Autor Thema: Templer in anderen Ordensgemeinschaften  (Gelesen 8369 mal)

Johannes vom Gollenstein

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Templer in anderen Ordensgemeinschaften
« am: 07. Februar 2018, 22:17:50 »
Wäre es denkbar bzw. gibt es Belege dafür, dass Templer in anderen Ordensgemeinschaften aufgenommen wurden?

Mögliche Gründe wären vorgerücktes Alter, ohne die Möglichkeit, in der bisherigen Komturei zu verbleiben.
Oder wenn ihre Komturei nicht mehr existent war und keine andere Templerniederlassung "verfügbar" war (unwahrscheinlich, sicher, aber nicht unmöglich)?

Ich meine explizit rein klerikale Orden wie Benediktiner u. ä., keine Ritterorden.

Wenn ja, hätten die Templer ihren eigenen Ordenshabit auch weiterhin getragen?

Ich glaube, irgendwo mal etwas in dieser Richtung gelesen zu haben, kann es aber nicht mehr finden...
« Letzte Änderung: 08. Februar 2018, 08:26:30 von Johannes vom Gollenstein »

Benedikt von Söllbach

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Re: Templer in anderen Ordensgemeinschaften
« Antwort #1 am: 10. Februar 2018, 19:14:38 »
Wenn ich nicht irre, ich habe die Regeln nicht mehr so präsent im Kopf wie früher einmal, gab es nur die Möglichkeit, in einen strengeren Orden zu wechseln, und auch nur, wenn die Oberen und das Kapitel zustimmten. Ansonsten würde ich erstmal davon ausgehen, das sie in ihrem Stammhaus alt wurden.
In der Kampfzone sollte man möglichst zu den Hospitalitern gehen, aber ich denke nicht, dass man bleiben durfte, sondern bei nächster Gelegenheit in ein anderes Haus geschickt wurde.
Bei Verlust an Land in Outremer überlebten wohl viele diesen Niedergang ihres Hauses nicht, oder wurden gefangen ( und überlebten auch das nicht), im Abendland gab es aufgrund des plötzlichen Endes das Problem vermutlich nicht.

Das wären meine Gedanken dazu...
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William

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Re: Templer in anderen Ordensgemeinschaften
« Antwort #2 am: 11. Februar 2018, 11:57:57 »
Ich bin auch etwas eingerostet was die Regeln angeht, aber entscheidend ist die Frage ob vorübergehend oder dauerhaft!

Vorübergehend, z.B. zum Übernachten auf Reisen sicherlich und auch auf dem Schlachtfeld war es möglich wenn sie nicht zu ihrem Kontingent durchkommen konnten.

Dauerhaft - wie Beni schon sagte nur in einen strengeren Orden. Ob damit dann nur Ritterorden gemeint waren oder auch rein klerikale Orden kann ich spontan nicht sagen. Ich könnte mir aber schon vorstellen, das ein "Rentner" der nicht mehr kämpfen kann und sich ganz und gar dem klerikalen Weg, bis zu seinem Tod, zuwenden wollte dies konnte.

Ein Hinweis darauf ist die Papstbulle die lange nach der Auflösung des Ordens verbreitet wurde und die ehemaligen Templer, die in ein ziviles Leben geflohen waren dazu auffordert sich einem anderen Orden anzuschließen, da ihr Gelöbnis an Gott nicht mit der Auflösung endet sondern weiterhin gilt. Ich glaube dort wurde nicht explizit erwähnt welchem Orden sie sich anschließen sollen. Ob es also generell möglich war oder nur unter bestimmten Vorrausetzungen kann ich nicht sagen. Ausnahmen wie z.B. der Wechsel zum Lazarusorden sind ja bekannt.

Aber wenn sie dauerhaft zu einem anderen Orden gegangen sind, werden sie dort auch die entsprechende Ordenstracht getragen haben - siehe Lazarusorden. Nach der Auflösung des Ordens sowieso, da die Templerinsignien verboten waren.

Wenn ein solcher Ordenswechsel möglich war (und die Regel gibt ja die Möglichkeit mit dem strengeren Orden vor!), wäre es noch interessant zu wissen, welchen Status ein ehemaliger Ordensritter dann wohl in einem rein klerikalen Orden hatte! Laienbruder oder Kleriker?

Gruß
Will
Ist es nicht klüger zu akzeptieren, dass man nichts Genaues weiß, als sich auf tönernen Füßen Wahrheiten aufzubauen?

Johannes vom Gollenstein

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Re: Templer in anderen Ordensgemeinschaften
« Antwort #3 am: 11. Februar 2018, 18:50:09 »
Danke euch sehr!
Interessante Ansätze!

Besonders die Frage nach dem Status im neuen Orden ist interessant. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass ein Ritterbruder in den Stand eines Laien versetzt werden sein sollte.
Der Status der damaligen Laienbrüder war ja nicht vergleichbar mit der heutigen Definition des Begriffs, die standen ja deutlich unter den "Chormönchen".

Benedikt von Söllbach

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Re: Templer in anderen Ordensgemeinschaften
« Antwort #4 am: 14. Februar 2018, 23:44:55 »
Nach allem, was ich bisher weiß,  sind alle Brüder (die Kapläne ausgenommen) auch im Templerorden "Laien", das sieht man u.a. an den Anweisungen der Regel, wie sie sich im Gottesdienst verhalten sollten.
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Benedikt von Söllbach

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Re: Templer in anderen Ordensgemeinschaften
« Antwort #5 am: 11. März 2018, 17:42:16 »
Hallo, hab eine der Regelstellen grade zufällig gelesen, Art. 474 bestimmt, dass die Zustimmung des Meisters notwendig ist.
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Re: Templer in anderen Ordensgemeinschaften
« Antwort #6 am: 12. März 2018, 12:05:43 »
Nach allem, was ich bisher weiß,  sind alle Brüder (die Kapläne ausgenommen) auch im Templerorden "Laien", das sieht man u.a. an den Anweisungen der Regel, wie sie sich im Gottesdienst verhalten sollten.

Jup - so ist es im Templerorden, bzw. bei allen Ritterorden.

Aber wenn ein Ritter in ein rein klerikales Kloster geht, wäre es ja trotzdem wieder ein Adeliger (zumindest ritterbürtig) - hätten die dann nicht nach dem mittelalterlichen Weltbild automatisch eine höhere Position?
So wie Zweitgeborene, die in den Dienst der Kirche (gut Kirche ist nicht Kloster!) treten um dort Karriere zu machen? (Natürlich müssten sie dann erst die entsprechende "Ausbildung" durchlaufen, um dann weiter aufzusteigen - oder?)

Also würde nicht eher wieder die frühere weltliche Stellung auch über die Stellung im Orden bestimmen?
Oder gilt das nur für die römisch katholische Kirche und nicht für klerikale Ordensgemeinschaften?
« Letzte Änderung: 12. März 2018, 12:10:00 von William »
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Benedikt von Söllbach

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Re: Templer in anderen Ordensgemeinschaften
« Antwort #7 am: 19. März 2018, 22:47:25 »
Vorstellen kann ich mir schon, dass der neue/gewechselte Bruder eine entsprechende Position bekommen hat; vermutlich aber nur, wenn das für den "Empfangenden" Orden hilfreich war. Aber ob das die "Norm" war? Immerhin muss man ja davon ausgehen, dass im Zielkloster die wichtigen Ämter bereits besetzt waren.
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Joan de Miravet

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Re: Templer in anderen Ordensgemeinschaften
« Antwort #8 am: 07. Juli 2018, 00:22:02 »
Im Königreich Aragon traten, nach der Auflösung des Templerordens und den Freisprüchen bei den Prozessen, die gegen die Templer in Tarragona und Tortosa durchgeführt wurden, einige den Johannitern bei
oder auch vornehmlich dem Orden der Calatrava, da er dem Templerorden geistig wie militärisch näher stand als der Johanniterorden.
Andere, auch aufgrund fortgeschrittenen Alters, zogen sich ins monastische Leben, meist bei den Cisterciensern, zurück oder verblieben in ihren ehemaligen Komtureien und erhielten eine Rente,
entsprechend ihrer zuvor bekleideten Position.
Am 10. Juni 1317 gründete Jaime II. den Orden von Montesa, verkündet durch die "Pia matris eclesia" von Pabst Johannes XXII bereits einen tag später, als direkte Nachfolge des Templerordens im Königreich Aragon/ Krone von Aragon.
In ihm wurden alle Güter der Templer und der Johanniter südlich des Ebro(Königreich Valencia)
zusammengelegt.

Procedentes de la Orden del Hospital:

    bailío de Cervera: Cervera, Sant Mateu, Traiguera (con Sant Rafael del Riu y el Mas dels Estellesos -desde 1655, Sant Jordi-, ambos hoy municipios independientes), Canet lo Roig, La Jana (cuyo término incluía el lugar de El Carrascal, hoy despoblado), Càlig, Rossell y Xert (término en el que se encontraban La Barcella y El Molinar pequeños núcleos hoy también desaparecidos);
    encomienda de Onda: Onda, con Tales (municipio independiente desde 1842) y Artesa, núcleo de población hoy en término de Onda.
    encomienda de Vilafamés: Vilafamés, con la Vall d’Alba y Sant Joan de Moró, hoy municipios;
    encomienda de Silla;
    encomienda de Sueca;
    villa de Montroi;
    encomienda de la Vall de Perputxent: Beniarrés y L’Orxa, con los actuales despoblados de Alquinència, Benillup, Benitàric y Perputxent, los dos primeros en el término municipal de Beniarrés y los dos segundos, en el de L’Orxa.
    dos alquerías en Borriana;
    casas y tierras en la ciudad de Valencia;
    bienes dispersos en Ademuz y Castielfabib;
    … y, según algunos autores, casa en Morella y algunos censos, vigentes todavía en el siglo XVI.

Procedentes de la Orden del Temple:

    encomienda de Peníscola: Peníscola, Benicarló y Vinaròs;
    encomienda de Xivert: Alcalà de Xivert, Alcossebre (hoy pedanía de Alcalà), Polpís (hoy municipio llamado Santa Magdalena de Polpís), Xivert y Castellnou (ambos antiguos lugares hoy despoblados en término de Alcalà);
    encomienda de Ares: Ares;
    encomienda de Culla: Culla, Benassal, Vistabella, Benafigos, Atzeneta, la Torre d’En Besora, Vilar de Canes, El Molinell, Corbó y El Boi (los tres últimos, antiguos lugares hoy despoblados, sitos respectivamente en los actuales términos municipales de Culla, Benassal y Vistabella);
    encomienda de Les Coves de Vinromà: Les Coves, Albocàsser, La Salzadella, Vilanova d’Alcolea, Tírig, La Serratella, La Torre d’En Doménech;
    bailío de Moncada: Moncada (con Binata, hoy despoblado); y Borbotó, Carpesa, parte de Massarrojos y algunas tierras en Benifaraig (todas estas poblaciones, en la actualidad, pedanías en el término municipal de la ciudad de Valencia);
    tres alquerías en Borriana;
    encomienda de la ciudad de Valencia: casas en el barrio de la Xerea -en torno al antiguo palacio del Temple-, tierras en las cercanías de la ciudad y bienes dispersos en Llíria y Dénia.

Bis zur offiziellen Einführung/ Bestätigung vergingen nochmals 2 Jahre bis zum 22. Juli 1319.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Großmeister des Calatravaordens Frey García Lopez de Padilla, wurden Führung des neuen Ordens in der Kapelle Santa Águeda des königlichen Palastes in Barcelona,
am 22. Juli 1319 in Anwesenheit des Königs Jaime II., Des Bischofs Barcelonas, der Abte der Ciestercienserklöster Santes Creus, Valdigna, Benifassá, einigen Rittern des Johanniterordens und des Ordens von Alfama,
von Frey Gonzalo Gomez als Kommandant des Calatravaordens in Alcaniz, ausgestattet mit allen Vollmachten des Meisters vom Calatravaorden an Frey Guillem de Eril, Galcerán de Bellera und Erimau de Eroles Übergeben.
Im nachhinein wurde vom Abt  des Klosters Santes Creus, Frey Pere Alegre und einer päpstlichen Delegation, Guillem de Eril wurde zum ersten Meister des Ordens von Santa Maria de Montesa ernannt.
Damit schaffte König Jaime II auch ein vom Pabst abgesegnetes Gegengewicht zu den Johannitern die durch die Übernahme den ehemaligen Templerbesitzungen ihre Vormachtstellung ausbauen konnten.
Nach den Templerprozessen von Salamanca in Kastilien-Leon, Zentralspanien, und der auch dort festgestellten Unschuld, traten dort die Meisten ehemaligen Tempelritter dem Orden der Calatrava bei
oder zogen weiter nach Portugal um sich dort dem in Christusorden umgetauften Templerorden anzuschließen.

Ich hoffe ich konnte etwas helfen was Spanien angeht!
 
« Letzte Änderung: 10. Juli 2018, 13:19:02 von Joan de Miravet »