Mittelalter > Mittelalter allgemein
Bidenhänder Mitte 13. Jahrhundert?
Benedikt von Söllbach:
Nun, die Schwertbezeichnung hängt sich aber an der Grifflänge und nicht der Schwertlänge gemessen am Träger auf. Es gibt da eine sehr gut Nomenklatur, Schwerter wurden von diversen Autoren in relativ genaue Kategorien eingeteilt.
Berthold von Krukow:
Und dennoch sind diese Nomenklaturen nur ein Versuch heutiger Museologen und Altertumsforscher eine Klassifizierung und damit Beschreibung für Dinge zu erstellen, für die es damals keine DIN-Norm gab. Die maschinelle Serien(massen)produktion wurde erst im 19. Jahrhundert erfunden. Im Prinzip war jedes handgeschmiedete Schwert ein Unikat. Es gab Massenware für das Heer, wo sich die Teile sicherlich ähnelten aber auch hier wird es nicht zwei gleiche Stücke gegeben haben.
Einzelstücke für einen Ritter waren entweder nach dessen Wünschen angefertigt oder aber auf dessen Bedürfnisse hin gestaltet.
Einguter Waffenschmied konnte erkennen, welche Form, Größe und Ausgewogenheit für den betreffenden Kunden optimal waren und fertigte dementsprechend die Waffe an - nicht nach irgendwelchen EU-Richtlinien. Diese Einzelstücke sind nur nie in den Museumskatalogen aufgetaucht, weil sie vererbt, mit dem Besitzer bestattet oder vom siegreichen Feind als Trophäe behalten wurden. Das sind die so seltenen Einzelstücke, die auf Sammlerauktionen horrende Summen erziehlen und kaum groß in Umlauf kommen. Und deswegen glauben wir heute, daß es sie nicht gegeben hat.
Wir kennen nur die Funde, die auf irgendwelchen Schlachfeldern ausgegraben wurden, die so gewöhnlich waren, daß sie noch nicht mal als Beute taugten und vielleicht das eine oder andere Stück, das wirklich mal den Weg aus einer Privatsammlung in ein Museum schafft. In der Ausstellung "Saladin und die Kreuzfahrer" waren zwei Schwerter Ludwigs von Thüringen zu sehen, dem Herren der Wartburg und getreuem Ehegatten der Heiligen Elisabeth von Thüringen, die diesjahr ihren 800. Geburtstag feiern würde. Ludwig fiel auf dem 4. oder 5. Kreuzzug, da müßte ich nochmal genau nachschauen. Jedenfalls führte er damals zwei Schwerter auf dem Kreuzzug mit einen "Einhänder" und ein zweites deutlich längeres Schwert dessen Griff auch gut mit der zweiten Hand zu greifen war. Leider war Fotografieren in der Ausstellung verboten, deswegen ist das Handybild sehr schlecht und das wesentliche Detail - Griffende und Knauf des längeren Schwertes sind nicht zu erkennen. Ich werd das Bild demnächst mal hier dazustellen. Man kann dennoch erkennen, daß das eine Schwert deutlich länger ist.
Gruß Berthold
Benedikt von Söllbach:
Klar, da hast du recht.
Es ist aber auch so, dass viele Fundstücke versteckt wurden (in Steinkisten vergraben) oder schlicht in Flüße geworfen wurden (sehr viele Funde).
Die wenigsten Fudne stammen direkt vom Schlachtfeld, da Erdboden in der Regel nicht gut konserviert - im Gegensatz zum Schlamm der meisten Flüsse.
Die Schwerter waren natürlich nach dem Wunsch des Auftraggebers gemacht, das betrifft vor allem Kreuzstange und Knauf - allerdings war das auch der Mode unterworfen, die Zeitlich und regional teils recht unterschiedlich war, wie die Fundlage belegt
Der Funktionale Teil der klinge aber, richtete sich nach dem Einsatzgebiet des Schwertes, also zu welcher Gelegenheit es getragen/benutzt wurde und vor allem, gegen welche Rüstung es eingesetzt werden sollte.
Aus deisem Grund finden sich um frühen Hochmittelalter nur Hiebschwerter, die spitzeren Stoßschwerter tauchen erst auf, als die Rüstungen durch Platten verstärkt wurden.
(Sinngemäß aus Oakeshott "Records of the Medieval Sword")
Deutschherrenritter:
pax -
nach einer info in der ausstellung " kreuzritter" auf der schallaburg kamen schwerter mit geeigneter spitze zum zustoßen erst im 14 jhdt. auf - bis dahin war die spitze abgerundet und das schwert nur für das hauen ausgelegt.
die angaben sind ohne gewähr da ich damas (wissentlich) nicht selbst dabei war *pfeifl*
gehabt euch wohl
Benedikt von Söllbach:
Naja, das kommt drauf an, wie man "abgerundet" definiert.
Die Schwerter hatten nachweislich (s. Funde) schon eine Spitze.
Diese war aber halt nicht so spitz wie die der späteren Stoßschwerter; aber von "abgerudnet" würde ich nicht sprechen, da dies impliziert, dass sie absichtlich keine spitze hätten, was nicht der Fall ist.
Nicht vergessen darf man, dass viele Funde starke Korrosion an der spitze haben, die gut erhaltenen haben aber alle eine Spitze (ausgenommen die meisten Richtschwerter).
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