Die vom Archiv-Verlag herausgegebene Urkunde ist keine Bulle Clemens V.
Jeder, der die Urkunde erhalten hat, bekam auch die Transkription in Latein und Deutsch. Es handelt sich um ein Protokoll der Kardinalslegaten aus Chinon - datiert auf den 17. - 20.08.1308. Darin erklären Kardinalpriester Berengarius, Kardinalpriester Stefan und Kardinaldiakon Landolf, dass "unser Herr Clemens, durch die göttliche Vorsehung Pontifex Maximus der hochheiligen und universellen Kirche von Rom, aufgrund dessen was von öffentlicher Äußerung und mit lebhafter Anzeige des hohen Königs der Franzosen (...) die Untersuchung gegen einige Brüder (...) des Templerordens hinsichtlich jener Ereignisse einleiten ließ, die sowohl die Brüder des Ordens wie auch den katholischen Glauben und den Zustand desselben Ordens betreffen, und durch welche Vorfälle diese öffentlich verleumdet worden sind, derselbe Papst, der die reine, volle und ganze Wahrheit über die Würdenträger des Ordens kennen will und verlangt, (...) damit wir begleitet von öffentlichen Notaren und glaubwürdigen Zeugen mit Aufmerksamkeit die Wahrheit bezüglich des Großmeisters und der anderen oben angeführten Ausbilder, (...), herausfinden."
Es folgen Auszüge aus den Verhörprotokollen der Angeklagten mit allen Aussagen zu den erhobenen Vorwürfen. Am Schluß bestätigen die anwesenden Notare, dass alle Angaben im besagten Dokument wahr sind und die Ereignisse sich so abgespielt haben, wie sie die Kardinallegaten des Papstes aufgeschrieben haben. Dann folgen die Namen der Notare. Ende.
Jeder, der die Ausgabe hat, wird den oben abgeschriebenen Wortlaut in seiner deutschen Transkription wiederfinden und feststellen, dass es kein Schreiben Clemens V. war und dass weder die Legaten noch der Papst einen Freispruch erwähnt haben. Ja, die Legaten geben dem Papst noch nicht mal einen Rat, wie er verfahren möge. Sie sagen lediglich, dass sie ihre Aufgaben wahrgenommen und dem Papst bericht erstattet haben. Mehr nicht.
Wenn man die Fakten hat, dann verblasst das künstliche Geheimnis um das Dokument von Chinon sehr schnell. Die Urkunde wird von seiten der Wissenschaft als echt anerkannt und es bestehen auch keinerlei historische Widersprüche oder Ungereimtheiten. Es ist eine Art Verhörprotokoll, welches im Auftrag Clemens V., der aus verschiedenen Gründen das Verhör nicht selbst wahrnehmen konnte, erstellt wurde.