Autor Thema: Siegel, Wappen und Kreuzform  (Gelesen 5849 mal)

volfing

  • Engagiert
  • ***
  • Beiträge: 387
Siegel, Wappen und Kreuzform
« am: 07. März 2009, 17:33:52 »
Liebe Freunde!

Ich habe hier zwei Siegel, die in einem Österreichischen Archiv auf einer Urkunde aufbewahrt werden. Ich denke, die Siegel betreffen sowohl Fragen zur Kreuzform, wie auch die Frage, ob private Wappen im Templerorden weiterverwendet wurde. Auf jeden Fall sind die Siegel einmal eine Abwechslung zu den in der gängigen Literatur immer wieder gezeigten Siegel. Aus rechtlichen Gründen darf ich die Fotos nicht veröffentlichen, so daß ihr mit Zeichnungen vorlieb nehmen müsst.

Die Urkunde wurde am 1. Oktober 1303 ausgestellt und betrifft ein Rechtsgeschäft der Templer mit ortsansässigen Adeligen. Verfasser und Siegler ist Bruder Ekko, Landkomthur des Ordens in Böhmen, Mähren und Österreich (so nennt er sich auch selbst in der Urkunde).

Das Siegel Bruder Ekko´s trägt einen Schild über dem Ordenskreuz, das scheinbar ein privates Wappen wiedergibt. Das Ordenskreuz ist ziemlich geschweift. Die Umschrift lautet: "+S(igillum) fratris Hecconis (Ekko)".

Das zweite Siegel ist das des Templerhauses (Komthurei) in Scheikwitz. Hier ist wiederum ein lateinisches Kreuz auf dem Schild und kein Tatzenkreuz. Die Umschrift lautet: "+ Sigillum domus de scheikw...."

Ich denke, das gibt wieder Gesprächsstoff über die Kreuzformen und den Gebrauch von Familienwappen im Orden. Vielleicht ist so auch das Siegel Friedrichs von Alvensleben, das ich ebenfalls beigelegt habe, zu verstehen.
der volfing

Heinrich von Hohenfels

  • Engagiert
  • ***
  • Beiträge: 1.135
    • http://www.glanlaender.de
Siegel, Wappen und Kreuzform
« Antwort #1 am: 07. März 2009, 17:45:20 »
Frater Otto von Braunschweig hat auch den Löwen der Herzöge von Braunschweig in seinem Komtursiegel.

Gibt da noch ein paar Hinweise, dass das Familienwappen in den Siegeln genutzt wurde.

Das Wappen des Friedrich von Alvensleben ist kein Familienwappen. Ein Amtsvorgänger als Präzeptor der Deutschen und Slawischen Lande (Sorry, komme jetzt nich auf den Namen), führte das gleiche Wappen.

Lancelot Graf von Rothenfels

  • Globaler Moderator
  • Engagiert
  • ***
  • Beiträge: 1.415
  • Globaler Moderator
Siegel, Wappen und Kreuzform
« Antwort #2 am: 08. März 2009, 09:45:31 »
Die Kreuzformen in den Wappen sehen genauso aus wie die, die bei den Herren des DO Verwendung fanden.

IM DO gibt es für die Einfügung des DO Kreuzes ins Familienwappen ja mehr als genug Beispiele.
Komthur des DO - Kommende Burg Schleynitz

"HELFEN - WEHREN - HEILEN"

Für Gott, das heilige Reich und das Vaterland !

Eusebius von Cammin

  • Engagiert
  • ***
  • Beiträge: 256
  • Ave Maria, gratia plena,Dominus tecum.Benedicta tu in mulieribus,et benedictus fructus ventris tui, Iesus.Sancta Maria, Mater Dei,ora pro nobis peccatoribusnunc et in hora mortis nostrae.Amen.
Siegel, Wappen und Kreuzform
« Antwort #3 am: 10. März 2009, 18:44:27 »
Siegel, oder genaugenommen die Siegelstempel waren aus mehreren Gründen wertvolle Gegenstände, Belege dafür, dass sie von Nachfolgern werterverwendet wurden gibt es zu hauf. Auch ist davon auszugehen, dass ein Ritter ein persönliches Siegel, das er zivil hat verfertigen lassen, auch nach dem Eintritt in den Orden weiterbenutzt und es eventuell an seinen Nachfolger weitergibt. Zum Teil wurden den Siegeln Beizeichen hinzugefügt, aber das garantiert nicht immer.
Dass Ordensritter ihre zivilen Wappen weiterhin führten kann als bewiesen gelten, da gibt es genügend Darstellungen und Belege. Für den Johanniterorden gibt es sogar eigene regeln, wie das persönliche Wappen eines amtsträgers mit dem Ordenskreuz zu kombinieren ist, damit die Funktion aus diesem abzulesen ist. Diese Reglung stammt zwar aus dem 16. Jh., ist für uns also zu spät, jedoch lassen Wappen und darstellungen in der Temple Church London vermuten, dass es sowas auch bei Templers gab.

Die Kreuzform dürfte auf Siegeln keine all zu grosse Rolle gespielt haben. Auch aus anderen Orden (siehe aussage von Lancelot) ist bekannt, dass in Amtssiegeln oft einfache lateinische Kreuze verwendet wurden. Was das geschweifte Tatzenkreuz im linken Siegel angeht, das kann auf die Gravurkünste und die interpretation des Graveurs zurückzufügen sein, eventuell wurde auch das Kreuz erst in das Siegel eingefügt, als der Herr in den Orden eintrat.

Dazu kommt, dass es im Hochmittelalter entgegen der immernoch verbreiteten Ansicht keine allgemeingültigen Regeln für Siegelformen, -farben und -gestaltungen gab. es ist also prinzipiell alles möglich.
Te Deum laudamus. Te Dominum confitemur.
Te aeternum patrem omnis terra veneratur.
Tibi omnes Angeli, tibi caeli et universae potestates:
Tibi cherubim et seraphim incessabili voce proclamant:
Sanctus Dominus Deus Sabaoth.