Autor Thema: Verbände im Mittelalter?  (Gelesen 10827 mal)

Stephan de Schieritz

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Verbände im Mittelalter?
« am: 29. September 2007, 18:09:40 »
Pax vobiscum,

ich habe mal eine Frage zu Verbänden im Mittelalter. Wie sahen die denn aus? Kann man sowas heute mit normalem Verbandszeug (Binden etc.) nachstellen die dann etwas verschmutzt und mit Farbe/Kunstblut getränkt werden?

Ich dachte speziell an einen Verband an beiden Händen in Folge einer Erkrankung an Lepra. Hat da jemand Ideen? Auch wo ich wenn es sowas gibt "Authentisches" Material herbekomme und wie ich vorgehen muss etc.

Pax et Bonum
Stephan de Schieritz

Thomas, der Verwalter

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Verbände im Mittelalter?
« Antwort #1 am: 29. September 2007, 18:33:26 »
Seit gegrüßt Bruder

Die Verbände waren sicher aus grobem Leinen. Also Oma´s alte Bettlaken in Streifen gerissen, mit Jodtinktur eingefärbt, sind dann gelblich.
Gott mit Euch

Thomas, der Verwalter

Alexander von Reutlingen

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Verbände im Mittelalter?
« Antwort #2 am: 29. September 2007, 20:59:22 »
Woher weisst du das Jod zur Desinfektion verwendet wurde ?
Es gibt zwei Dinge, die unendlich sind: der Weltraum und die Dummheit des Menschen. Obwohl...beim Weltraum bin ich nicht ganz sicher. (-Albert Einstein)

Alesandro von Hainichen

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Verbände im Mittelalter?
« Antwort #3 am: 29. September 2007, 23:37:27 »
Pax vobiscum,

ich denke auch das Leinen hier das Verbandmittel der Wahl ist. Jod war hier nur zur "Wunddarstellung" gedacht, denke ich. Da es sich bei Lepra primär "nur" um eine bakterielle Erkrankung handelt (mycobakterium leprae) denke ich aber das man von solchen Gruselmythen abstand nehmen sollte.
Lepra manifestiert sich in Infektionen der Muskeln und Nerven und es kann(!) zu Taubheitsgefühlen bis hin zur Gefühllosigkeit in der betroffenen Extremität führen, das wiederum kann zu den übelsten Verletzungen führen die man nicht mal spürt. Die Geschwülste neigen dagegen nicht zum Aufbrechen.

Würde die Binden also relativ sauber um die Hände wickeln (ihr seit doch ein gutes Hospital *smoky*) und ggf. mit Schminke und Knete kleine Geschwülste auftragen an Händen und im Gesicht.

Quelle: Hygiene und medizinische Mikrobiologie von Klischies, Kaiser und Singbeil- Grischkat, mein Fachbuch zum Krankenpflege Staatsexamen.

Gruß
Alesandro von Hainichen


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Thomas, der Verwalter

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Verbände im Mittelalter?
« Antwort #4 am: 30. September 2007, 05:49:14 »
Seit gegrüßt Brüder

Richtig, mit Jod getränkte Verbände wirken halt alt und gebraucht. Glaube Jod als Desinfektion ist nicht so alt. ca. 150 Jahre Robert Koch und co.
Gott mit Euch

Thomas, der Verwalter

Alesandro von Hainichen

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Verbände im Mittelalter?
« Antwort #5 am: 30. September 2007, 10:55:31 »
Die Desinfektion selber geht auf Ignaz Semmelweis zurück der im 19. Jhd feststellte das seine angehenden Ärzte, die nach der Sektion im Geburtshaus waren, Infektionen herbeiführten. Er ordnete deswegen an das diese sich nach jeder Sektion die Hände waschen und mit Chlorwasser desinfizieren mussten. Er reduzierte die Sterblichkeitsrate bei Neugeborenen damit von 12,3% auf 1.3%, was damals für ein öffentliches KrHs ein Wunder war. Auf den Geburtsstationen ohne Ärzte aber nicht unüblich, da Hebammen keine Sektionen oder vaginalen Untersuchungen durchführten.


Gruß
Alesandro von Hainichen


Fummeln tötet.....

Albero

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Verbände im Mittelalter?
« Antwort #6 am: 01. Oktober 2007, 14:21:30 »
Zitat
Original von Stephan de Schieritz
ich habe mal eine Frage zu Verbänden im Mittelalter. Wie sahen die denn aus? Kann man sowas heute mit normalem Verbandszeug (Binden etc.) nachstellen die dann etwas verschmutzt und mit Farbe/Kunstblut getränkt werden?

Kunstblut wirst Du bei jedem guten Händler für Theater- und Filmbedarf bekommen. Oder bei Ausrüstern für die Sanitätsdienstausbidung. ;) Ist halt nur die Frage, wie gut das auf Stoff haften bleibt, ohne dass Du es ständig erneuern musst, wenn es mal geregnet hat.

Als Stoff würde ich Dir empfehlen, groben, naturfarbenen, also nicht gebleichten Leinen zu verwenden.

Was die Desinfektion, womit auchimmer angeht, so ist dies eine neue alte Erfindung. In der Antike waren sich die Heilkundigen durchaus bewusst, dass eine gewisse Hygiene für den Patienten durchaus von Vorteil ist, ohne etwas über die genauen Grundlagen zu wissen. Auch wurden desinfizierende Kräuter eingesetzt.
Im Mittelalter ging dieses Wissen der Antike, wie so vieles, verloren und wurde erst mit dem Aufkommen der modernen Medizin wieder neu entdeckt und glücklicherweise zu einem gesunden Standard etabliert... :)

Bruder Raphael

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Verbände im Mittelalter?
« Antwort #7 am: 05. Oktober 2007, 14:12:08 »
Pax,

geht auch gut mit schwarzem Tee.

Hochachtungsvoll

Bruder Raphael
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Benedikt von Söllbach

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Verbände im Mittelalter?
« Antwort #8 am: 05. Oktober 2007, 22:34:58 »
Was geht auch gut mit schwarzem Tee?
Kunstblut simulieren oder desinfizieren?

Stammt schwarzer Tee nicht aus Indien und ist deshalb historisch gesehen aufgrund der hohen Importkosten als vorzuführendes Desinfektionsmittel abzulehnen?
Probate spiritus si ex Deo sunt. ("Prüfet den Geist, ober er von Gott kommt" - Paulus)
Rule of the day:

Albero

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Verbände im Mittelalter?
« Antwort #9 am: 06. Oktober 2007, 08:27:30 »
Zitat
Original von Benedikt von Söllbach
Was geht auch gut mit schwarzem Tee?
Kunstblut simulieren oder desinfizieren?
Weder noch.
Bruder Raphael meint wahrscheinlich dieses dunkle, versiffte Aussehen von alten, durchgebluteten Verbänden, das durch reichlich schwarzem Tee mehr oder weniger nachgeahmt werden kann.

Den entsprechenden Verbandstoff (teilweise) in eine Schale mit schwarzem Tee eintauchen und über Nacht einwirken lassen. Bei Bedarf mehrmals wiederholen und bei geeignetem Wetter auch für mehrere Stunden in die pralle Sonne legen. Zugegeben, letzteres funktioniert an einem warmen Sommertag wesentlich eleganter. ;)

Alesandro von Hainichen

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Verbände im Mittelalter?
« Antwort #10 am: 06. Oktober 2007, 11:28:52 »
Ich möchte da noch mal auf das Grundlegende zurückgehen: Lepra ist unblutig !

Nur die Folgen können blutig werden.
Alesandro von Hainichen


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Bruder Raphael

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Verbände im Mittelalter?
« Antwort #11 am: 06. Oktober 2007, 19:54:21 »
Pax Benedikt von Söllbach,

Bruder Albero hat Recht ging nur um das färben. Tee ist nicht so teuer wie eine Jodtinktur!

Hochachtungsvoll

Bruder Raphael
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Hagen von Kastl

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