieser zuletzt genannten Knappen hatte, geht ja klar aus der Regel hervor - vermutlich werden sie sogar deutlich mehr Knappen als Ritter gehabt haben und es wäre sehr unsinnig. diese dann nicht später als Ritter mit Gelübte für den Orden zu rekrutieren - ergo muß es dann einen Ritterschlag im Orden gegeben haben - evtl an die Abgabe der Gelübte gebunden und somit als Teil der Aufnahmezeremonie.


Gruß

William
Ist es nicht klüger zu akzeptieren, dass man nichts Genaues weiß, als sich auf tönernen Füßen Wahrheiten aufzubauen?

Jehan De Vezelay

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Re:Knappe-Alter-Ritterschlag
« Antwort #3 am: 03. April 2013, 19:58:10 »
Bestes Beispiel Jack de Moley,wenn seine aufgezeichneten Aussagen aus den Prozesberichten stimmen,war er noch im Knappenalter in den Orden aufgenommen worden.

Mmmhh, in der "Templer Komthurey Mark" ist verzeichnet, dass Molay (*1244) mit 21 in den Templerorden aufgenommen wurde (1265), später zum Komtur von Akkon aufstieg (1285) , nach Zypern floh und schließlich zum Großmeister des Ordens (1294) "gewählt" wurde. Wenn Molay also schon sehr früh zum Ritter geschlagen sei, dann hätte er eine ziemlich lange Zeit als Ritter hinter sich. Es wäre daher interessant, diese unbekannten Jahre zu beleuchten, wann genau er zum Ritter geschlagen wurde..... - Dass Kinder zum Ritter geschlagen werden ist mir auch nicht neu, da es sehr gute Gründe dafür gibt, dennoch scheint mir Molay ziemlich spät geschlagen worden zu sein......

Gruß Jehan

Johannes vom Gollenstein

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Re:Knappe-Alter-Ritterschlag
« Antwort #4 am: 04. April 2013, 08:20:50 »
Stichwort "Massenritterschlag"

Ich habe dabei diese Szene aus "Königreich der Himmel" vor Augen.
Eigentlich hielt ich das immer für eine Hollywood-Idee.
Gab es sowas in der Art tatsächlich?

William

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Re:Knappe-Alter-Ritterschlag
« Antwort #5 am: 04. April 2013, 09:54:03 »
Jup - Massenritterschläge gab es!

Aber nur durch sehr privilegierte Herren, denn derjenige, der den Ritterschlag durchführte übernahm zumindest die Kosten der Feier und das "Sponsoring" der damaligen "Lobbyisten" = Herolde! (kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, bzw. bewirken, das der Herold sich nach einem Turnier oder einer Schlacht "besser" daran erinnert, wie heldenhaft, welcher junge Ritter gekämpft hatte! ;)

Oft wurde beim Ritterschlag sogar die gesamte Grundausstattung des Ritters gestellt, daher waren diese Massenritterschläge, vor oder nach großen Schlachten, bei den ärmeren Knappen sehr beliebt.

Ein Großteil dieser "armen" Knappen blieb sogar Knappe (Edelknappe), weil sie sich "die Sporen erst verdienen mussten" - also sich entweder einen reichen Sponsor für den Ritterschlag oder aber selber das Geld erst verdienen mussten.
Manche blieben sogar ihr Leben lang Knappe - daher eben auch mal weg von dem Gedanken, das Knappen immer Kinder oder so etwas wie "Lehrlinge" oder Knechte waren!

Ach und nebenbei noch angemerkt:

Der Orden führte keine Ritterschläge durch (man wollte ja nach außen unbedingt als Orden anerkannt werden!), aber natürlich durfte jeder Ritter einen solchen Ritterschlag vornehmen - also die alte Sache mit den Statistiken, denen man nicht trauen sollte....... eben alles nur eine Frage der Formulierung! ;D

Natürlich wird im Orden ein Ritter bei seinem Meister oder noch höher angefragt haben, ob er bei seinem Knappen einen Ritterschlag durchführen darf, aber es war dann eben der Ritter und nicht der Orden, der diesen durchführte! ;)


Und zur Frage des Alters beim Ritterschlag, möchte ich nur noch einmal an den Meister von England erinnern, der den Ritterschlag mit 11 Jahren - am Tag vor der gemeinsamen Ordensaufnahme mit seinem Vater - durch seinen Vater erhielt, um ebenfalls gleich als Ritter im Orden aufgenommen werden zu können!

Diese Geschichte ist überliefert, da er eben später Meister von England wurde!

Unser modernes Verständnis von "Erwachsen" und von fest geregelten Altersvorgaben, lassen sich eben nicht 1:1 auf das Mittelalter konvertieren! ;)

Gruß
Will
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