Autor Thema: Das Thema Bruche  (Gelesen 12960 mal)

Randolf

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Das Thema Bruche
« am: 24. Mai 2010, 13:17:00 »
Wehrte Brüder,

zur zeit schneidern wir in unserer Komturei ja fleissig an Gewandungen.
Jetzt habe Ich ein kleines Problem bei dem eigentlich einfachen Thema: Bruche.

Welche Bruchenform nehmt Ihr ?
Ich habe jetzt viele Bruchen in form von überdimensionierten Boxershorts gesehen.
Es gibt ja auch noch die form mit den Innen offenen Beinen, wie sie der Gute bei Medievil Crusader zeigt.
Welche währe die Sinnvollere / authentischere ?

Und welche Erfahrungen im täglichen Nutzen habt Ihr so mit den Stücken gemacht ?
Matthäus 7,3: Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge?

Johannes vom Gollenstein

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Das Thema Bruche
« Antwort #1 am: 24. Mai 2010, 18:34:41 »
Ich habe einen ganz einfachen Schnitt, die Funktionalität ist ungeschlagen. Wenn es bis Mengede Zeit hat, zeige ich dir das Teil mal (ohne mich drin  *smoky*).

Es gibt keine innere Beinnaht, im Prinzip einfach ein in der Mitte gefaltetes Stück Stoff, das an den Beinaußenseiten zugenäht wird. Super einfach und wirklich sehr praktisch (wenn auch nicht besonders sexy...  *jokely*).

Randolf

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Das Thema Bruche
« Antwort #2 am: 24. Mai 2010, 19:41:55 »
Na dann bin ich ja mal gepannt :)
Matthäus 7,3: Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge?

Benedikt von Söllbach

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Das Thema Bruche
« Antwort #3 am: 25. Mai 2010, 08:18:21 »
Also ich nutze bei meinen Bruchen (habe schon drei genäht) den Thursfield-schnitt, für den ich auch schon mal einen Workshop aufbereitet hatte (vgl. http://beni.hallinger.org/history/bibliothek/BruchenWS_Skript.pdf).

Den kann ich nur empfehlen, da, wie der Herr von Gollenstein bereits erwähnte, er sehr einfach ist, die Nahtverläufe sehr praktisch und robust sind und er die konstruktiven Mängel der sonst weit verbreiteten "großen Boxershort" vermeidet.
Ich hatte in all den Jahren keinen einzigen Riss in der Bruche, dabei habe ich aber schon etliche Boxershorts das zeitliche segnen sehen. Vor allem die nähte im Schritt reißen häufig.
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Johannes vom Gollenstein

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Das Thema Bruche
« Antwort #4 am: 25. Mai 2010, 10:46:35 »
@Beni
Hervorragende Literatur, die du da verfasst hast! Respekt!!!

Genau diesen Schnitt habe ich gemeint, wirklich sehr empfehlenswert.

Weniger empfehlen würde ich Bruder Randolf, so zu enden wie der eine Bruchenträger mit dem Strick um den Hals...  *smoky*

Benedikt von Söllbach

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Das Thema Bruche
« Antwort #5 am: 25. Mai 2010, 10:49:31 »
Nun, er endet eigentlich gut, denn der arme Kerl ist von Dämonen besessen und wird gerade durch Jesus geheilt.
Generell sehr interessant ist übrigens die Deckung dieser Abbildung mit den Regeln einiger Orden, denn büßende Brüder sollten ebenso zur Buße antreten.
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Johannes vom Gollenstein

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Das Thema Bruche
« Antwort #6 am: 26. Mai 2010, 12:40:18 »
Ich glaube, du meinst ein anderes Bild wie ich.
Das, welches ich meinte, zeigt einen Gehenkten mit abgehackten Händen. Ich glaube nicht, dass der nochmal geheilt werden soll...  *smoky*

Schöne, aussagekräftige Bilder im Übrigen!

Eusebius von Cammin

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Das Thema Bruche
« Antwort #7 am: 26. Mai 2010, 17:03:10 »
Erinnert mich an die darstellung der "Heidnischen Könige" aus dem Buch josua in der Mac-bibel. meinst du die eventuell?

was mich und Bruchen angeht, ich verwende aus alter Gewohnheit einen Bruchenschnitt, der prinzipiell zwar dem von Boxershorts entspricht, aber um einen "Arschzwickel" ergänzt. dadurch halten die Nähte auch.
Allerdings muss ich dazu sagen, dass es keinerlei Quellen zu diesem Schnitt gibt. Den Schnitt der "Schlauchbruche" so auszuarbeiten, dass ich ihn umsetzen kann, habe ich bisher noch nicht geschafft...
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Cornelius

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Re:Das Thema Bruche
« Antwort #8 am: 22. Juni 2014, 21:54:44 »
Ich habe über Rolands FB-Seite gerade diese Wickelinterpretation der hochmittelalterlichen Bruche gefunden: http://hibernaatio.blogspot.fi/2014/04/nain-se-tehdaan-lannevaatteen.html

Johannes vom Gollenstein

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Re:Das Thema Bruche
« Antwort #9 am: 23. Juni 2014, 08:10:41 »
Sehr interessant!!!!
Das kommt den Bildern schon sehr nahe!

Allerdings kann ich mich mit dem Gedanken dieser Wickelei nicht recht anfreunden. Wenn man alle andere Kleidung genäht hat, warum sollte man die Unterhose wickeln, zumal da ja auch noch die Strümpfe dran befestigt werden müssen...

Mich würde mal interessieren, wie dieses Wickelsystem in der Praxis funktioniert. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das hält, beim Arbeiten, Kämpfen, was auch immer. Und es wäre schon SEHR peinlich, mitten in der Schlacht die Unterhose zu verlieren...  ;)

SteuerBacchus

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Re:Das Thema Bruche
« Antwort #10 am: 23. Juni 2014, 12:53:52 »
@ Benni:

Sehe ich das richtig, dass der "Knülleffekt" des Tunnelzuges daher kommt, dass der Tunnelzug genausolang ist wie die Bruche und damit länger als der Umfang der Öffnung an die er genäht wird?
(Es mag Leute geben die diesen Sachverhalt einfach formulieren können, ich gehöre offenbar nicht dazu.)

Johannes vom Gollenstein

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Re:Das Thema Bruche
« Antwort #11 am: 24. Juni 2014, 10:07:58 »
Wenn ich dich richtig verstanden habe, ist deine Annahme falsch.

Der Tunnelzug ist genau so lang wie die Einstiegsöffnung in die Bruche.
Aber dein Bauchumfang ist deutlich kleiner (normalerweise...  ;)) als der Eingang der Bruche.
Und wenn du nach dem Anziehen das Band verknotest, damit die Hose auch oben bleibt, dann entsteht der Knülleffekt.

Der Stoff wird beim Nähen nicht gerafft wie bei einem Puffärmel o.ä., das ist eine glatte Naht zwischen Öffnung und Tunnelzug.
Ich denke, so war es von dir gemeint, oder?

Guck mal hier, da sieht man das ganz gut:
http://home.arcor.de/slavinsvana/MITTELALTER/GEWANDUNGEN/bruche.htm

Cornelius

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Re:Das Thema Bruche
« Antwort #12 am: 24. Juni 2014, 12:20:17 »
Ihr könnt euch hier noch etwas Diskussion zu dieser Interpretation durchlesen: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=486816721451860&set=a.445842678882598.1073741902.266934476773420&type=1&theater

Unbequem und unpraktisch soll es nicht sein, aber es werden noch einige Infos und Gegenbelege angeführt.

Edit: Hier noch eine schicke Abbildung, die ich trotz mangelnden Kontextes ("französische Handschrift von 1275") für nützlich halte: https://scontent-b-vie.xx.fbcdn.net/hphotos-xpa1/t31.0-8/10457661_434034726736603_7756189340132436296_o.jpg
« Letzte Änderung: 25. Juni 2014, 10:33:55 von Cornelius »

SteuerBacchus

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Re:Das Thema Bruche
« Antwort #13 am: 26. Juni 2014, 14:38:17 »
Ah, das ergibt natürlich Sinn, danke!

Midan von Malterstorp

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Re:Das Thema Bruche
« Antwort #14 am: 27. Juni 2014, 10:51:29 »
Eine "Unterhose" wie im Bild https://scontent-b-vie.xx.fbcdn.net/hphotos-xpa1/t31.0-8/10457661_434034726736603_7756189340132436296_o.jpg
habe ich mir angefertigt. Wenn dann an einem Zipfel der losen Ecken die nach unten hängen noch ein BAnd angenäht wird, kann man diese auch noch im Bund einknüppern und erhält so eine fast geschlossene Variante. Sind die Beinteile noch lang genug, trägt sich das Ding super.
pax vobiscum