Autor Thema: Bettstatt der Brüder, Lammfell zum Lagern bzw. im Zelt  (Gelesen 12793 mal)

Benedikt von Söllbach

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Bettstatt der Brüder, Lammfell zum Lagern bzw. im Zelt
« Antwort #15 am: 13. Januar 2009, 09:17:29 »
Zitat
1.Decken aus Schaf- oder Lammfell.... - sind das nun zusammengenähte Felle oder etwas komisch ausgedrückt Wolldecken aus Schafwolle? Wobei ja dann Wolldecke aus Lammwolle etwas ungewöhnlich wäre!?? Also doch eher "richtige" Felldecken?
Aufgrund des Wortlautes würde ich auch eher zur Wolldecke tendieren. Wolle kann man auch von Lämmern erhalten, das ist dann die erste Schur, die etwas weichere Wolle produziert, als die bei alten Schafen.
Allerdings sind zusammengenähte Schaffelle auch gar nicht so abwegig, wenn man mal genauer drüber nachdenkt.
Im englischen ist aber von "Rug" die Rede, und das wiederum spezifiziert eindeutig Decken und nicht Felle.

Zitat
2.Strohsack ist klar - "mittelalter Luftmatratze" - aus welchem Material? So eine Art großer Kartoffelsack? Oder doch etwas "feiner"?
Strohsäcke waren normal aus Leinen, soweit ich weiß. so grob wie bei einem Kartoffelsack, mit Löchern zum durchsehen, waren sie sicher nicht. ich würde was nicht zu feines benutzen, schon alleine wegen der Reißfestigkeit. Aber "Kartoffelsack" ist schon wirklich arg übertrieben. Auch arme Leute trugen damals keine Kartoffelsäcke.

Zitat
3. Keilkissen - tja was ist das? Kann ich mir spontan nichts drunter vorstellen. Einfach nur Kissen wäre klar - sieht man ja auch auf zeitgenössischen Bildern - aber wieso KEIL-kissen?
Das Keilkissen ist einfach ein normales Kissen, auf dem man schläft. Früher schlief man ja etwas aufrechter als heute, deswegen wurde hier wohl der Begriff "Keil" benutzt, da man das Kissen zum sich-selber-aufkeilen nutzte, um eben etwas erhöht zu liegen. Vermutlich war das Kissen ebenfalls mit Stroh gefüllt, das ist aber wirklich spekulativ.

Zitat
4.Decke - wohl dann die Wolldecke nehm ich an? 5. Betttuch - ist das dann das Bettlaken oder eher eine Art Tagesdecke? Der Begriff sagt mir nichts! Oder etwa so wie am Mittelmeer - also zusammen mit der Wolldecke als Zudeck?
Siehe auch 1. Diese gabs nur als Option, wenn du Glück hast und sie dir jemand gibt. Aber da du schon damit spekulierst, hast du wohl einen Gönner ;) :)
Das ist übrigens die gleiche Decke, die du beim ausreiten dazu benutzt, das Kettenhemd auf deinem Packferd abzudecken.

Artikel 680 spricht von "Strohsack und zwei Laken". Recht weit oben ist die Rede, dass der Drapier leichte Wolldecken ausgeben soll.

Als Referenz hier mal der relevante Artikel, der Art. wiederholt und ausführt:
Zitat
139. Jeder Bruder Ritter soll [...] drei Bettstücke, nämlich einen Sack, um Stroh hineinzutun, ein Betttuch und eine leichte wollene Decke oder was der Drapierer ihm geben will. Auch eine dicke Decke kann er haben, wenn man sie ihm gibt, um damit sein Bett oder das Panzerhemd, wenn er ausreitet, zu bedecken. Die dicke Decke muss aber weiß oder schwarz oder gestreift sein. Außerdem kann er zwei kleine Säcke haben, den einen, um seine Bettwäsche hineinzutun, [...]

Interessant ist auch, dass am Anfang immer von Wolle für die zweite Decke die Rede ist (Art. 21), und das Leinenlaken optional dazu genannt wird. Später jedoch (Art. 680, entstand spät in der Ordensgeschichte, ich habs nicht genau im Kopf, müsste aber nach 1257 sein) wechselt das dann.

Ich würde, wenn ich mir die Artikel (18, 21, 130, 139, 293, 680) so ansehe, von folgender Standardbettausrüstung ausgehen:
- Strohsack ("Matratze")
- Bettuch aus Leinen, mit dem ein Kissen geformt werden konnte oder der Strohsack abgedeckt wurde (kann sonst pieksen)
- leichte Bettdecke aus Wolle (Art. 130)
Fehlt etwas: Bettlaken, mit dem man alles andere herstellen kann:
* Strohaufen abdecken => provisorischer Strohsack
* Zusammenrollen => Kissen
* Zudecken => Decke

- Optional dazu schwere Wolldecke
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William

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« Antwort #16 am: 13. Januar 2009, 09:44:11 »
wehrte Brüder,

danke für die Auskünfte - da ich beim TT 09 nicht frieren möchte, werde ich davon ausgehen, das ich einen netten Gönner habe und mein Komtur es wirklich gut mit mir meint! :]

Daher nehme ich mal Nr.1 Schaf- oder Lamfelldecke (zum unterlegen auf den Strohsack!) wörtlich und zusätzlich von Nr 4 dann noch eine dicke Wolldecke!

In den Strohsack stecke ich dann - nur für Tannenberg - eine dadurch "getarnte" Luftmatratze, da ich gelesen habe das Stroh dort verboten ist!

Ich denke damit hätte ich einen guten Kompromiß zwischen "A" und warm gefunden.

Auf alle Fälle kommt auch noch ein Schlafsack mit - ob ich den dann nutze hängt von den Temperaturen ab - im normalen Lager bleibt der natürlich weg!

Also auf Märkten sähe es dann so aus:

Strohsack (grobes Leinen) mit Stroh/Heu gefüllt, darüber die Felldecke aus Lamm- oder Schaffell.
Dann ein strohgefülltes Kissen (evtl mogel ich hier und nehme ein Daunenkissen) aus Leinen und zum Zudecken eine Wolldecke, die ich (ähnlich wie in den Mittelmeerländern) dann bei Bedarf noch in eine leichte Leinendecke hülle.

Wäre das so historisch vertretbar? Also mit wohlwollendem Komtur oder Gönner! *pope*

Grüße

William
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« Antwort #17 am: 13. Januar 2009, 10:59:52 »
denke schon !

Aber noch was anderes. Man muss auch dran denken das es das Stroh wie wir es heute aus den Ballen kennen damals auch noch nicht gab.
Die modernen Bunde gibts erst seid ungefähr mitte der 30 Jahre
mfg
Lazarus

PS: Laut wikipedia seid 1937 erstmals von New Holland in Amerika benutzt.
Du weist du bist ein richtiger Reenactor wenn.....
.... dir klar ist das Mittelaltermärkte nix mit deinem Hobby zu tun haben.

William

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« Antwort #18 am: 13. Januar 2009, 11:21:56 »
@Lazarus

dann wäre Heu wohl authentischer oder?

Riecht auch besser und piekst weniger!

Gruß

William
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Benedikt von Söllbach

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« Antwort #19 am: 13. Januar 2009, 12:47:22 »
Nein, Stroh gabs damals auch schon ;)

Lediglich die heutige  Ballenform ist nicht historisch korrekt. Die Strohhalme waren früher außerdem länger (sieht man z.B. in der Kreuzfahrerbibel schön).
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