Autor Thema: Gebete  (Gelesen 21245 mal)

Johannes vom Gollenstein

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Gebete
« Antwort #15 am: 30. Oktober 2008, 18:37:18 »
Ich hätte ein paar grundlegende Fragen zu den Gebeten:

Zu welchem Anlass kam das Ordensgebet "zum Einsatz"?

Hat jemand das Ordensgebet auf Latain parat?

Paternoster:
Stimmt es, dass damals ausschließlich das Vaterunser gebetet wurde und die Perlen nur zum Zählen dienten?
Heute ist ein Rosenkranzgebet ja eine Wissenschaft für sich...

Und wie ist das mit dem Ave Maria?

Leider funktionieren bei mir alle o. g. Link nicht.  *sadangel*

Daher:
Hat jemand ein paar schöne Tischgebete sowie welche zum Tagesabschluss?

Danke schön schon vorab!

Hermann von Redentin

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Gebete
« Antwort #16 am: 30. Oktober 2008, 18:55:18 »
Gloria in excelsis Deo et in terra pax hominibus bonae voluntatis
Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden allen Menschen, die guten Willens sind.

Sareth

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Gebete
« Antwort #17 am: 30. Oktober 2008, 20:00:55 »
Also, wieviele Vaterunser zu den einzelnen Gebetszeiten als Ersatz für das Stundengebet gebetet werden sollen, steht ja in der Ordensregel. Was das Stundengebet anbelangt, die Psalmen waren für die ganze Kirche verbindlich im Text. Antiphonen und Hymnen konnten variieren. Da die Templer sich an den Augustinerchorherren orientierten, was die Ausgstaltung der Liturgie und des Stundengebets betraf, nicht an den strengen monastischen Orden wie Benediktinern und Cisterciensern, hilft ein entsprechendes Augustiner-Brevier vielleicht weiter. Natürlich keines von heute. ;)
Vielleicht mal recherchieren über die consuetudines bei den Chorherren-Orden.

Das "Ordensgebet" ist m.E. NICHT authentisch, sondern stammt aus der neuren Zeit. Bitte korrigiert mich, falls jemand die Quelle hat, würde mich das interessieren, denn ich kenne es auch. Aber da ist von den verschiednen Konfessionen die Rede, das war damals kein Thema.

Lateinische Übersetzung habe ich mal angefertigt, für private Zwecke ;)
Hier ist sie:

"Deus qui fecisti corda nostra templo Spiritui Sancti, doce nos te adorare in spiritu et veritate.
Domine, fac nos promptus in bonis operibus, excita nos ad actibus caritatis per Spiritum Sanctum tuum et arme nos cum virtute fidei.
Verti nos in templum tuum sanctum, coagmenta nos ut lapides viventes, excita nos in fraterniatem veram, ut unus alterum serviat in sanctam caritatem.
Domine Deus eterne, recordare tue militiae pauperis Templi in gratia!
Domine, roagmus te, unifica totam christianitatem in veritate, nos qui convocasti et elegisti, frange mura qui separant nos.
Domine, rogamus te ut veniat dies ubi est una grex et unus pastor.
Dona nobis patientiam et fidelitatem, adiuva nos ut braveamus sicut convenit militi templi et pugnatori pro veritate tua, ut laudemus te cum gaudio et confiteamur nomen tuam semper."

Authentische Templergebete sind in den Prozessakten bei Michelet zu finden, einige Brüder haben sie den Inquisitoren vorgelegt, um ihre Rechtgläubigkeit zu demonstrieren.

Benedikt von Söllbach

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Gebete
« Antwort #18 am: 31. Oktober 2008, 07:49:26 »
Der einzelne Bruder betete doch eigentlich eh nur Paternoster oder Ave Maria - oder?
Die "schwereren" Gebete kamen doch nur während eines Gottesdienstes (während den Horen) unter Anleitung zum Einsatz?
Probate spiritus si ex Deo sunt. ("Prüfet den Geist, ober er von Gott kommt" - Paulus)
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Sareth

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Gebete
« Antwort #19 am: 31. Oktober 2008, 08:03:11 »
Genau, Beni. Die echten Elemente des Stundengebets NUR für die Priester! Und halt während der Messe - aber da hatte schliesslich zu den Zeiten die Gemeinde auch nur 'Amen' zu sagen *smoky*

Johannes vom Gollenstein

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Gebete
« Antwort #20 am: 31. Oktober 2008, 13:37:37 »
Das Ordensgebet ist aus neuerer Zeit? Interessant!
Vielen Dank an Sareth für die Übersetzung!

Und wie war das nun mit dem Rosenkranz? Nur Paternoster??
Und wo kommt das Ave Maria zum Einsatz? Gleich dem Paternoster?

Sareth

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Gebete
« Antwort #21 am: 01. November 2008, 10:31:22 »
Also der Rosenkranz stammt meines Wissens in der heutigen Form erst aus dem 13. Jh., der ist von den Franziskanern eingeführt worden. Solche Gebetsschnüre gab es aber vorher schon, nur in etwas anderer Form und Reihung. Müsst ihr mal bei Wikipedia nachgucken für die genauen Daten.

Das Paternoster ist natürlich das Urgebet der Christen und damit das Älteste, stammt ja von Jesus selbst, das Ave Maria ist etwas jünger, stammt aus dem 11, bwz. 12. Jh..

Hier poste ich noch mal den Artikel zum Thema 'Stundengebet' aus meinem Lexikon:

"In der ursprünglichen Ordensregel ist präzisiert, daß die Templer verpflichtet seien, am vollständigen religiösen Dienst, wie ihn die Regularchanoniker von Jerusalem vollziehen, teilzunehmen. Sie sollten das Stundengebet (Matutin, Laudes, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper und Komplet) sitzend hören, mit Ausnahme des ersten Teils der Matutin: dem Psalm Venite und dem Hymnus, sowie der gesamten Laudes. Konnten sie das Stundengebet aufgrund ihrer Verpflichtungen nicht hören, waren sie angehalten, stattdessen Vaterunser zu beten: 13 anstelle der Matutin, je 7 für die Terz, Sext und Non, 9 für die Laudes und 9 für die Vesper, sowie zusätzlich die entsprechende Anzahl für das Stundengebet zu Ehren der Jungfrau Maria. Die Konventualstatuten spezifizierten: für die Matutin 24 Vaterunser, und anschliessend für die Prim weitere 14 noch vor der Konventsmesse, nach der Messe gleich anschliessend die Terz und die Sext mit 28 Vaterunsern. Am Nachmittag folgten die Non mit 14 und die Vesper mit 18 Vaterunsern und die Komplet mit 14. Ausserdem kamen noch 60 Vaterunser vor dem Mittag hinzu 'zu Ehren der lebenden und toten Brüder'. Normalerweise konnten nur die Kapläne das lateinische Stundengebet anhand des Breviers beten, die übrigen Brüder hörten den Kaplänen zu. Anders als in der Regel des Deutschen Ordens -- obwohl jene auf der Templerregel basiert -- findet man in letzterer keine Erwähnung von Laienbrüdern, die das Offizium auf Latein singen konnten."

LG,

Wedumir

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Gebete
« Antwort #22 am: 01. November 2008, 15:17:55 »
Das wirkt auf mich ziemlich inflationär.
Da wird ja das einzelne Gebet entwertet, weil es kaum noch mit Ernst und Inbrunst gesprochen wurde, denke ich. Mir zumindest würde das nach kurzer Zeit so gehen. *runterleier*

Allerdings kann ich nur bedingt mitreden, weil ich in katholischer Glaubensausübung keine Praxis habe.
Suilad o Wedumir - Grüße vom Waldschrat

*Die Feder ist ... schmächtiger als das Schwert*

Sareth

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Gebete
« Antwort #23 am: 02. November 2008, 11:40:46 »
Das war leider im Mittelalter und später ein großes Problem, daß man glaubte,die Masse machts. Kann man z. Teil auch heute noch in Klöstern erleben :(, heute allerdings, weil die sich alle so mit weltlichen Tätigkeiten überfrachten (Schuldienst etc.), das für das kontemplative Leben keine Zeit mehr bleibt....

Naja, ich habs am eignen Leib erfahren, den Rosenkranz in 18 Minuten - ich konnte gar nicht so schnell Luft holen. Alles zack, zack. Das war mit der Hauptgrund für mich, mich vom Klosterleben zu verabschieden. :(

Benedikt von Söllbach

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Gebete
« Antwort #24 am: 20. November 2008, 14:11:03 »
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Eusebius von Cammin

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Gebete
« Antwort #25 am: 27. November 2008, 16:30:19 »
Das Schott-Messbuch ist strenggenommen nur bedingt brauchbar, da es den Stand der Liturgie nach dem Tridentinum wiedergibt. In die tridentinische liturgie sind aber die Reaktionen auf die Reformationen und Kirchenspaltungen des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit schon eingeflossen.
Die Liturgie war nach heutigem Forschungsstand ausser in den Orden im Hochmittelalter noch keineswegs einheitlich, lediglich bestimmte elemente und Formen waren, soweit theologisch begründet überall gleich.

Es ist davon auszugehen, dass die Templer von ganz wenigen ausnahmen abgesehen, die lateinische sprache zumindest auf dem Niveau des kleinen Latinums beherrschten. Demzufolge war es ihnen auch möglich, der Liturgie entsprechend zu folgen und mitzuwirken. Sicher war die beteiligung des Einzelnen an der Liturgie innerhalb der Orden wesentlich stärker als in der tridentinischen messe, was alleine schon dadurch zu erkennen ist, dass Psalmen und Hymnen als Antiphon, also als Wechselgesang gesungen wurden. Gesprochen dürften nur die Lesungen worden sein, die nicht den Umfang hatten wie heute. Predigten spielten in den Orden wohl schon damals keine grosse Rolle.

Was die Gestaltung der Horen angeht, so dürfte da wohl die Form der Augustiner-Chorherren Vorbild gestanden haben, wobei, wenn man speziell die katalanischen statuten (Handschrift von Barcelona) zu Rate zieht, die Horen keineswegs als obligatorische Pflichtübung gesehen wurden, denn die Brüder Kaplane sollten dafür Sorge tragen, dass die Brüder nicht zu oft den horen fern blieben, oder modern gesprochen, sie sollten dafür sorgen, dass sie nicht immer alleine beten musten.

Das Ordensgebet ist offensichtlich neuzeitlich, auch die heute üblichen Gebete der römischen Kirche sind nur bedingt tauglich, da sie seit dem HMA teils gekürzt, teils erweitert wurden.

Gängig dürfte das Credo Nicäano-konstantinopolitanum, das Pater Noster, das Ave Maria sowie die anderen marianischen hymnen und vor allem die Psalmen gewesen sein.

Ich arbeite gerade an einem Gebetbüchlein für unsere Komthurey, das, wenn es fertig ist, bei mir erworben werden kann. Ich werde dann nochmal hier darauf hinweisen.
Te Deum laudamus. Te Dominum confitemur.
Te aeternum patrem omnis terra veneratur.
Tibi omnes Angeli, tibi caeli et universae potestates:
Tibi cherubim et seraphim incessabili voce proclamant:
Sanctus Dominus Deus Sabaoth.

Johannes vom Gollenstein

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Gebete
« Antwort #26 am: 15. Januar 2009, 11:21:47 »
Eine Frage an die Lateinkundigen:
Ich würde mir gerne das Paternoster auf Latein aneignen, habe aber Probleme mit der Aussprache.
Kann mir jemand ein paar Grundlegende Tips geben?
Besonders zu schaffen machen mir das "C" sowie die "AE" Kombinationen.

Außerdem suche ich noch ein adäquates Tischgebet. Ideen?

William

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Gebete
« Antwort #27 am: 15. Januar 2009, 11:28:49 »
Hallo Bruder Johannes,

ich kann da nur von meinem Lehrer ausgehen - aber ob das nun allgemeingültig ist kann ich nicht sagen!

Demnach wird das C überwiegend(immer?) als K ausgesprochen und das AE als scharfes Ä.

Aber da Latein eine tote Sprache ist und wohl auch je nach Muttersprache Unterschiede bestehen, bin ich mir oft selber nicht sicher! *smoky*


Gruß

William
Ist es nicht klüger zu akzeptieren, dass man nichts Genaues weiß, als sich auf tönernen Füßen Wahrheiten aufzubauen?

Eusebius von Cammin

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Gebete
« Antwort #28 am: 15. Januar 2009, 12:17:14 »
Es ist von Sprachraum zu Sprachraum unterschiedlich, wie die Latein-Aussprache gelehrt wird und selbst im deutschen Sprachraum scheint da keine Einigkeit zu bestehen.

Ich persönlich orientiere mich an anderen romanischen Sprachen, was einerseits zwar eine inkonsequente, andererseits aber lebendig klingende Aussprache ergibt.

meine Aussprache des Pater noster lautet etwa so:

    Pater noster, kwi es in kaelis:
     sanktifizetur Nomen Tuum;
     adveniat Regnum Tuum;
     fiat voluntas Tua,
     sikut in kaelo et in terra.
     Panem nostrum kotidianum da nobis hodie;
     et dimitte nobis debita nostra,
     Sikut et nos dimittimus debitoribus nostris;
     et ne nos indukas in tentazionem;
     sed libera nos a Malo.
     (Kwia tuum est regnum et potestas et gloria
     in säkula säkulorum.)
     Amen.


Und nun nochmal das Ave maria:

   Ave Maria, grazia plena,
    Dominus tekum.
    Bene-dikta tu in mulieribus,
    et bene-diktus fruktus ventris tui, Iesus.
    Sankta Maria, Mater Dei,
    ora pro nobis pekatoribus, (nunk et in hora mortis nosträ).
    Amen.
Te Deum laudamus. Te Dominum confitemur.
Te aeternum patrem omnis terra veneratur.
Tibi omnes Angeli, tibi caeli et universae potestates:
Tibi cherubim et seraphim incessabili voce proclamant:
Sanctus Dominus Deus Sabaoth.

Johannes vom Gollenstein

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Gebete
« Antwort #29 am: 15. Januar 2009, 17:23:21 »
Danke Eusebius, das hilft mir weiter!
Ich hatte mir schon gedacht, dass man sich an den romanischen Sprachen orientieren kann, da dort die Aussprache des "C" auch variabel ist.
Sehe ich das richtig, bei dir ist ein AE getrennt zu spechen? Also nicht als Ä?

@Wiliam
Das Problem mit dem "überwiegend" war genau der Knackpunkt, überwiegend ist ja nicht immer...