Autor Thema: Templer Novizen?  (Gelesen 6744 mal)

Daniel

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Templer Novizen?
« am: 02. Mai 2007, 13:20:28 »
Aus gegebenem Anlass ist die Frage aufgekommen ob es eine Art Novizen im Templerorden gab. Ich habe nun schon mehrfach gelesen, dass es sie nciht gab. Allerdings finde ich die Statuten in diesem Punkt nicht eindeutig. Die Regeln sagen, einerseits dass nur voll ausgebildete Männer aufgenommen werden sollten, also Kinder vermieden werden sollen.

14.
Wenn auch die Regel der heiligen Vater die Aufnahme von Kindern in einen Orden gestattet, so geben wir Euch doch den Rat, Euch damit nicht zu befassen. Derjenige nämlich, welcher sein Kind für das ganze Leben dem Ritterorden schenken will, soll für dessen Unterhalt bis zu der Stunde sorgen, wo es stark und Kräftig genug ist, um Waffen zu tragen und die Feinde Jesu Christi aus dem heiligen Land zu vertreiben. Alsdann sollen die Eltern denselben zum Ordenshause bringen und den Brüdern seinen Wunsch zu erkennen geben. Es ist besser, dass er nicht im Kindesalter das Gelübde ablegt, sondern erst, wenn er herangewachsen ist; auch ist es besser , dass er es nicht bereut, als wenn er es zu bereuen hätte. Sodann sollen demjenigen, welcher in den Bruderbund aufgenommen zu werden begeht, Prüfungen auferlegt werden nach dem Gutdünken des Meisters und der Brüder, sowie mit Rücksicht auf die Ehrbarkeit seiner Lebensführung.


Ein Hinweis auf eine Novizenähnliche Stellung weist aber dieser Artiekl hin:

LVI. Auf welche Weise Ritter aufgenommen werden sollen.

Wenn ein Ritter aus der Menge des Verderbens oder ein anderer Weltlicher, willens der Welt zu entsagen, euer gemeinsames Leben sich erwählen sollte, solle ihm nicht sogleich zugestimmt werden. Vielmehr sei ihm nach dem Wort des Apostels: "Prüft die Geister, ob sie aus Gott sind" (1.Joh 4,1) eine Probezeit zugestanden. In seiner Gegenwart soll die Regel vorgelesen werden, und wenn der Betreffende den Geboten der erklärten Regel eifrig folgen will, dann soll er, wenn es dem Meister und den Brüdern gefällt, ihn aufzunehmen, seinen Wunsch und sein Verlangen allen versammelten Brüdern mit reinem Herzen offenbaren. Darauf freilich soll die Dauer der Probezeit gänzlich vom Gutdünken und der Umsicht des Meisters gemäß der Ehrbarkeit des Lebenswandels des Bewerbers abhängen.


Handelt es sich hierbei um eine Art Noviziat in abgespeckter Form? Oder behielten die Templer sich vor jemanden dem Orden wieder verlustig zu machen, wenn er sich in den ersten Monaten nicht einfügte?

Was haltet ihr davon? Da die aufnahme der Brüder in allen Details geregelt ist und mit keinem Wort der Nopvize erwähnt wird bin cih eigentlich der Überzeugung, dass es die Stellung Novizen nicht gab, wohl aber eine Probezeit für alle Aufgenommenen egal welcher Herkunft.
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Benedikt von Söllbach

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Templer Novizen?
« Antwort #1 am: 02. Mai 2007, 18:40:24 »
Sehe ich genauso -  da ein Ordensausschluß laut Statuten nur für bestimmte Vergehen verhängt werden konnte und "Rauswurf" nach Artikel 437 den Wechsel in einen strengeren Orden (unter Vorbehalt, den Deliquenten ersteinmal in Eisen zu legen).
Sah man in der Probezeit, daß der jenige für ein Ordenlseben ungeeignet war, konnte man ihn, ohne den späteren großen Schaden, in sein weltliches Leben zurückschicken.
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Berthold von Krukow

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Templer Novizen?
« Antwort #2 am: 02. Mai 2007, 22:27:58 »
Der Regel ist zu entnehmen, daß es so eine Art Noviziat gegeben hat. Wie lange und zu welchen Konditionen dieses Noviziat bestand, scheint im Ermesser der Brüder zu liegen, die den "Neuen" aufnehmen wollten.
Ich denke jedoch, daß dies letztendlich eine Entscheidung des betreffenden "Meisters" war, wobei Meister hier für jenen steht, der dazu berechtigt war Entscheidungen von derlei Tragweite zu fällen.
Ein im Mittelalter übliches Maß für Probezeiten war ein Jahr und ein Tag. In einigen Gegenden gibt es heute noch die Redewendung "nach Jahr und Tag", die darauf hindeutet. Aber ich könnte mir vorstellen, daß es für ehrbare Leute aus gutem Hause andere Bedingungen gab als vielleicht für einen jener exkomunizierten Ritter, die man ja eigentlich gar nicht aufnehmen sollte.

Gruß Berthold
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Martin von der Mark

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Templer Novizen?
« Antwort #3 am: 03. Mai 2007, 08:38:06 »
Novitiat in Militärorden im 12. und 13. Jahrhundert

Da steht es im 2ten Absatz deutlich drin, daß es ein Noviziat gegeben hat. Also keine Diskussion mehr ;-) Als Quelle sind die Französischen Ordensregeln als Fußnote 1 angegeben...

Auf Wunsch einer einzelnen Dame:
Ihr dürft natürlich weiter diskutieren :-)

Benedikt von Söllbach

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Templer Novizen?
« Antwort #4 am: 03. Mai 2007, 12:35:49 »
Hat jemand die Regel von Curzon verfügbar und würde das nachlesen?
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Isobel

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Templer Novizen?
« Antwort #5 am: 03. Mai 2007, 14:34:40 »

Benedikt von Söllbach

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« Antwort #6 am: 03. Mai 2007, 14:58:10 »
Dankeschön - kann jemand französisch und würde die Passage übersetzen?
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Goeffrey

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Templer Novizen?
« Antwort #7 am: 04. Mai 2007, 12:44:47 »
welche Passage? Der gesamte Text? :-)
„Divide et Impera“

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Benedikt von Söllbach

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Templer Novizen?
« Antwort #8 am: 04. Mai 2007, 15:11:36 »
Gute Frage! Die Quellenangabe vom Text hinter Midans Link ist ja nicht genau.
Ich dachte da an die Passage mit den Kindern von oben, aber gut, wir haben sie ja in deutsch vorliegen.
Es wäre aber trotzdem interessant, ob in Curzons Übesetzung die rede von "Novizen" ist.
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Berthold von Krukow

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Templer Novizen?
« Antwort #9 am: 04. Mai 2007, 21:31:42 »
Also laut der Quellenangabe handelt es sich um die Ausgabe von 1886 und betrifft die Seiten 22 und 23. Das klingt nicht viel, aber wie kommt man an die alte Ausgabe ran?

Gruß Berthold
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Benedikt von Söllbach

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Templer Novizen?
« Antwort #10 am: 16. Juni 2007, 16:15:04 »
Ich habe jetzt folgendes herausgefunden.
Es gab laut der Lateinischen Regel ein Noviziat, dessen Länge nach gutdünken des Meisters und der Brüder festgelegt wurde:
Zitat
LVI. Auf welche Weise Ritter aufgenommen werden sollen
Wenn ein Ritter aus der Menge des Verderbens oder ein anderer Weltlicher, willens der Welt zu entsagen, euer gemeinsames Leben sich erwählen sollte, solle ihm nicht sogleich zugestimmt werden. Vielmehr sei ihm nach dem Wort des Apostels: "Prüft die Geister, ob sie aus Gott sind" (1.Joh 4,1) eine Probezeit zugestanden. In seiner Gegenwart soll die Regel vorgelesen werden, und wenn der Betreffende den Geboten der erklärten Regel eifrig folgen will, dann soll er, wenn es dem Meister und den Brüdern gefällt, ihn aufzunehmen, seinen Wunsch und sein Verlangen allen versammelten Brüdern mit reinem Herzen offenbaren. Darauf freilich soll die Dauer der Probezeit gänzlich vom Gutdünken und der Umsicht des Meisters gemäß der Ehrbarkeit des Lebenswandels des Bewerbers abhängen.

Allerdings schreibt Wilcke auf Seite 286 (Neuauflage von 2005 mit neuer Seitenzählung), dass ab etwa 1160 sämtliche Brüder entgegen der bekannten Regel OHNE Noviziat in den Orden aufgenommen wurden; er belegt dies mit einer Fußnote auf "Moldenhawer 318. 354. 494. - Wilkins Concil. M. Brit. II. 381."
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