Autor Thema: Ivanhoe  (Gelesen 9654 mal)

Alexander von Reutlingen

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Ivanhoe
« am: 03. September 2007, 08:54:12 »
Hallo zusammen, ich hab mir mal das Buch von (inzwischen Sir) Walter Scott gekauft und lese es derzeit.

Gut geschrieben, aber der dort beschriebene Templer kommt äusserst schlecht weg...geldgierig, wettet um Gold, masslos, schändet Frauen,...
Es gibt zwei Dinge, die unendlich sind: der Weltraum und die Dummheit des Menschen. Obwohl...beim Weltraum bin ich nicht ganz sicher. (-Albert Einstein)

Heinrich von Grubenhagen

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Ivanhoe
« Antwort #1 am: 03. September 2007, 09:20:43 »
"inzwischen" ist gut  :D

Ortwin vom Hohen Tann

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Ivanhoe
« Antwort #2 am: 03. September 2007, 09:31:12 »
Wem sagst Du das! *sadangel* Irgendwie sind die Templer immer die Schurken... Da wir dieses Stück dieses Jahr gespielt haben und ich den Sir Brian mime ist mir der Kerl sehr ans Herz gewachsen. Zum Glück durfte ich ihm eine ehrenhaftere Seite anbauen. Außerdem opfert er sich am Ende ja selbstlos...
"Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels!"
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Berthold von Krukow

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Ivanhoe
« Antwort #3 am: 03. September 2007, 10:44:16 »
Autsch, ich glaub ich muß das Buch mal wieder rauskramen. Hab es mal vor 35 jahren gelesen und war begeistert - vom Ritter Ivanhoe, auch wenn ich nicht verstanden habe, warum er nicht Rebecca geheiratet hat (heute weiß ich´s)
Das da auch einTempler drin vor kam, ist mir indes gänzlich entfallen.
Wahrscheinlich lieferte der 10. Großmeister des Ordens Gerard de Ridefort, die Vorlage für dieses Templerbild.

Gruß Berthold
Wenn wir vergessen wer wir waren, hören wir auf zu sein wer wir sind.

Midan von Malterstorp

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Ivanhoe
« Antwort #4 am: 03. September 2007, 12:09:08 »
...und der hat sich ja nun gerade nicht mit Ruhm bekleckert. Im Übrigen ist das dann wohl schon damals "selektive Wahrnehmung" gewesen, was Bruder Berthold ;).
Nun ja, jedenfalls war es richtig sowas gleich auszublenden :)
pax vobiscum

Alexander von Reutlingen

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Ivanhoe
« Antwort #5 am: 10. September 2007, 13:28:41 »
So, bin durch...und es bleiben Fragen offen.

- Gab es diesen "Rausschmiss" der Templer durch Richard Löwenherz tatsächlich ?

- Warum stirbt Sir Brian, das erschliesst sich mir nicht so ganz...Genickbruch ?
Es gibt zwei Dinge, die unendlich sind: der Weltraum und die Dummheit des Menschen. Obwohl...beim Weltraum bin ich nicht ganz sicher. (-Albert Einstein)

Berthold von Krukow

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Ivanhoe
« Antwort #6 am: 10. September 2007, 13:44:22 »
Letztendlich ist es ein Roman und der gibt den Zeitgeist zur Zeit des Schreibers und nicht den zur Zeit der Handlung wider.

Bekannt ist, daß Löwenherz ein gutes Verhältnis zu den Templern hatte. Er hat sich ihrer gern bedient und ihnen schließlich auch Zypern (gegen ein Taschengeld von 100.000.- Goldstücke) überlassen, das er während des 3. Kreuzzuges erobert hatte.

Nun mag nichts so wechselhaft sein, wie die Laune eines Herrschers.

Vielleicht ist das aber auch die späte Abrechnung eines getreuen Untertanen der Krone mit den Templern, die ja in der Schlacht von Bannockburn die Niederlage der Engländer herbeigeführt haben sollen.

Auf Deine 2 Frage kann ich Dir leider nicht antworten, denn wie gesagt - es ist wahnsinnig lange her, daß ich den Roman gelesen habe und an alles kann ich mich leider nicht mehr erinnern.

Fakt ist hier aber auch wieder, daß viele Ritter im Turnier starben, obwohl sie nur stumpfe Lanzen verwendeten, denn es kam dennoch zu inneren Verletzungen und nicht selten brach der Helm dem Ritter das Genick, wenn er vom Pferd gestoßen wurde.

Aber auch hier gebe ich zu bedenken, daß Sir Walter Scott da etwas durcheinander würfelt. Turniere in der Art mit Vollplatte und so gab es zur Zeit der Templer noch nicht. Wohl wurden schon derlei Veranstaltungen ausgetragen, an denen die Templer laut Statuten nicht teilnehmen durften, aber die Blütezeit der Turniere war eigentlich erst, als die Blütezeit der Ritter schon vorüber war.

Aber wie gesagt - an alle Details erinnere ich mich auch nicht mehr.

Gruß Berthold
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Sabine

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  • Sabine (40), Studium von Latein und Geschichte; Privatlehrerin und Freie Autorin (jüngstes Werk "Bois-Guilbert - der Templer", ein Historischer Roman angelehnt an Walter Scotts "Ivanhoe")
Ivanhoe
« Antwort #7 am: 13. September 2007, 11:05:50 »
Scotts "Ivanhoe" ist eigtl mehr vom literarischen als vom historischen Standpunkt her ein "Klassiker".
Denn, wie gesagt, hat das Buch diverse historische Ungenauigkeiten (wie ja etwa Teilnahme von Tempelrittern an Turnieren). Außerdem die übliche Verherrlichung von Richard Löwenherz, die bis heute in England weiterlebt (!) und die übliche Verteufelung von "Johann Ohneland", die ebenso Verzerrung ist.
Dazu empfehle ich die kleine Abhandlung "Jeder Zoll kein König? - Johann ohne Land" von Reinhard Lebe in seinem amüsanten Bändchen "War Karl der Kahle wirklich kahl?"
Als "romance" hat "Ivanhoe" die Leser bis heute in ihren Bann gezogen; im Gegensatz zum eher faden Ivanhoe präsentiert sich der Templer Bois-Guilbert als vielschichtiger, tragischer Anti-Held, der u.a.Oper und Malerei inspirierte.
Gerade die jüdischen Protagonisten Rebecca und Isaak inmitten der Welt von Rittern und Baronen geben der Story einen besonderen Anstrich. Historischer Hintergrund mag für Scott das große Judenmassaker in York um 1890 (vor dem 3. Kreuzzug) gewesen sein.
S. Lippert