Autor Thema: Einheit der "lebenden Toten"  (Gelesen 11825 mal)

volfing

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Einheit der "lebenden Toten"
« Antwort #15 am: 08. Dezember 2008, 19:34:58 »
Vorsicht Freunde!

Ich möchte hier noch einmal wiederholen, was Bruder Heinrich von Hohenfels bereits erwähnt hat, und keinesfalls schöne Mythen zerstören. Aber:

Die beste wissenschaftliche Lektüre zum Thema ist das Buch von Kay Peter Jankrift: "Leprose als Streiter Gottes", in den Abhandlungen zur Vita Regularis.
Der Wissenschafter hat in seinem Buch alle bekannten Quellen, so z.B. aus den bekannten Archiven, und alle möglichen Abhandlungen zum Thema erfasst. Er setzt den Beginn der nur kurzen militärischen Laufbahn des Ordens in den 30er Jahren des 13.Jhdts. an.

Alles andere ist Legende und Spekulation. Darüber hinaus hat sich der Templerorden erst Anfang der 1120 er Jahre als Ritterorden konsolidiert. Die Johanniter als "Ritterorden" folgten etwas später, der deutsche Orden als "Ritterorden" erst 1198.
Wie hätten sich die Lazariter da schon ab 1120 zum Ritterorden entwickeln sollen? Überhaupt erwähnt Jankrift keinerlei Existenz der Lazariter als Militärorden im 12. Jhdt.

Ich empfehle wirklich dieses Buch mit seinen wichtigen Quellen.

Robert Scott:

Bitte um Angabe, welche Bücher du als Quelle verwendet hast, da mich der Gegensatz zu Jankrift natürlich auch sehr interessieren würde.
der volfing

volfing

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Einheit der "lebenden Toten"
« Antwort #16 am: 26. Dezember 2008, 12:26:09 »
Liebe Forumsmitglieder!

Erst einmal frohe und gesegnete Weihnachten. Bei meiner neuesten Lektüre bin ich auf etwas gestoßen, was ich euch in diesem Zusammenhang nicht vorenthalten möchte.

Hans Eberhard Mayer, Forscher und Autor zum Thema Kreuzzüge schreibt 1964 in einer Abhandlung über das Kloster Sankt Samuel auf dem mons gaudii folgendes:

Für das Leprosenkonvent von St. Lazarus in Jerusalem sind die Chartulare erhalten geblieben (S.35). Und an anderer Stelle: " Am erstaunlichsten ist es, daß auch im Chartular des Leprosenkonventes von St. Lazarus in Jerusalem keine Urkunde Balduins IV. überliefert ist, obgleich der König selbst von Jugend an unter Lepra litt." (S.56)

Das, liebe Freunde, ist ein mehr als deutlicher Hinweis auf den Bezug des Königs zu seinen Leidensgefährten. Es stellt sich also so dar, daß alle Geschichten über leprakranke Ritter im näheren Umfeld des Königs, spätere, romantische Verklärungen sind.
der volfing